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Tauender Permafrostboden führt zu steigenden Treibhausgasemissionen der sibirischen Flüsse

Permafrostböden speichern große Mengen an gefrorenem Kohlenstoff und spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Erdklimas. In einer in „Nature Geoscience“ veröffentlichten Studie zeigen Forschende der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) in Zusammenarbeit mit einem internationalen Team, dass die Treibhausgasemissionen von Flüssen in Gebieten Sibiriens, in denen der Permafrost auftaut, am höchsten sind.

Western Siberia forest patch in a permafrost landscape web
Westsiberische Wälder in einer Permafrostlandschaft.
Foto: Svetlana Serikova, Umeå University

Mit dem Abbau des Permafrosts kann zuvor gefrorener Kohlenstoff in Bäche und Flüsse gelangen, wo er verarbeitet und als Treibhausgas von der Wasseroberfläche direkt in die Atmosphäre abgegeben wird. Die Quantifizierung dieser Treibhausgasemissionen ist in Westsibirien besonders wichtig, da hier riesige Mengen an Permafrostkohlenstoff gespeichert sind und die Region gleichzeitig das größte Wassereinzugsgebiet der Arktis beherbergt, das vom Fluss Ob entwässert wird.

Forschende der Humboldt-Universität haben mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Schweden, Russland, Frankreich und Großbritannien nun gezeigt, dass die Treibhausgasemissionen von Flüssen in den Gebieten Westsibiriens steigen, in denen der Permafrost abgenommen hat, während sie in Regionen mit kälterem Klima, in denen der Permafrostboden noch nicht zu tauen begann, sinken. Das Forschungsteam hat auch herausgefunden, dass die Treibhausgasemissionen von Flüssen die Menge an Kohlenstoff übersteigen, die die Flüsse direkt in den Arktischen Ozean transportieren.

"Dieses Ergebnis kam für uns unerwartet, denn es bedeutet, dass Flüsse in Westsibirien einen Großteil des Kohlenstoffs, den sie aus dem schmelzenden Permafrost erhalten, aktiv verarbeiten und freisetzen, und dass diese Emissionen mit zunehmender Klimaerwärmung ansteigen könnten", sagt Dörthe Tetzlaff, Professorin am Geographischen Institut der Humboldt-Universität und Leiterin der Abteilung Ökohydrologie am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) als eine der Forschenden im Team.

Die Quantifizierung der Treibhausgasemissionen von Flüssen in Permafrostgebieten im Allgemeinen und in Westsibirien im Besonderen ist wichtig, da sie unser Verständnis der Rolle dieser Gebiete im globalen Kohlenstoffkreislauf verbessert und unsere Fähigkeit erhöht, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Arktis vorherzusagen.

"Die großen Veränderungen, die in der Arktis durch die Erderwärmung stattfinden, haben einen starken Einfluss auf das Klimasystem und weitreichende Folgen für den Rest der Welt. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns darauf konzentrieren, die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Arktis zu erfassen, bevor diese dramatischen Veränderungen eintreten", sagt Svetlana Serikova, die Hauptautorin der Arbeit und Doktorandin an der Universität Umeå.

Publikation

S. Serikova, O.S. Pokrovsky, P. Ala-Aho, V. Kazantsev, S.N. Kirpotin, S.G. Kopysov, I.V. Krickov, H. Laudon, R.M.Manasypov, L.S. Shirokova, C. Soulsby, D. Tetzlaff and J. Karlsson, High riverine CO2 emissions at the permafrost boundary of Western Siberia, Nature Geoscience, DOI 10.1038/s41561-018-0218-1.

Studie: High riverine CO2 emissions at the permafrost boundary of Western Siberia 

Kontakt

Prof. Dr. Dörthe Tetzlaff

Geographisches Institut
Humboldt-Universität zu Berlin

doerthe.tetzlaff@geo.hu-berlin.de