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Eine „Wertekrise“ untermauert Biodiversitäts- und Klimanotstand

Eine internationale Gruppe von Forscher:innen fordert in einer Nature-Studie, politische Entscheidungen zu korrigieren, die sich sowohl auf eine nachhaltige Entwicklung als auch auf die soziale Gerechtigkeit negativ auswirken.

Weltweit schätzen Menschen die Natur in vielfältigen und tiefgreifenden Facetten, die über wirtschaftliche Nutzung weit hinausgehen Beispielsweise die Anpassung an den Klimawandel oder kulturelle Identitätspflege. Dieser Wert der Natur findet nach Ansicht der Wissenschaftler:innen bisher kaum angemessen Berücksichtigung bei wichtigen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen. Eine neue Studie, die in der Zeitschrift Nature veröffentlicht wurde, verdeutlicht, wie diese Unterschätzung der Naturwerte die Grundlage für die gegenwärtige Umweltkrise bildet. Diese “Wertekrise“ beschreibt die anhaltende Vorherrschaft von Wertvorstellungen, die sich als ungeeignet erwiesen haben, um der Klimakrise und dem Verlust der Biodiversität entgegenzuwirken.

Laut den Studienautoren ist es unerlässlich, sich von der vorherrschenden Ausrichtung auf kurzfristige Gewinne und Wirtschaftswachstum zu lösen, die auf Kosten der Vielfalt der Naturwerte geht. Sie betonen die Dringlichkeit eines besseren Verständnisses, warum Naturwerte von Entscheidungsträgern oft unterschätzt werden.

Dr. Ranjini Murali von der Humboldt Universität zu Berlin und Mitautorin der Studie: „Die Anerkennung der verschiedenen Weltanschauungen und der verschiedenen Werte, die die Menschen für die Natur haben, und die Berücksichtigung dieser Werte bei umweltpolitischen Entscheidungen kann zu nachhaltigeren und gerechteren Ergebnissen für Mensch und Natur führen“.

Prof. Unai Pascual (Basque Centre for Climate Change [BC3] and the Basque Science Foundation, Ikerbasque), der die Studie leitete und auch Ko-Vorsitzender des Berichts über die verschiedenen Werte und die Bewertung der Natur der Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen (IPBES) war, sagt: „Obwohl globale Abkommen wie das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung inklusive und partizipative Ansätze zur Berücksichtigung von Naturwerten fordern, dominiert nach wie vor eine begrenzte Sichtweise marktorientierter Naturwerte in der Umwelt- und Entwicklungspolitik.“

Publikation

Referenz: Pascual et al. 2023. Diverse values of nature for sustainability. Nature. DOI: 10.1038/s41586-023-06406-9

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