„Wir sind die, die all das machen, was anfällt.“
Was ist der RefRat und warum nennt sich dieser eigentlich nicht AStA, wie an vielen anderen Universitäten?
Hanna Koch: Der Referent_innenrat, kurz RefRat, ist die allgemeine Studierendenvertretung an der Humboldt-Universität. Wir vertreten die Interessen der Studierenden in vielen Gremien und wir haben ein großes Beratungsangebot – sind also auch ein Problemlösegremium oder versuchen, zumindest das zu sein.
Studierende können sich mit allen möglichen Problemen an uns wenden. Zum Beispiel, wenn sie in irgendeiner Art und Weise diskriminiert werden oder wenn sie Probleme mit den Prüfungsordnungen haben und wir haben die arbeitsrechtliche Anfangsberatung und die BAföG-Beratung und vieles mehr. Wir vertreten wie gesagt die Interessen der Studierenden in der Hochschulpolitik und versuchen damit, in allen Gremien präsent zu sein.
Marcus Fenner: Die Namensgebung des RefRat ist historisch gewachsen. An anderen ostdeutschen Unis gab es das StuRa-System (Anmerkung der Redaktion: StuRa = Studierendenrat) und als in Berlin nach der Wende das westdeutsche Hochschulgesetz übernommen wurde, ist ein Kompromiss-System entstanden. Wir sind ein bisschen StuRa und ein bisschen AStA.
Der RefRat der HU ist jedenfalls das exekutive Gremium der Studierenden und hat viele verschiedene Aufgaben. Wir sind die, die all das machen, was anfällt. Das ist die beste Beschreibung, die mir immer einfällt [lacht].
Was kann ich machen, wenn ich als Studierende oder Studierender Lust habe, mich im RefRat einzubringen und wie sehen hier die ersten Schritte aus?
Hanna Koch: Man sollte sich zuerst informieren, welche Referate es überhaupt gibt. Wir haben 16 Referate die alle unterschiedliche Themen bearbeiten. Am einfachsten ist es natürlich, wenn man schon weiß, wohin man ungefähr möchte. Wenn ich beispielsweise schon weiß, dass ich mich total für Hochschulpolitik interessiere und ich studentische Meinungen in Gremien vertreten möchte, dann schreibt man dem Referat für Hochschulpolitik einfach eine Mail. Alle Fachreferate und deren Adressen stehen auf der Website des RefRat. Oder man kann sich gleich in die StuPa-Sitzungen setzen. (Anmerkung der Redaktion: StuPa = Studierendenparlament) Dort haben alle Studierende ein Rede- und Antragsrecht, nur eben nicht alle Studis ein Stimmrecht. In der Vorlesungszeit finden diese Sitzungen einmal im Monat statt.
Und wenn man doch erstmal kleiner anfangen möchten, dann ist es ein guter Weg, sich erstmal in der eigenen Fachschaft einzubringen.
Marcus Fenner: Es ist auf jeden Fall von Vorteil, für seinen Wunschbereich eine gewisse Leidenschaft und Bereitschaft, sich in eine Sache einzuarbeiten, mitzubringen. Man muss allerdings auch nicht vorher schon alles wissen, was es zu diesem Thema zu wissen gibt. Die Referate arbeiten neue Interessierte gerne auch ein. Es ist aber natürlich auch Arbeit. Also sollte man vor lauter Begeisterung auch das Studium nicht komplett vergessen.
Was sind besondere Herausforderungen für den RefRat im Wintersemester 2020/21?
Hanna Koch: Ich persönliche finde es sehr schwierig, dass wir wie viele andere auch keine Bürozeiten mehr haben. Dadurch fällt ein Kommunikationsweg für die Studis weg. Natürlich vermitteln wir noch über E-Mails. Aber gerade für einzelne Referate, wie das Referat für Lehre und Studium, ist der Aufwand auch über E-Mails ins Unermessliche gewachsen. Das abzuarbeiten, ist für die zwei Personen in diesem Referat extrem schwierig, wenn man zusätzlich auch noch studiert. Das ist eine der Herausforderungen in diesem Semester: Dass wir die Kommunikation mit den Studis dennoch smooth am Laufen halten. In diesem Wintersemester fällt auch noch die studentische Versammlung, das höchste Gremium der Studierendenschaft, komplett weg. Zoom hat einfach nicht die Kapazitäten allen 41.000 Studierenden, die Chance auf Teilnahme zu ermöglichen. Selbst wenn nur die zehn Prozent der Studierenden kommen würden, die es für eine Beschlussfähigkeit brauchen würde, können die digitalen Anbieter das nicht umsetzen.
Marcus Fenner: Referatsarbeit unter Normalbedingungen ist meist schon anstrengend. In der Pandemie ist es natürlich nochmal eine Stufe schwieriger.
Auch die interne Kommunikation ist durchaus schwierig. Die Referate bei uns, können nicht mehr von Bürotür zu Bürotür kommunizieren. Wir haben auch das Problem, dass die autonomen Referate derzeit eigentlich eine Vollversammlung der jeweiligen Personengruppen benötigen, um in ihrer Arbeit neu bestätigt zu werden. Das führt dazu, dass diese Referate gerade immer weiter kommissarisch verlängert werden und das sollte natürlich auch nicht ewig so weitergehen. Als letzter Punkt ist es unserer Meinung nach extrem schwierig, genau abzuklären, wie für alle Studierende dieses digitale Semester machbar werden soll. Leider sind an den Planungen, für die Gestaltung und Umsetzung des digitalen Semesters relativ wenige Studierende beteiligt. Es besteht beispielsweise noch immer das Problem, dass viele Studierende mit Care-Verpflichtungen nicht immer an synchronen, digitalen Veranstaltungen teilnehmen können und sollten die Kitas wieder schließen, wird dies leider noch schwieriger. Für die Interessen von diesen Studis und vieler anderer wird sich der RefRat weiter einsetzen.
Das Gespräch führte Fabian Henneberger.