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Torben Ott erhält ERC Starting Grant für neuronale Zeitforschung

1,5 Millionen Euro Fördermittel für das Projekt „Timevalue – Neural and serotonergic mechanisms underlying time valuation in rats“

Torben Ott, Neurowissenschaftler am Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und am Bernstein Center for Computational Neuroscience (BCCN) Berlin, erhält einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) für sein Forschungsprojekt „Timevalue – Neural and serotonergic mechanisms underlying time valuationin rats“. Er wird sich zusammen mit seiner Arbeitsgruppe mit der Bewertung von Zeit aus neuronaler Perspektive beschäftigen.

Die neuronalen Mechanismen hinter dem Umgang mit der Zeit

Viele Menschen haben das Gefühl, nie genug Zeit für all die Dinge zu haben, die sie gerne tun würden – ein Zustand, den man als Zeitarmut bezeichnet. Obwohl wir immer mehr Möglichkeiten haben, unsere Zeit zu nutzen, bleibt die Menge der verfügbaren Zeit gleich. Zeit ist eine unserer knappsten Ressourcen. „Wir alle treffen ständig Entscheidungen darüber, wie wir unsere Zeit nutzen wollen. Dabei bewerten wir – ob bewusst oder unbewusst –, ob der Aufwand an Zeit, den eine bestimmte Aktivität erfordert, das erwartete Ergebnis wert ist“, sagt Ott. „Das kann eine einfache Entscheidung sein, wie das Zubereiten eines guten Essens oder eine weitreichende Entscheidung, wie das Aufnehmen eines langjährigen Studiums.“

Sein Forschungsprojekt zielt darauf ab, die neuronalen Mechanismen zu identifizieren, die der Zeit einen Wert geben und somit unser Verhalten prägen. Es wird angenommen, dass Serotonin, ein Neurotransmitter, der für seine positiven Auswirkungen auf unsere Stimmung bekannt ist, eine zentrale Rolle bei der Bewertung von Zeit spielt. „Serotonin könnte beeinflussen, wie geduldig oder impulsiv wir in Bezug auf unsere Zeit sind, und somit maßgeblich dazu beitragen, wie wir den Wert von Zeit festlegen“, erklärt der Wissenschaftler.

Mit mathematischen Modellen und Laborversuchen

Um diese Hypothese zu prüfen, wird er zusammen mit seinem Team innovative Methoden einsetzen, die in den vergangenen Jahren die Neurowissenschaften revolutioniert haben. Erstens wird der Wert von Zeit objektiv gemessen, indem Ratten Zeit in eine Aktivität investieren, die zu unterschiedlich großen Belohnungen führen kann. Mit einem mathematischen Modell kann dann die Bewertung von Zeit im Verhältnis zu Gewinn und Risiko quantifiziert werden.

Anschließend sollen die neuronalen Netzwerke im Orbitofrontalkortex des Gehirns, die für diese Zeitbewertung verantwortlich sein können, identifiziert werden. Hierfür werden neue Sonden verwendet, die die elektrische Aktivität hunderter Neuronen gleichzeitig erfassen können. Parallel dazu ist geplant, durch genetische Verfahren die Freisetzung von Serotonin mittels neuartiger Designer-Rezeptoren in Echtzeit zu messen und zu manipulieren. Dadurch lässt sich der genaue Einfluss des Serotoninsystems auf die kortikalen Netzwerke untersuchen. Das Projekt soll grundlegende Erkenntnisse darüber liefern, wie unser Gehirn unseren Umgang mit der wohl kostbarsten Ressource, die wir haben – unserer Zeit – steuert und beeinflusst.

Zur Person

Torben Ott, PhD, promovierte in Neurowissenschaften an der International Max Planck Research School in Tübingen. Als Postdoktorand forschte er am Cold Spring Harbor Labory in New York und an der Washington University in Saint Louis. Seit 2022 hat er eine eigene Arbeitsgruppe, das Decision Circuits Lab, die durch das Emmy-Noether Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Institut für Biologie der HU und am BCCN Berlin gefördert wird. Das BCCN Berlin ist ein gemeinsames Forschungszentrum der Charité, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Technischen Universität Berlin.

Über die ERC Starting Grants

ERC Starting Grants unterstützen Nachwuchswissenschaftler:innen am Beginn ihrer unabhängigen Karriere. Bewerber:innen können zwei bis sieben Jahre nach der Promotion ein Projekt für einen Starting Grant einreichen, wenn sie bereits Publikationen als Erstautor:in, (inter-)nationale Wissenschaftspreise oder Vorträge auf internationalen Konferenzen vorweisen können. Mit der Fördersumme von maximal 1,5 Millionen Euro für eine Dauer von fünf Jahren können die Forschenden eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen.

Weitere Informationen

Foto von Torben Ott, Copyright: privat

Kontakt

Torben Ott
Bernstein Center for Computational Neuroscience Berlin

torben.ott@bccn-berlin.de