Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 2-3/2002

Editorial

Berlin - Stadt der Wissenschaft

"Wer nach Berlin kommt um zu studieren, zu lehren und zu forschen, findet eine vielfältige und reich gegliederte Hochschullandschaft vor. Die Humboldt-Universität sucht die produktive und kooperative Zusammenarbeit mit ihrem wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Umfeld für ihre eigene Arbeit. Mit ihren künstlerischen und wissenschaftlichen Sammlungen wirkt sie selbst in das Leben der Stadt zurück. Als Ort der Diskussion mit der Gesellschaft wird sie der Funktion einer Universität im Zentrum Europas gerecht." Dieses Zitat trägt die Überschrift "Berlin - Stadt der Wissenschaft" und gibt eine der 14 Richtlinien wieder, die durch das Konzil der Humboldt-Universität zu Berlin am 13. Februar 2002 nach intensiver Diskussion als Leitbild für die kommende Dekade beschlossen wurden. Sie formulieren kurz und prägnant, in welcher Funktion sich die Humboldt-Universität sieht, was für Zielsetzungen sie sich gibt und wie sie sich nach außen präsentiert - sei es in Forschung und Lehre, hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und kulturellen Präsenz, in Fragen der Chancengleichheit der Geschlechter, der Nachwuchsförderung und ihrer Weltoffenheit. In vielfältiger Form wird dieses Leitbild in der Humboldt-Universität bereits "gelebt", z.B. als "Ort der Diskussion mit der Gesellschaft". Dies soll hier anlässlich des Jahres der Geowissenschaften exemplarisch skizziert werden.

planet erde - unter diesem Motto hat die Initiative "Wissenschaft im Dialog" 2002 die Geowissenschaften in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt mit dem Ziel, Inhalte und Ergebnisse der Forschung von Wissenschaftler/innen "erlebbar zu machen und über die Vielfalt, gegebenenfalls auch über die Widersprüchlichkeit von Wissen partnerschaftlich zu diskutieren". Ganz im Sinne der Initiatoren der Initiative - dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft sowie großer Forschungsorganisationen - stellen sich Wissenschaftler/innen der Humboldt-Universität schon traditionell diesem Dialog mit der Öffentlichkeit, sei es zur "Langen Nacht der Wissenschaft", beim "Schaufenster der Wissenschaft", zu "Tagen der offenen Tür", auf Symposien sowie auf großen Ausstellungen wie dem "Theatrum naturae et artis" im Berliner Martin-Gropius-Bau. Die überwältigende Resonanz dieser Veranstaltungen zeigt, dass Wissenschaft und Forschung nicht nur vom Anspruch her, sondern auch in praxi "für den Menschen da sind" (so das Bundesministerium für Bildung und Forschung).

Wie eng Forschung mit Lebenspraxis verbunden sein kann, zeigen auch die Beiträge in diesem Schwerpunktheft von humboldt-spektrum zum "Jahr der Geowissenschaften". Am Beispiel der Metropolenforschung wird die erweiterte Sichtweise geowissenschaftlicher Forschung vorgestellt, die das Geographische Institut der Humboldt-Universität kennzeichnet. In dieser Perspektive werden alle Fächer berücksichtigt, die räumliche Phänomene untersuchen. Kontur gewinnt dieser Ansatz in dem Beitrag "Die Großstadt als natürliches und gesellschaftliches System", der zugleich als eine Art Klammer für die Einzelbeiträge des Schwerpunktheftes dient. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf einem neuen Graduiertenkolleg der Humboldt-Universität, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft jüngst bewilligt und das am 1. April 2002 seine Arbeit aufgenommen hat: Stadtökologische Perspektiven einer europäischen Metropole werden hier am Beispiel Berlin untersucht. Der Raum Berlin steht ebenfalls im Blickpunkt weiterer Beiträge mit Themen wie: Berliner Luft und Klima, Naturräumliche Grundlagen für den Raum Arkenberge, Gewässerökologie, Wechselwirkung zwischen Bodenbelastung und Wasserhaushalt, Transformation der Einzelhandelslandschaften Berlins, Wohnumfeld in Berlin, Bevölkerungsentwicklung und -struktur, Stadt- und Regionalsoziologie.

In der vergangenen Dekade hat sich die Humboldt-Universität unter die führenden deutschen Universitäten eingereiht und ihre internationale Reputation ausgebaut. Grundlage dafür bildeten exzellente Forschungsleistungen, die in vielfältigen nationalen und internationalen Forschungskooperationen erbracht wurden. Die Beiträge in diesem Schwerpunktheft zeigen exemplarisch, dass sie sich ganz im Sinne des Leitbildes darüber hinaus in enger Vernetzung mit Berliner Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft auch ihrer sozialen und wirtschaftlichen Verantwortung für Berlin stellt. Es besteht ein breiter Konsens, dass die Zukunft Berlins als Stadt der Wissenschaft auf der innovativen Arbeit solcher Netzwerke basieren wird.

 TITELBILD: 2/2002

Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel
Vizepräsident für Forschung
der Humboldt-Universität zu Berlin