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Christoph Möllers erhält Leibniz-Preis 2016

Preisverleihung am 1. März 2016 in Berlin

Christoph Möllers, Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), erhält als einer von 10 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2016 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der Preis ist mit 2,5 Millionen Euro dotiert.

Christoph Möllers

Christoph Möllers
Abbildung: Maurice Weiss/OSTKREUZ

Den Leibniz-Preis 2016 erhält Christoph Möllers für seine herausragenden Arbeiten zum Öffentlichen Recht, insbesondere zum Verfassungsrecht. Sie spannen einen weiten Bogen von der Theorie und Geschichte des deutschen Staatsdenkens über die Gewaltenteilung und Demokratietheorie bis hin zur Religionsfreiheit und zur Verfassungsgerichtsbarkeit. Seine Schriften wie Staat als Argument, Die drei Gewalten oder Das entgrenzte Gericht setzen nicht nur für die Rechtswissenschaften neue Maßstäbe, sondern werden auch in den Sozial- und Kulturwissenschaften breit rezipiert und genießen sowohl im deutschsprachigen Raum als auch im Ausland hohe Reputation und weite Verbreitung.

„Es ist eine wirklich große Ehre und eine Verpflichtung, einen solch großen Preis wissenschaftlich fruchtbar anzulegen“, sagt Christoph Möllers. „Ich hatte in meiner Karriere immer großes Glück, insbesondere darin, viele Leute zu treffen, die mich auf ergiebige Fragestellungen gebracht haben und die sich umgekehrt für meine Themen interessieren, nicht zuletzt auch die vielen so schlauen Studierenden hier an der HU. Ich muss nun erst einmal genau darüber nachdenken, wie ich diese neuen Möglichkeiten nutzen kann. Es könnte darum gehen, die Rechtswissenschaften, die stets und aus guten Gründen mit ihrer Wissenschaftlichkeit hadern, auf eine reflektierte Art mit den Herausforderungen quantitativer Forschung zu konfrontieren.“

Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft

„Wir freuen uns alle sehr, dass Christoph Möllers den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2016 erhält“, sagt Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der HU. „Seine Forschung ist beeindruckend interdisziplinär angelegt, sie spürt komplexen Zusammenhängen von Recht, Gesellschaft und Staat nach. Die Arbeiten von Christoph Möllers münden oft in Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft. Die Anzahl seiner bedeutenden Publikationen und sein internationales Renommee sind herausragend. Dass erneut ein Leibniz-Preis an die Humboldt-Universität zu Berlin geht, steht für ihre international sichtbare Exzellenz in der Forschung.“

Seit 2012 erhielten Wissenschaftler der HU den Leibniz-Preis in der Neurophysiologie, der Biophysik, in den Literaturwissenschaften und nun auch in den Rechtswissenschaften.

Christoph Möllers verbindet rechtliche und gesellschaftliche Herausforderungen: Er zeigt, wie man philosophische, politikwissenschaftliche, literaturwissenschaftliche oder historische Erkenntnisse nutzen kann, um die Rechtsdogmatik weiterzuentwickeln. Er eröffnet damit nicht nur der deutschen Rechtswissenschaft einen zukunftsweisenden Weg, sondern positioniert sie prominent in der internationalen Diskussion.

Zukunftsweisende Schriften

Sein wissenschaftliches Programm liegt bereits seiner Dissertation zu Grunde. Unter dem Titel Staat als Argument arbeitete Möllers aus der Perspektive heutiger Fragestellungen die Geschichte des deutschen Staatsdenkens der letzten 120 Jahre auf. Für eine Geisteswissenschaft ist diese Aneignung der eigenen Geschichte unerlässlich; jede Generation muss sie neu erledigen. Möllers Schriften haben sich als allgemein anerkanntes Bindeglied zwischen den aktuellen Fragen und dem historischen Literaturbestand etabliert. Der Band Der vermisste Leviathan - Juristische Staatstheorie in der Bundesrepublik arbeitete die Erkenntnisse der Dissertation für ein interdisziplinäres und auch allgemeines Publikum so auf, dass damit die Rechtswissenschaft einen Beitrag zur allgemeinen Debatte leistete. Bereits diese Arbeit fand internationale Anerkennung und ist in Form von wissenschaftlichen Artikeln in den internationalen Diskurs eingegangen.

Ganz ähnlich ist die Logik der Habilitationsschrift Gewaltengliederung - Legitimation und Dogmatik im nationalen und übernationalen Rechtsvergleich. Diese Schrift trägt wichtige Erkenntnisse von Jürgen Habermas’ Faktizität und Geltung in die öffentlich-rechtliche Theorie und Dogmatik. Vor allem aber gelingt es Möllers darin, die supranationale und internationale Einbindung Deutschlands in einer leistungsfähigen Theorie der Gewaltenteilung begrifflich zu fassen. Auch dieses Werk gehört inzwischen zu den am häufigsten zitierten Texten, wenn es darum geht, das Zusammenspiel verschiedener Organe auf verschiedenen Hoheitsebenen zu verstehen und auszurichten.

Über den Preisträger

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen, München und Chicago wurde Christoph Möllers im Jahr 2000 mit einer methodenkritischen Arbeit an der LMU München promoviert und hat sich 2004 mit einer vergleichenden Untersuchung zur Theorie der Gewaltenteilung an der Universität Heidelberg habilitiert. Nach Professuren an der Universität Münster und der Universität Göttingen ist er seit 2009 Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der HU. Von 2011 bis 2014 war er Richter im Nebenamt am Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Seit April 2012 ist er Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Programms Recht im Kontext (gemeinsam mit Tatjana Hörnle und Gerhard Wagner). Er leitete zwischen 2011 und 2014 das Teilprojekt C 14 – Ästhetisches und juridisches Urteilen – am Sonderforschungsbereich (SFB) 626 der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er war Gastprofessor in Budapest, Paris und Princeton. Seine Bücher sind oder werden ins Englische, Französische, Chinesische und Japanische übersetzt. Seine neueste Monographie Die Möglichkeit der Normen erschien im September 2015.

Über den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG vergeben. Er zeichnet herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Forschungen auf allen Gebieten der Wissenschaft aus. Sie erhalten mit dem Preis in der Regel ein Preisgeld von jeweils 2,5 Millionen Euro, das sie in einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre wissenschaftliche Arbeit verwenden können.

Die Preisverleihung findet am 1. März 2016 in Berlin statt.

Bisherige Preisträger der HU

Weitere Informationen

Kontakt

Hans-Christoph Keller
Humboldt-Universität zu Berlin
Leiter der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel.: 030 2093-2946
hans-christoph.keller@hu-berlin.de