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Globaler Wandel hat viele Gesichter

Drei Bilder vom Fotoprojekt „My m² Earth“ am IRI THESys ausgezeichnet

Wie sieht globaler Wandel aus? Auf den rund 510 Billionen Quadratmetern der Erdoberfläche hinterlässt der Mensch seine Spuren, von Naturzerstörung und Klimawandel über Bevölkerungs- und Städtewachstum bis hin zu steigendem Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeitsinitiativen. Wie solch globale Phänomene im eigenen Alltag sichtbar werden, danach hat das partizipative Fotoprojekt „My m² Earth“ gefragt. Zwischen Oktober 2015 und März 2016 waren Bürger, Wissenschaftler und Studierende dazu aufgerufen, ihre Bildmotive in einem Online-Portal einzustellen. 78 Bilder von 53 Fotografinnen und Fotografen sind im Projektverlauf eingegangen. Sie zeigen die Vielfalt des Wandels auf allen fünf Kontinenten, jedes Bild steht dabei symbolisch für einen Quadratmeter Erde.

Eine dreiköpfige Jury am Integrativen Forschungsinstitut zu Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen (IRI THESys) an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) hat nun drei gleichrangige Gewinnerfotos gekürt. „Nicht die technische Professionalität war entscheidend, sondern die Bildbotschaft und der persönliche Blick“, erklärt Anne Dombrowski, Wissenschaftskommunikatorin am Institut. „Neugierig waren wir dann auch, wer hinter den Fotos steckt. Die Identität der Teilnehmer nicht zu kennen, ist oft ein Charakteristikum offener online-Projekte.“

"Klimawandel betrifft uns alle"

Eine der Gewinnerinnen ist die 31jährige Margoth González Woge aus Mexiko, die seit drei Jahren in Donostia-San Sebastián in Spanien lebt. Ihr Bild „Our extended summer“ sieht aus wie aus dem Neckermannkatalog: Ball spielen am Strand, azurblaues Wasser und eine begrünte Insel im Hintergrund. Margoth González Woge hat es ursprünglich für Facebook gemacht, um ihren Freunden im Ausland zu zeigen, wie heiß es im Norden des Landes noch kurz vor Weihnachten war. „Klimawandel betrifft uns alle, aber eben auf völlig unterschiedliche Weise“, so die Doktorandin, die im Bereich Technikphilosophie promoviert. „Während die einen unter Trockenheit und Dürre leiden, genießen die anderen einen verlängerten Sommer.“ Das werfe Fragen nach Klimagerechtigkeit auf. Das ethische Dilemma war auch Grund für Jury-Mitglied Dr. Iago Otero, das Bild auszuwählen.

Dass andernorts das Wasser knapp wird, zeigt das Bild „The waterway“ des Brasilianers Rafael Rodrigues Camargo. Die self-made-Konstruktion aus verknoteten Rohren, Schläuchen und Ventilen hat der 28jährige während eines Urlaubs in Griechenland entdeckt. „Wasser ist das Element des Lebens“, so der Höhlenforscher und Umweltgutachter, der derzeit in Berlin Umweltplanung studiert. „Nicht alle Menschen haben Zugang dazu und müssen sich etwas einfallen lassen.“ Die Jury fand das Motiv besonders originell. Es zeige auf humorvolle Weise, wie die Menschheit angesichts globalen Wandels improvisieren müsse.

Wissenschaft und Gesellschaft näher zusammenbringen

Wie die wachsende Weltbevölkerung ernährt werden soll, danach fragt das Bild „Don't look just at us!“ Es zeigt eine Rindermastfarm in Brasilien und zwingt den Betrachter zum Blickkontakt mit den Tieren der Herde. Das daraus resultierende intensive Bilderleben, bei dem es einem durchaus unwohl werden kann, hat die Jury überzeugt. Die Aufnahme stammt ebenfalls von Rafael Rodrigues Camargo, der im anonymisierten Verfahren gleich für zwei seiner Uploads ausgezeichnet wurde.

Das Projekt „My m² Earth“ wurde vom IRI THESys der HU in Kooperation mit dem Deutschen Komitee für Nachhaltigkeitsforschung in Future Earth initiiert, um Wissenschaft und Gesellschaft näher zusammenzubringen – eine unabdingbare Voraussetzung, um Wandel in Richtung Nachhaltigkeit gemeinsam gestalten zu können. Dass visuelle Kommunikation Menschen für Nachhaltigkeitsthemen sensibilisieren kann, darin sind sich auch die beiden Gewinner einig. Margoth González Woges Plädoyer lautet: „Fotos für Umweltbildung!“

Weitere Informationen

Online-Ausstellung mit allen Bildmotiven
Website von IRI THESys

Kontakt

Anne Dombrowski
Humboldt-Universität zu Berlin

anne.dombrowski@hu-berlin.de
Tel.: 030 2093-66334