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„Ich bin stolz auf das Institut, an dem ich arbeite“

80 Angehörige des Geographischen Instituts bieten Begegnungskurse für Geflüchtete aus der nahe gelegenen Sporthalle an. Ein Gespräch mit Mohsen Makki

MakkiAbbildung: Mohamed Ali Mohamed

Anfang des Jahres wurde die Sporthalle an der Merlitzstraße in Adlershof zu einer Flüchtlingsunterkunft für 350 Menschen umfunktioniert. Etwa 80 Studierende, Mitarbeiter und Wissenschaftler des Geographischen Instituts engagieren sich seitdem ehrenamtlich.

Herr Dr. Makki, das Geographische Institut hat schnell und im breiten Umfang die Initiative ergriffen, wie kam es dazu?

Ich wurde während des Einzugs in die Unterkunft von einem Studierenden gefragt, ob ich nicht helfen und zum Übersetzen ins Heim gehen könnte. Das habe ich getan. Ich habe dann zusammen mit meinen Kollegen Dagmar Wörister, Sylvana Jahre, Barbara Richter, Sebastian Schlüter, Mohammed Ali Mohammed und Robert Kitzmann einen Aufruf am Institut gestartet. Der Rücklauf war enorm. Ich bin zurzeit sehr stolz auf das Institut, an dem ich arbeite.

Welche Aufgaben übernehmen die ehrenamtlichen Helfer?

Wir haben Gespräche mit Flüchtlingsgruppen aus dem Heim geführt, um herauszubekommen, welche Bedürfnisse sie haben. Daraus haben sich zwei Ziele ergeben: Zum einen wollen wir den Geflüchteten den Zugang zur deutschen Gesellschaft erleichtern, indem wir in Begegnungskursen Sprachkenntnisse, aber auch ein breites Wissen über Berlin vermitteln. Zum anderen wollen wir uns um Menschen kümmern, die gerne studieren möchten.

Wie viele Teilnehmer sind in den Kursen und wie ist ihr Bildungshintergrund?

An den Begegnungskursen nehmen 80 Geflüchtete teil. Der Bildungshintergrund ist sehr heterogen, unter ihnen sind Analphabeten, aber auch Gymnasiasten und Leute mit Studienabschluss. Die meisten Teilnehmer sind Männer. Wir bieten aber auch einen Kurs von Frauen für Frauen an. Es gibt auch eine Kinderbetreuung während der Kurszeit.

Was passiert in den Kursen?

Am Anfang der Veranstaltung vermitteln mein Kollege Dr. Mohamed Ali Mohamed und ich Wissen über Berlin auf Arabisch und Farsi. Jeweils zwei Studierende kümmern sich dann um vier Teilnehmer und geben Sprachunterricht. Wir möchten auch einen 300-Punkte-Katalog machen, mit dem sich jeder Flüchtling in Berlin zurechtfinden kann.

Welche Unterstützung planen  Sie für Studieninteressierte?

Wir arbeiten hier eng mit der Studienabteilung zusammen. Uns ist wichtig, dass wir den Interessierten vermitteln, wie und wo sie schnell an Informationen kommen, damit sie in ihrer akademischen Laufbahn keine Zeit verlieren. Außerdem möchten wir sie, wenn sie einen Studienplatz an der HU erhalten, weiterhin begleiten und ihnen bei den alltäglichen Herausforderungen bei Bedarf zur Seite stehen. Es sind bisher acht Personen, die sich für ein Studium interessieren.

Herr PD Dr. Mohsen Makki ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Geomorphologie / Bodengeographie / Quartärforschung am Geographischen Institut und ist selbst aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet.

Wer helfen möchte, kann sich bei ihm unter der Adresse makki@hu-berlin.de melden.

Kugelschreiber, Blöcke und Schultaschen für die rund 100 Kinder in der Unterkunft werden gerne als Spende entgegengenommen.

Das Interview führte Ljiljana Nikolic

Jeden zweiten Donnerstag  von 10 bis 12 Uhr, in ungeraden Wochen gibt es offene Sprechstunden für Geflüchtete am Campus Adlershof, Campusbüro (nächste Termine: 17.03., 31.03., 14.04., 28.04.)

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