Neues Habitat für Biologen
Abbildung: Feierliche Eröffnung des Rhoda-Erdmann-Hauses. Von links nach rechts: Prof. Dr. Bernhard Grimm, Dekan der Lebenswissenschaftlichen Fakultät, HU-Präsidentin Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Prof. Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin Foto: Ralph Bergel
Der lebenswissenschaftliche Campus Nord der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) gewinnt weiter an Sichtbarkeit und Identität. Wesentlich trägt dazu die bauliche Komposition des Campus nahe der Charité bei. Seit dem Frühjahr 2016 ist ein beeindruckendes Forschungsgebäude Teil des Areals: Das Rhoda-Erdmann-Haus für die Molekular-und Zellbiologen der HU. Am 11. Oktober 2016 wurde es zusammen mit dem sanierten Nachbargebäude nach dreijähriger Bauzeit feierlich eröffnet. Nutzer ist das Institut für Biologie der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der HU.
51 Labore und Messräume in der „Grünen Amöbe“
Mit dem Neubau ist das Institut am Campus Nord weiter räumlich zusammengerückt. Dies unterstützt nicht nur die Kommunikation innerhalb des Instituts, sondern auch innerhalb der Fakultät. Die enge Verflechtung der Lebenswissenschaften mit der Hochschulmedizin der Charité und benachbarten Forschungseinrichtungen wurde mit der Standortwahl untermauert.
Aufgrund seiner amorphen Form und der grünen Metallfassade wird das Rhoda-Erdmann-Haus an der Philippstraße auch „Grüne Amöbe“ genannt. In 51 Laboren und Messräumen haben acht Professuren und drei Nachwuchsgruppen ihre neue Wirkungsstätte.
Innovative Gebäudesubstanz
Für das Innere haben die Bodamer Faber Architekten aus Stuttgart klare funktionale Strukturen gewählt. Inspirierend wirkt das Atrium mit einem speziellen Lichtkonzept und dem Kunstwerk „27° C“ der Bildhauerin Kathrin Wegemann. Es erstreckt sich über drei Etagen und symbolisiert einen losen Zellverband, der bei wechselnder Temperatur die Farbe ändert.
Quelle: Computer- und Medienservice der HU
Innovativ ist auch die Gebäudesubstanz: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hat sich als Bauherrin entschieden, den Neubau aus ressourcensparendem Recyclingbeton errichten zu lassen. In diesem Baustoff wird reiner Beton aus abgerissenen Gebäuden wiederverwendet. Im Inneren ist das Material als Sichtbeton verarbeitet.
Teil des Gesamtprojekts war die Sanierung des benachbarten Altbaus (Haus 9), die zu großen Teilen die Technische Abteilung der Humboldt-Universität übernommen hat. Das denkmalgeschützte Gebäude, das einst eine Pferdeklinik war, wurde für die Studierenden umgebaut. Nach Komplettentkernung entstanden Praktikums- und Arbeitsplätze; die historische Fassade ist denkmalgerecht erneuert.
Stimmen zur Gebäudeeröffnung
Sabine Kunst, Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin:
Dieses Haus ist mehr als ein reines Forschungs- und Lerngebäude. Es ist Symbol für die positive Entwicklung des Campus Nord, hin zu einem lebendigen Zentrum der lebenswissenschaftlichen Forschung. Dabei ist es für die Entwicklung der Universität wichtig, funktionierende alte Strukturen zu erhalten und mit neuen Strukturen zu kombinieren. Diese Kombination aus Wertschätzung bewährter Konzepte und Mut zu neuen Ideen ist es, was unsere Universität voran bringt. Der Rhoda-Erdmann-Bau ist dafür Symbol: Das hochmoderne Gebäude steht zwischen historischer Architektur. Und gemeinsam fügen sich beide zu einer wunderbaren Collage zusammen.
Abbildung: Foyer im Rhoda-Erdmann-Haus
Foto: Matthias Heyde
Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt:
Mit diesem Neubau wurde ein Gebäude geschaffen, dessen Architektur mit der klaren ästhetischen und funktionalen Formsprache einen effizienten Forschungs- und Laborbetrieb ermöglicht. Durch das energieoptimierte Bauen wurden außerdem ökologische und ökonomische Gesichtspunkte berücksichtigt. Der Neubau mit dem angrenzenden denkmalgeschützten Bestandsgebäude fügt sich harmonisch in die bestehende Stadtstruktur ein und ergänzt diese. Die gelungene Verbindung von Innen und Außen zeigt sich letztendlich auch in dem berlintypischen Spitznamen: Amöbe.
Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft:
Die Eröffnung des Rhoda-Erdmann-Hauses ist für die Lebenswissenschaftliche Fakultät ein lang ersehnter Tag, und für den Wissenschaftsstandort Berlin ein bedeutender Schritt. Mit dem neuen Gebäude werden sich die Forschungs-, Lehr- und Arbeitsbedingungen erheblich verbessern. Zusammen mit den weiteren bereits errichteten und geplanten Bauten entsteht am Campus Nord einer der führenden Orte für die Lebenswissenschaften in Deutschland und sogar in Europa. Für Berlin haben die Lebenswissenschaften eine herausragende Bedeutung.
Über Rhoda Erdmann
Die Namenpatronin des neuen Forschungshauses des Instituts für Biologie ist Rhoda Erdmann (1870 -1935). Sie war Biologin, Zellforscherin und Mitbegründerin der experimentellen Zellbiologie in Deutschland. Von 1903 bis 1908 studierte sie Zoologie, Botanik und Mathematik an den Universitäten Berlin, Zürich, Marburg und München. Sie gehörte zu den ersten Promovendinnen in Deutschland, nachdem ab 1900 das Frauenstudium offiziell möglich wurde. Nach der Promotion arbeitete sie am Institut für Infektionskrankheiten bei Robert Koch. Wegen der schlechten Berufsbedingungen für Wissenschaftlerinnen in Deutschland ging sie 1913 in die USA und arbeitet erst am Rockefeller Institute in New York, später an der Yale University. 1919 kehrte sie nach Berlin zurück und habilitierte sich 1920 in Zoologie. 1923 wechselte sie zur Medizinischen Fakultät und wurde 1929 zur außerordentlichen Professorin ernannt. Sie war die erste Frau, die ein wissenschaftliches Institut leitete.
Weitere Informationen
- Informationen zum Rhoda-Erdmann-Haus
- Beitrag der rbb Abendschau vom 11. Oktober 2016 (ab 10:30) über die Eröffnung
- Standort Campus Nord
- Pressebilder zum Download (Bitte beachten Sie die Angaben zum Urheber)
Pressekontakt
Hans-Christoph Keller
Sprecher der Humboldt-Universität zu Berlin
Leiter Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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