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Indogermanistik feiert 200-jähriges Jubiläum

1816 begründete eine bahnbrechende Arbeit von Franz Bopp die Indogermanistik. Ihren Ursprung hat sie in Berlin.

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Franz Bopp und der indogermanische Sprachraum. Abbildung: Jörg Wachtel (Karte)/UB der HU zu Berlin, Porträtsammlung: Franz Bopp

Aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums der Indogermanistik findet an der Humboldt-Universität zu Berlin (16. bis 18. Mai) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena (18. bis 20. Mai) in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig eine gemeinsame Tagung mit internationaler Besetzung statt.

Dabei werden Wissenschaftler von Japan bis Amerika sowohl die aktuellen Fragestellungen des Faches diskutieren als auch die Wissenschaftsgeschichte dieses inhaltsreichen Faches untersuchen.

Die Indogermanistik, auch Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft oder Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft, erblickte das Licht der Welt im Jahre 1816. In diesem Jahr erschien die bahnbrechende Arbeit von Franz Bopp, dem späteren Ordinarius für orientalische Literatur und allgemeine Sprachkunde an der Berliner Universität, mit dem etwas sperrigen TitelÜber das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Ver­gleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache“.

Hälfte der Menschheit spricht indo­ger­manische Spra­che

Ein Porträt von Franz Bopp

Der Stammbaum der indogermanischen
Sprachen. Abbildung: Jörg Wachtel

In diesem Buch lieferte Bopp den methodischen Nachweis, dass diese Sprachen von einer gemeinsamen früheren Sprachstufe abstammen und ihre Ähnlichkeit auf genetischer Verwandtschaft beruht. Dies gelang ihm anhand der systematischen Darstellung des Verbalsystems der untersuchten Sprachen – und nicht nur, wie bisher andere Forscher, anhand einzelner Wörter.

„Wir werden aktuelle Fragestellungen des Faches diskutieren. Es geht vor allem die Semantik und Syntax verschiedener indogermanischer Sprachen sowie einige sehr spezifische Einzelthemen wie Etymologie beziehungsweise die Herkunft von Wörtern“, sagt Sabine Ziegler, Gastprofessorin für Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft an der HU und Organisatorin der Tagung.

Zur indo­germa­nischen Sprach­fa­milie gehören die meisten der heu­te ge­sproche­nen Spra­chen Euro­pas und ei­nige Spra­chen des Vor­deren Orients (zum Beispiel Per­sisch) und Süd­asiens (zum Beispiel Hindi und Urdu). Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Niederländisch und Französisch haben sich durch die Kolonisation in viele Gebiete der Erde verbreitet, so dass inzwischen etwa die Hälf­te der ge­samten Mensch­heit eine indo­ger­manische Spra­che spricht.

Wanderausstellung in Berlin und Jena

Wie kaum ein anderes geistes­wissenschaftliches Fach verbindet die Indogermanistik eine größere Anzahl von Einzel­philologien, darunter Germanistik, Latinistik, Gräzistik, Indologie, Keltologie und Orientalistik, indem sie sprachwissenschaftliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Einzelsprachen, aber – damit verbunden – auch zwischen den Literaturen sowie gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Gegebenheiten dieser Einzelsprachen untersucht.

Anlässlich der Tagung wird in Zusammenarbeit mit dem in Jena gegründeten Verein „Sprachwissenschaft im Dialog“ eine Ausstellung zur Indogermanistik und ihrer Teilgebiete sowohl in Berlin als auch in Jena gezeigt und ist als verleihbare Wanderausstellung für die interessierte Öffentlichkeit konzipiert.

Weitere Informationen

Kontakt

Für die Tagung: Prof. Dr. Sabine Ziegler
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Arbeitsstelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena
Lehrstuhl für Indogermanistik
Gastprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin
Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft
ziegler@saw-leipzig.de

Für die Ausstellung: Dr. Bettina Bock
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
bettina.bock@uni-jena.de