Presseportal

Satellitenbilder aus US-Spionageprogrammen für Ökologie und Naturschutz

Forschende des Conservation Biogeography Lab der HU treiben Nutzung voran

Die Bilder, die Spionagesatelliten der USA seit den späten 1950er Jahren aufgenommen haben, waren lange unter Verschluss. Seit Ende der 1990er Jahre sind sie öffentlich zugänglich und werden unter anderem in der Klimaforschung und Archäologie genutzt.

Auch die Wissenschaftler*innen um Prof. Dr. Tobias Kümmerle am Conservation Biogreography Lab des Instituts für Geographie der Humboldt-Universität interessieren sich für die Schwarzweiß-Fotografien, die einen genauen Blick in die jüngere Vergangenheit des Planeten erlauben. „Einzigartig an den Bildern der Spionagesatelliten ist, dass sie einen Großteil der Erdoberfläche in hoher Auflösung abbilden, zu einer Zeit, aus der für die meisten Regionen bisher wenig oder überhaupt kein Bildmaterial zur Verfügung stand. Dies erlaubt uns einen Blick zurück in eine Zeit, in der viele Umweltveränderungen, wie beispielsweise die Zerstörung von tropischen Wäldern, schlicht noch nicht passiert waren“, sagt Kümmerle. Die historischen Satellitenbilder sind so detailliert, dass einzelne Bäume mit bloßem Auge erkennbar sind. Für die Auswertung der Bilder nutzen die Forschenden Software, die ursprünglich für die Arbeit mit Drohnenbildern entwickelt wurde.

Umweltveränderungen von gestern besser verstehen, Naturschutz verbessern

Gemeinsam mit der Geografin Catalina Munteanu, die bis 2021 in Kümmerles Team arbeitete und heute an der Universität Freiburg forscht, will er die Nutzung der historischen Fernerkundungsdaten vorantreiben. In einer aktuellen Studie zeigen die Forschenden auf, dass insgesamt mehr als eine Million Bilder aus vier historischen US-Spionageprogrammen darauf warten ausgewertet zu werden. Die Studie gibt zudem einen Überblick über ökologische Forschungsarbeiten, die die historischen Satellitenbilder bereits nutzen. Ziel ist es, Umweltveränderungen der Vergangenheit besser zu verstehen, um heute sinnvolle Ziele für den Naturschutz zu definieren und Bedrohungen frühzeitig zu erkennen.

Projekt EcoSpy

Erste Studien waren an der HU bereits 2018 bis 2020 im Rahmen des Projekts EcoSpy entstanden. Dafür hatte Catalina Munteanu eine Reihe von Bildern ausgewertet, welche die US-Spionagesatelliten Corona zwischen 1960 und 1972 aufgenommen hatten. Unter anderem ging Munteanu der Frage nach, welche Wälder in dem Zeitraum in den rumänischen Karpaten unangetastet blieben. „Mit den Spionagesatellitenbildern können wir besser als bisher eingrenzen, wo sich tatsächlich naturnahe Wälder befinden und wie wir sie schützen können“, erklärt Catalina Munteanu.

Studie

Fachartikel: “The potential of historical spy-satellite imagery to support research in ecology and conservation”

Weitere Informationen

Pressemitteilung der Universität Freiburg

Kontakt

Prof. Dr. Tobias Kümmerle
Geographisches Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, Rudower Chaussee 16, 12489 Berlin

tobias.kuemmerle@hu-berlin.de