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Wie demokratische Beteiligung das Risiko von Flächenbränden verringern kann

Eine Pilotstudie zeigt, wie gesellschaftliche Partizipation in der Flächenbrandprävention Risiken senken kann

Waldbrand
Flächenbrand in Òdena. Foto: Iago Otero

Neuerliche Flächenbrände in Griechenland, Kalifornien und andernorts zeigen, wie das Risiko von Flächenbränden immer problematischer wird. Der Klimawandel sowie Veränderungen in der Flächennutzung sind zwei der Hauptursachen für diesen Trend. Trotz Bemühungen, die Flächenbrandpolitik zu verbessern, überwinden doch immer wieder Flächenbrände die Schutzmaßnahmen der Staaten – mit tragischen Folgen. Eine Studie zeigt nun, dass sich die Intensität von Flächenbränden und der Verlust wertvoller Landschaften durch die Beteiligung von Interessenvertretern und Bürgern bei der Planung der Präventionsmaßnahmen reduzieren lassen. Unter der Leitung des IRI THESys (Integratives Forschungsinstitut zu Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen) an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) wurde die Studie in enger Zusammenarbeit zwischen Forschern und Feuerwehr erarbeitet und jetzt in PLOS ONE veröffentlicht.

„Wir haben gelernt, wie man das Risikomanagement von Flächenbränden durch Demokratisierung verbessern kann“, so Iago Otero, früherer Postdoktorand am IRI THESys und Hauptautor der Studie. Bei der Entwicklung eines Pilotmodells fanden Otero und seine Kollegen heraus, dass die Integration der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Werte einer Landschaft in die Modelle der Brandschutzbehörden einen Beitrag zur Anpassung des Flächenbrandmanagements leisten kann. Oteros Team organisierte eine Reihe von Workshops und Ausstellungen im Montseny Biosphärenreservat, einer Region in Katalonien (Spanien), in der die Studie zwischen 2014 und 2016 durchgeführt wurde. „Einerseits dienten diese Veranstaltungen der besseren Koordination der unterschiedlichen Interessenvertreter: Feuerwehr, Brandschutzdienst und Waldbesitzer. Andererseits konnten Interessenvertreter und Bürger ihre Vorstellungen einbringen, welche Zonen und Landschaftswerte bei Flächenbrandgefahr Priorität haben sollten“, so Otero, der für dieses Forschungsprojekt des IRI THESys mehrere Monate mit der katalanischen Brandschutzbehörde verbrachte. Das in der Mitte der Studienregion gelegene Tal erwies sich als wichtigste Region, da sich dort Wohngebiete befinden, es eine Tourismusindustrie beheimatet und Potenzial zur bioökonomischen Entwicklung birgt.

Alle Informationen flossen schließlich in die Modelle zur Ausbreitung von Flächenbränden ein, die die Fachgruppe zur Bekämpfung von Flächenbränden (GRAF) der katalanischen Brandschutzbehörde für das Flächenbrandmanagement nutzt. So konnten Prioritäten in der Reduktion der Kraftstofflast identifiziert werden, um die Intensität von Flächenbränden zu verringern und die Auswirkungen auf die wichtigsten Zonen zu minimieren. Diese Planungsvorschläge wurden im abschließenden Workshop mit Maßnahmen zu deren Umsetzung koordiniert und mit den Interessenvertretern abgestimmt. Marc Castellnou, dem Leiter von GRAF und Co-Autor des Artikels zufolge, war dieses innovative Verfahren ein erster Schritt zur Erforschung, wie die Gesellschaft in der Risikoreduktion von Flächenbränden Verantwortung übernehmen kann. „Die Brandschutzbehörde braucht eine aktive Beteiligung der Gesellschaft im Notfallmanagement, sonst kollabiert das Löschsystem.“

In der Studie wird auch betont, dass eine Demokratisierung des Flächenbrandmanagements sowohl zu einer Transformation der Landschaft wie auch Gesellschaft selbst führt. „Um die Flächenbrandgefahr noch weiter einzudämmen, ist eine weniger leicht entzündliche Landschaft erforderlich“, schließt Otero. Deshalb sind aus dem partizipatorischen Verfahren eine Reihe von Vorschlägen für Landschaftsmanagement hervorgegangen, wie z.B. eine Verstärkung der nachhaltigen Forstwirtschaft und Extensivbeweidung sowie die Förderung des Handels mit lokalen Produkten wie Biomasse oder Käse. Diesen Vorschlägen wird das Potenzial beigemessen, solch eine Landschaft hervorzubringen, weil damit übermäßige Vegetation in nachhaltige Produkte mit einem Mehrwehrt für die Kommunen in der Region verwandelt wird. In der Studie wird aber auch betont, dass die Umsetzung dieser Maßnahmen eine Neuorganisation der sozioökonomischen Aktivitäten sowie eine Umkehr von den aus dem letzten Jahrhundert überkommenen Formen der Landnutzung in dieser Region erfordern würde. Das ist leichter gesagt als getan. Das transformative Potenzial eines partizipatorischen Flächenbrand-Managements zu stärken ist eine Herausforderung, mit der in Zukunft noch weiter Erfahrungen gemacht werden müssen.

Publikation

Democratizing wildfire strategies. Do you realize what it means? Insights from a participatory process in the Montseny region (Catalonia, Spain) 

Link zur Publikation

Kontakt

Dr. Iago Otero
IRI THESys
Humboldt-Universität zu Berlin

Tel.: +41 765104558
iago.otero.armengol@hu-berlin.de
iago.otero.armengol@gmail.com

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