Phil Beier erhält für sein Promotionsprojekt das SWEA-Literaturstipendium 2024 der Swedish Women’s Educational Association
Begonnen hat es für Phil Beier mit einem Schulaustausch-Jahr in Finnland vor 17 Jahren – seither hat ihn die Begeisterung für skandinavische Sprachen nicht losgelassen. Nach einem Skandinavistik-Studium in Göttingen und weiteren Studienjahren in der schwedischen Universitätsstadt Uppsala ist er mittlerweile Experte für altschwedische Sprache. Nun ist der Sprachwissenschaftler für sein Promotionssprojekt „Sociolinguistic Perspectives and Registers in Birgitta's Revelations: A Study on Situational and Functional Variation in the Swedish Tradition of Liber Celestis IV" mit dem SWEA-Literaturstipendium 2024 der Swedish Women’s Educational Association ausgezeichnet worden. Das Stipendium ist mit 15.000 US-Doller dotiert. Die Verleihung fand am 8. August in Helsingborg statt.
In seiner Dissertation beschäftigt sich Phil Beier mit altschwedischen religiösen Texten aus dem Mittelalter. Er erforscht die Offenbarungen der heiligen Birgitta von Schweden und geht der Frage nach, was die sprachlichen Merkmale in den verschiedenen publizierten Textversionen über gesellschaftliche Strukturen im mittelalterlichen Schweden verraten. „Die heilige Brigitta ist interessant, weil sie eine der wenigen christlichen Heiligen aus Skandinavien ist und durch ihre Schriften und ihren Orden im Mittelalter in ganz Europa bekannt war“, sagt Beier. „Und ihre Schriften waren zum Teil recht politisch, weil sie darin zum Beispiel soziale Missstände in Schweden angeprangert hat“, berichtet Beier. Ihre Offenbarungen hat die schwedische Heilige im 14. Jahrhundert auf altschwedisch verfasst. Die Ursprungsversion wurde nach ihrem Tod 1373 in eine kirchenkonforme Version auf Lateinisch übertragen. Diese wiederum wurde in zwei Varianten ins Schwedische übersetzt: eine für den Gebrauch im Kloster und eine für Laien.
Zu den Offenbarungen der heiligen Birgitta gehören insgesamt neun Bücher. Für sein Promotionsprojekt beschäftigt er sich mit Band 4 der Schrift, der unter anderem Kirchenkritik, Gerichtsvisionen und biographisches Material enthält und im Original fast komplett erhalten ist. Die Annotation, die ein großer Teil der sprachwissenschaftlichen Arbeit ausmacht, ist fast abgeschlossen. Dafür hat Phil Beier für jedes Wort in dem Band Wortart und Grundform angegeben, Sprecher und Angesprochene sowie Bibelstellen identifiziert, auf die sich der Text bezieht. In einem nächsten Schritt wird er anhand von sprachlichen Merkmalen unter anderem untersuchen, wie das Verhältnis zwischen den in den Offenbarungen miteinander sprechenden Personen zu deuten ist.
Zur Person
Phil Beier ist in Helmstedt geboren und zur Schule gegangen. Nach dem Studium in Göttingen und Uppsala kam er 2020 an die Humboldt-Universität zu Berlin (HU), wo er bis Ende 2023 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 1412 „Register" war. Phil Beier promoviert im Fach skandinavistische Linguistik am Nordeuropa-Institut der HU.