USA: Millennials sind nicht alle schlechter dran als Babyboomer, aber die Kluft zwischen Arm und Reich wächst
Millennials werden oft als die erste Generation in den USA beschrieben, die weniger wohlhabend ist als ihre Elterngeneration. Laut einer aktuellen Studie sind Millennials jedoch nicht grundsätzlich finanziell schlechter gestellt als die Angehörigen der Babyboomer-Generation. Vielmehr erleben die hier betrachteten Anfang der 1980er Jahre Geborenen ein riesiges und wachsendes Wohlstandsgefälle innerhalb ihrer Generation. Das lässt sich darauf zurückführen, dass Unterschiede in den Lebens- und Karrierewegen bei ihnen finanziell wesentlich dramatischer zu Buche schlagen als das bei der Vorgänger-Generation der Fall war.
Arbeits- und Familienleben von mehr als 6.000 Babyboomern und 6.000 Millennials im Detail untersucht
Forschende der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), der Universität Cambridge in England und der französischen Forschungsuniversität Sciences Po haben das Arbeits- und Familienleben von mehr als 6.000 Babyboomern (Jahrgänge 1957-64) und 6.000 Millennials (Jahrgänge 1980-84) in den Vereinigten Staaten auf Basis von Langzeitstudien des U.S. Bureau of Labor Statistics detailliert nachgezeichnet und untersucht, wie sich Lebens- und Karrierewege auf ihren Wohlstand im Alter von 35 Jahren auswirken.
Bestimmte Lebenswege und Karrieremuster der Millennials werden „belohnt“
Die Studie ergab, dass Millennials statistisch gesehen zwar eher in schlecht bezahlten Dienstleistungsjobs arbeiten oder noch bei ihren Eltern leben, wenn sie ins mittlere Alter kommen. Die meisten dieser Personen waren mit 35 Jahren wirtschaftlich auch tatsächlich schlechter gestellt als Babyboomer mit vergleichbaren Karrieren und Lebensläufen. Dagegen haben Millennials mit einem typischen Lebensweg für US-Bürger*innen am oberen Ende der Einkommensverteilung wesentlich mehr Vermögen angehäuft als ihre Pendants aus der Babyboomer-Generation. Die Kluft zwischen Arm und Reich tut sich also eher innerhalb der Generation als zwischen den Generationen auf.
Wohlstandsgefälle ist eine grundlegende moralische und politische Herausforderung
Die im American Journal of Sociology veröffentlichte Studie beschreibt dieses wachsende Wohlstandsgefälle als „eine grundlegende moralische und politische Herausforderung“, die die Zukunft der Vereinigten Staaten prägen wird. „Die Debatte darüber, ob es den Millennials schlechter geht, ist ein Ablenkungsmanöver. Die entscheidende Verschiebung zwischen den Generationen besteht darin, wie unterschiedliche Familien- und Karrieremuster belohnt werden. Die wohlhabendsten Millennials haben jetzt mehr als je zuvor, während die Armen weiter zurückbleiben“, stellt der Hauptautor der Studie, Dr. Rob Gruijters von der University of Bristol (zuvor University of Cambridge) fest. Diese Vermögensungleichheit könne durch Maßnahmen wie eine progressive Vermögensbesteuerung oder die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung bekämpft werden.
Die Co-Autorin der Studie, Prof. Dr. Anette Fasang, betont, wie dringend es ist, dass der Staat in dieser Situation eingreift. „Wir müssen es denjenigen, die derzeit zurückbleiben, leichter machen, überhaupt Vermögen aufzubauen. Ein zögerlicher Ansatz wird nicht ausreichen. Es bedarf erheblicher Maßnahmen, um eine gleichberechtigtere Gesellschaft aufzubauen, in der mehr Menschen die Möglichkeit haben irgendeine Form von Wohlstand erleben zu können."
Weitere Informationen
Pressemitteilung der Universität Cambridge