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Präsenz im Block: Ein Plan für kontaktarmes Lernen in der Schule

Zwei Wirtschaftswissenschaftler der Humboldt-Universität schlagen vorübergehende konsequente Umstellung der Stundenpläne vor

In der Diskussion zu Schulschließungen in der Corona-Pandemie scheint Präsenzunterricht zwangsläufig zu mehr Kontakten und damit zu höherem Infektionsrisiko zu führen. Damit sind Einschränkung oder Unterbrechung des Präsenzunterrichts die einzig sinnvollen Alternativen. Ökonomen sind es gewohnt zu fragen, wie ein gewünschtes Ergebnis – hier die Kontaktreduktion – zu den geringstmöglichen Kosten – hier Verlust von Präsenzunterricht – erreicht werden kann. Deshalb fragen Dr. Jana Friedrichsen und Prof. Dr. Dirk Engelmann nicht, ob bei gegebenem Unterrichtsmodell Präsenzunterricht vertretbar ist oder nicht, sondern, wie sich trotz Präsenz in der Schule die Zahl der Kontakte minimieren lässt. Ihr Vorschlag: Blockunterricht.

Üblicherweise unterrichten insbesondere in weiterführenden Schulen jeden Tag in jeder Schulklasse mehrere Lehrerinnen oder Lehrer. Durch Blockunterricht ließe sich bei ähnlichem Unterrichtsumfang die Zahl der Kontakte dadurch deutlich reduzieren, dass die gleiche Lehrperson über einen Zeitraum von mehreren Wochen nur eine Klasse oder Lerngruppe unterrichtet. Konkret könnte beispielsweise die Klasse 7a drei Wochen hintereinander Mathematikunterricht erhalten, gleichzeitig die 7b drei Wochen Deutsch und die 7c zwei Wochen Französisch und anschließend eine Woche Kunst.

Zwischen diesen Blöcken könnten die Wochenenden verlängert werden, um Übertragungen über Blöcke und Gruppen hinweg zu verhindern. Mit diesem System hätte jede Lehrperson pro Block, also über mehrere Wochen, nur Kontakt zu einer Klasse, womit sich einerseits das Infektionsrisiko der Lehrpersonen deutlich reduzieren, andererseits eine infizierte Lehrperson nur Schülerinnen und Schüler dieser einen Klasse infizieren könnte.

Auch durch indirekte Effekte würden die Kontakte weiter reduziert. Im Blocksystem lassen sich die Unterrichtsanfangs- und Pausenzeiten entzerren, da Lehrende nicht zwischen den Klassen wechseln und somit kein einheitlicher fester Stundenplan mit 45-Minuten-Blöcken einzuhalten ist. Damit reduzieren sich die Kontakte zwischen Schülerinnen und Schülern verschiedener Klassen in den Gängen und auf dem Schulhof.

Durch diesen Blockunterricht würden im Fall einer Quarantäne für eine Klasse nicht mehrere Lehrende ausfallen. Auch die Aufteilung der Klassen in Präsenz- und Heimunterricht und die Durchführung von Hybridunterrichtsformen wäre einfacher abzustimmen und durchzuführen, wenn in einer Klasse nur ein Fach durch eine Lehrperson unterrichtet wird.

Natürlich hat das vorgeschlagene System auch Nachteile. Die Unterrichtsgestaltung und -vorbereitung muss angepasst werden. Auch mag es schwierig scheinen, drei Wochen im Block nur Physik oder Latein zu lernen respektive zu unterrichten.

Die Erfahrungen mit Blockveranstaltungen an Universitäten sind eher positiv - von Seiten der Lehrenden wie der Studierenden. Auch bietet die Blockform den Lehrenden mehr Flexibilität in der Abwechslung von Aktivitäts- und Pausenphasen.

Eine Umstellung auf den vorgeschlagenen Blockunterricht würde erheblichen Organisationsaufwand erfordern. Zudem gibt es auch praktische Probleme, so die Einplanung des sinnvollerweise nicht zu blockenden Sportunterrichts.

Die skizzierte Blockung von Unterricht erlaubt es aber, die Anzahl an Kontakten innerhalb der Schule gegenüber dem normalen Unterrichtssystem deutlich zu senken. Somit könnte dieses Modell dazu beitragen, verlässlichen Unterricht in der Schule während der Pandemie zu ermöglichen, gerade auch für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler.

Da ein Ende der Pandemie nicht absehbar ist, müssen tragfähige Konzepte für notwendige Präsenzphasen an den Schulen entwickelt werden. Blockunterricht könnte dabei ein Baustein sein. Mit ihm kann das Schulsystem zudem langfristig resilienter gegenüber ähnlichen Krisen werden.

Kontakt

Prof. Dr. Dirk Engelmann
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät,
Humboldt-Universität zu Berlin

dirk.engelmann@hu-berlin.de