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Die Zukunft Großbritanniens

Zwischen internen und externen Spaltungen

Slider Brexit2Abbildung: nito/Shutterstock.com

 

Anlässlich der aktuellen politischen Lage hat das Großbritannien-Zentrum (GZB) der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) das Buch The Future of the UK: Between Internal and External Divisions veröffentlicht. Die sieben Kapitel basieren auf der gleichnamigen Ringvorlesung im Sommersemester 2016 an der HU. Die einzelnen Beiträge behandeln die Ursachen und möglichen Auswirkungen eines EU-Austritts in Großbritannien. Das Buch bietet einen Überblick über die bisherigen Entwicklungen und zeigt die Perspektiven eines Brexits auf.

Der Organisator der Ringvorlesung Dr. Marius Guderjan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Großbritannien-Zentrum der HU, zeigt in seinem Beitrag, dass die Entscheidung für einen Brexit nur teilweise auf eine Unzufriedenheit der Briten mit der EU zurückzuführen ist. Großbritannien war zwar nie ein großer Verfechter der politischen Integration Europas, dennoch ist die externe Spaltung zu großen Teilen das Ergebnis verschiedener interner Konflikte.

Sehnsucht nach der einstigen Größe des britischen Weltreiches

Wachsende soziale Ungleichheiten sind unter anderem für das Votum verantwortlich. Ein erheblicher Anteil der Gesellschaft fühlt sich eher als Verlierer denn als Gewinner offener Grenzen und internationaler Freizügigkeit. Vor allem Bewohner ländlicher Regionen fürchten sich vor einer Überfremdung und der Einwanderung konkurrierender Arbeitskräfte aus Osteuropa. Hier ist die Sehnsucht nach der einstigen Größe des britischen Weltreiches und nach politischer Selbstbestimmung stark verbreitet. Außerdem konnten Bürger, die sich von der politischen Elite des Landes nicht vertreten fühlen, der regierenden Klasse mit Ihrer Stimme gegen die EU einen Denkzettel verpassen.

Diese gesellschaftlichen Spannungen sind nicht neu, aber das Referendum hat sie deutlich zu Tage gebracht. Durch einen Brexit wird sich die wirtschaftliche Lage wahrscheinlich weiter verschärfen und die interne Spaltung zunehmen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren in ihren Beiträgen die möglichen Modelle für die zukünftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union. Momentan scheint die britische Regierung einen ‘harten’ Brexit zu verfolgen, um die Einwanderungen zu beschränken und Entscheidungshoheit zurückzugewinnen. Dieser würde aller Wahrscheinlichkeit nach erhebliche wirtschaftliche und soziale Kosten zur Folge haben.

Wie steht es um den weiteren Zusammenhalt der Union?

Der anstehende Brexit hat auch die Unabhängigkeitsbestrebungen Schottlands wieder bestärkt und Fragen aufgeworfen, wie es um den weiteren Zusammenhalt der Union steht. Die Forscherinnen und Forscher erklären daher, warum die Schotten anders gestimmt haben als England und Wales und wie die Aussichten auf eine Abspaltung Schottlands zu bewerten sind. Zudem ist der nordirische Friedensprozess und das Verhältnis zu Irland von einem Brexit betroffen, wie Professor Paul Carmichael, Gastdozent und Research Fellow am GBZ, in seinem Kapitel zeigt.

Die Ringvorlesung und das Buch wurden durch den Kosmos Dialog Devolution in the UK gefördert. Die Beiträge bieten zugängliche Überblicke zu verschiedenen Themen, die auch eine nicht-wissenschaftliche Leserschaft ansprechen. Zusätzlich zur elektronischen Version gibt es eine gedruckte Auflage, die auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden kann.

Ringvorlesung: „The Future of the UK/Die Zukunft Großbritanniens“

Die Ringvorlesung „The Future of the UK / Die Zukunft Großbritanniens“ an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) geht dieses Wintersemester in eine zweite Runde. Das Großbritannien-Zentrum hat dazu Sprecherinnen und Sprecher eingeladen, die aus unterschiedlichen Perspektiven weitere Auswirkungen eines Ausstiegs des Vereinigten Königreichs aus der EU zur Diskussion stellen. Die Vortragenden sind Expertinnen und Experten aus den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen, Krisenmanagement, Rechtswissenschaften und Wirtschaft. Dr. Ulrich Hoppe, Generaldirektor der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer, eröffnet die Vorlesungsreihe mit seinem Beitrag zum Thema: „Die wirtschaftlichen Auswirkungen des BREXITS“. Die Vorträge in englischer Sprache finden im Großbritannien-Zentrum statt. Der Eintritt ist frei.

  • Montag, 07. November 2016 um 17:30 Uhr: Dr. Ulrich Hoppe, Director General of the German-British Chamber of Industry & Commerce BREXIT. The Potential Economic Impact / Die wirtschaftlichen Auswirkungen des BREXITS
  • Montag, 12. Dezember 2016 um 17:00 Uhr: Prof Lee Miles, Professor of Crisis and Disaster Management at Bournemouth University A Fusion Perspective on BREXIT Crisis Management. Reflections on a Single Market outside the Single Market? / BREXIT-Krisenmanagement aus der Perspektive des Fusionsansatzes. Überlegungen zu einem Binnenmarkt außerhalb des Binnenmarktes?
  • Montag, 09. Januar 2017 um 17:00 Uhr: Prof. Alison Young, Professor of Public Law at the University of Oxford BREXIT and the UK Constitution. Where Are We Now and Where Are We Going? / BREXIT und die Verfassung des Vereinigten Königreichs. Wo stehen wir und wohin gehen wir?
  • Montag, 23. Januar 2017 um 18:00 Uhr: Prof. Helen Cowie, Emerita Professor of Health & Social Care at the University of Surrey BREXIT. Xenophobia or Xenophilia? / BREXIT. Fremdenfeindlichkeit oder Fremdenfreundlichkeit?

Über das Großbritannien-Zentrum

Das Großbritannien-Zentrum ist ein interdisziplinäres Forschungsinstitut der Humboldt-Universität zu Berlin, das neben seiner wissenschaftlichen Arbeit und dem postgradualen Studiengang Master in British Studies auch Veranstaltungen für die interessierte Öffentlichkeit und Informationen für die Medien zu aktuellen britischen Themen anbietet.

Weitere Informationen

Kontakt

Dr. Marius Guderjan
Humboldt-Universität zu Berlin

Tel.: 030 2093-99052
marius.guderjan@hu-berlin.de