Großfeuer besser managen
Foto: Joan Herrera „Waldbrand in La Llacuna.“
Quelle: Joan Herrera/Bombers de la Generalitat de
Catalunya
Schwere Waldbrände in Südeuropa und anderen Teilen der Welt haben im Sommer dieses Jahres wieder die Schlagzeilen beherrscht. Und wie jedes Jahr sind die Schäden für Land und Mensch enorm.
Einen veränderten gesellschaftlichen Umgang mit dem Feuer ist das Thema des spanischen Umweltwissenschaftlers Dr. Iago Otero. Er ist derzeit Gastwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) – genauer: am Integrativen Forschungsinstitut zu Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen (IRI THESys).
In der Oktober-Ausgabe des Fachmagazins Geoforum plädieren Dr. Iago Otero und Prof. Jonas Nielsen vom IRI THESys für ein übergreifendes Wald- und Feuermanagement, an dem die verschiedenen Teile der Gesellschaft – von der Feuerwehr über die Behörden bis zu den Waldnutzern – aktiv mitwirken. Dies setzt einen Perspektivwechsel voraus. „Wir sollten die Koexistenz von Feuer und Gesellschaft akzeptieren und daraus ein planvolles und nachhaltiges Handeln ableiten“, so Iago Otero.
Eine Kernforderung der Wissenschaftler für Regionen mit hohem Feuerrisiko ist die Wiederbelebung der Waldpflege und -bewirtschaftung. Denn ein gut geordneter Wald ist weniger entflammbar und mindert so das Waldbrandrisiko. Mit der Bewirtschaftung steigt auch wieder die Wertschätzung des Waldes als Wirtschaftsgut, beispielsweise als Lieferant von Brennholz als nachhaltiger und CO2-neutraler Energieträger.
Die Empfehlung für ein Feuermanagement basiert auf den positiven Beobachtungen von Iago Otero in Katalonien. Dort hat er das Feuermanagementsystem untersucht, und zwei Sommer lang die gut vernetzte Spezialeinheit der katalanischen Feuerwehr namens GRAF begleitet. Eine veränderte Sichtweise auf das Feuer hat hier auch zu einem neuen Umgang in der direkten Feuerbekämpfung geführt. So sind kontrollierte Gegenfeuer und ein strategisches Abbrennen von Risikoflächen ein wichtiger Teil der Brandkontrolle und -bekämpfung geworden. Man nutzt also die Eigenschaften des Feuers positiv für die eigenen Zwecke. „Bei der GRAF wurde mit dem alten Ansatz gebrochen, der Feuer aus dem Ökosystem eliminieren will. Feuer wird vielmehr als inhärenter Teil mediterraner Ökosysteme gesehen, mit dem man umgehen muss“, resümiert Iago Otero.
Der Artikel „Coexisting with wildfire?“ ist das erste Ergebnis aus dem Postdoktorandenprojekt „The Political Ecology of Wildfires“, das Dr. Iago Otero am IRI THESys in der Forschungsgruppe von Prof. Jonas Nielsen entwickelt hat.
Veröffentlichung
Otero, I., Nielsen, J.Ø. (2017): Coexisting with wildfire? Achievements and challenges for a radical social-ecological transformation in Catalonia (Spain). Geoforum, Volume 85, October 2017, Pages 234-246
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