Warum wir eine pflanzenbasierte Ernährung brauchen
Jedes Jahr wächst die Weltbevölkerung um etwa 80 Millionen Menschen. Das erhöht den Druck auf die Nahrungsmittelproduktion, denn die Anbauflächen auf der Erde sind begrenzt. Gleichzeitig kommen immer mehr Faktoren wie der Klimawandel und der Biodiversitätsverlust hinzu, die die globale Ernährungssicherheit gefährden.
Doch wie lassen sich diese Risiken minimieren? Und kann eine wachsende Weltbevölkerung auf Dauer gesund ernährt werden, ohne dabei unsere Umwelt zu belasten und zu zerstören? Professor Hermann Lotze-Campen, Professor für Nachhaltige Landnutzung und Klimawandel an der Humboldt-Universität zu Berlin und Leiter der Forschungsabteilung „Klimaresilienz“ am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), beschäftigt das Thema seit vielen Jahren. Er hat mit seiner Arbeitsgruppe ein globales Simulations-Modell entwickelt, um verschiedene Wechselwirkungen zwischen Landwirtschaft und Klima, vor allem Landnutzungswandel, Ernährungswandel, Bioenergieproduktion und Wasserknappheit zu analysieren.
„Mit Blick auf die Umwelt- und Gesundheitseffekte unserer heutigen Ernährung spielt vor allem das Ausmaß der heutigen Tierhaltung eine sehr bedeutende Rolle. Über die Hälfte der Ackerflächen werden heute für Viehfutter genutzt und stehen damit nicht für die direkte Produktion von pflanzlichen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Hülsenfrüchten, zur Verfügung. Wir brauchen eine umfassende Agrar- und Ernährungstransformation, um dem Klimawandel, dem Verlust biologischer Vielfalt und steigenden Gesundheitskosten entgegenzuwirken. Eine zentrale Voraussetzung dafür ist ein Wandel hin zu einer weitgehend pflanzenbasierten Ernährungsweise. Das ist eine schwierige gesellschaftliche Debatte, aber wir müssen uns vergegenwärtigen, dass der heutige hohe Verbrauch tierischer Lebensmittel überhaupt erst eine Folge des steigenden Wohlstands in den letzten Jahrzehnten ist,“ so Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen.
Prof. Lotze-Campen wirkt seit 2020 an der Food System Economics Commission (FSEC) mit, die im Januar 2024 ihren Global Policy Report zu den ökonomischen Aspekten einer Agrar- und Ernährungstransformation vorgestellt hat .
KOSMOS-Lesung am 30. Mai 2024
In der Reihe KOSMOS-Lesungen spricht Prof. Lotze-Campen am 30. Mai 2024 über das Thema: „Eine umfassende Agrar- und Ernährungstransformation ist möglich“. Der ausgebildete Landwirt, Agrarökonom und Nachhaltigkeitsforscher wird in seiner KOSMOS-Lesung zeigen, wie diese Transformation gelingen kann und erklären, warum sie für unser Leben im Anthropozän so wichtig ist.
Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Sabine Fuss, Professorin am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, Co-Leiterin des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und dort Leiterin der Arbeitsgruppe „Nachhaltiges Ressourcenmanagement und Globaler Wandel".
Die Veranstaltung findet von 18.00 bis 19.30 Uhr im Senatssaal der HU, Unter den Linden 6, in 10117 Berlin statt. Der Eintritt ist frei.
Veranstaltungsreihe
Die KOSMOS-Lesungen stehen in der Tradition einer der berühmtesten Vortragsreihen der deutschen Wissenschaftsgeschichte: den Kosmos-Vorlesungen Alexander von Humboldts. Vor rund 100 Jahren spannte der Naturforscher darin einen Bogen um die ganze Welt und durch alle Disziplinen der Wissenschaft. An zwei Abenden pro Semester berichten Forschende aus verschiedenen Fachgebieten allgemein verständlich über den menschengemachten Umwelt- und Klimawandel und laden anschließend zur gemeinsamen Diskussion.
Die KOSMOS-Lesungen sind eine gemeinsame Initiative von Open Humboldt und dem Integrativen Forschungsinstitut zu Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen
Weitere Informationen
Link zur Food System Economics Commission (FSEC)
Link zum Integrativen Forschungsinstitut zu Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen (IRI THESys)