Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 1/2001

Editorial

»Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses«

Die Überschrift zitiert den zweiten Punkt des 12 Punkte-Programms, das sich das Präsidium der Humboldt-Universität zu Beginn seiner Amtszeit gestellt hat und an dem es sich messen lassen will. Dies kommt nicht von ungefähr: Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist uns ein Anliegen von höchster Priorität.

Es ist hinlänglich bekannt und wurde gerade in letzter Zeit vielfach thematisiert, dass die Promotionszeiten (aber auch schon die Studienzeiten!) in Deutschland im internationalen Vergleich zu lang sind, die daran anschließende Postdoktorandenphase zu stark auf die Habilitation fixiert ist und der Nachwuchs wesentlich zu spät in die wissenschaftliche Selbständigkeit entlassen wird. Die Humboldt-Universität bildet hier leider keine Ausnahme!

In jüngster Zeit haben Politik und Wissenschaftsförderungsinstitutionen auf dieses Problem reagiert. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung strebt eine Dienstrechtsreform an, in deren Rahmen erstmalig eine Juniorprofessur vorgesehen ist. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermöglicht es Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern, ihre eigenen Stellen zu beantragen, und bietet ihnen mit den attraktiven Emmy Noether-Stipendien die Möglichkeit zum Aufbau eigener Nachwuchsgruppen. Die Alexander von Humboldt-Stiftung schließlich bemüht sich, mit dem neu aufgelegten Kosmos-Programm den »brain drain« des wissenschaftlichen Nachwuchses in ein »brain gain« zu verwandeln.

Was will die Humboldt-Universität zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses tun?

Die Promotion ist der Ausgangspunkt jeder wissenschaftlichen Laufbahn. Hier muss die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses einsetzen. Nicht ohne ein wenig Stolz verweisen wir daher darauf, dass die Humboldt-Universität mit derzeit 16 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs Spitzenreiter in Deutschland ist. Bei der Etablierung weiterführender Graduiertenprogramme, wie dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gemeinsam mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst ausgeschriebenen PHD-Programm, hoffen wir auch eine Vorreiterrolle übernehmen zu können.

Um die frühe Selbständigkeit des eigenen wissenschaftlichen Nachwuchses nach der Promotion zu fördern, bemühen wir uns, zum einen gezielt Nachwuchsgruppen innerhalb der Humboldt-Universität aufzubauen und möglicherweise Juniorprofessuren im Rahmen eines Pilotprojekts einzuführen, noch bevor die Dienstrechtsreform in Kraft tritt. Ich erinnere daran, dass die Möglichkeit der Einführung von wissenschaftlich selbständigen Assistenzprofessuren bereits in der vorläufigen Verfassung der Humboldt-Universität vorgesehen war, bevor Frau Ministerin Bulmahn die Einführung von Juniorprofessuren vorgeschlagen hat. Andererseits suchen wir nach Möglichkeiten, gezielt Stipendiatinnen und Stipendiaten mit »portablen« Stipendien wie beispielsweise den Emmy Noether-Stipendien an die Humboldt-Universität anzukristallisieren, indem wir ihnen einen attraktiven organisatorischen und wissenschaftlichen Rahmen bieten. Die Humboldt-Universität soll ein Magnet für hervorragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt werden. Der Aufbau eines Humboldt Centers of Junior Research Fellows, wie es von unserem Präsidenten, Herrn Mlynek, in die Diskussion gebracht worden ist, würde hierfür einen exzellenten Rahmen bieten.

Ich möchte an dieser Stelle abschließend auf einen weiteren kleinen Schritt zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aufmerksam machen, den wir gerade im Begriff sind zu gehen: Am 31. Mai diesen Jahres werden wir einen »Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses ? Faszination Wissenschaft« an der Humboldt-Universität durchführen. Mit diesem Tag möchten wir die Bedeutung des wissenschaftlichen Nachwuchses für die Humboldt-Universität nachdrücklich unterstreichen.

Wir werden unter tatkräftiger Mithilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Alexander von Humboldt-Stiftung, der Volkswagen-Stiftung und anderer Förderorganisationen an diesem Tag Perspektiven für den Nachwuchs aufzeigen und sowohl über die klassischen als auch über die gerade neu geschaffenen Möglichkeiten der Nachwuchsförderung informieren. Wir werden es an diesem Tag aber auch nicht versäumen, die Wissenschaftler selbst zu Wort kommen zu lassen. Ich darf schon hier die Gelegenheit nutzen, alle Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler herzlich zu dieser Veranstaltung am 31. Mai einzuladen.

 TITELBILD: 1/2001

Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel
Vizepräsident für Forschung
der Humboldt-Universität zu Berlin