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Solidaritätsveranstaltung für die Ukraine

Rede von Peter Frensch, kommissarischer Präsident der HU, im Rahmen der Solidaritätsveranstaltung für die Ukraine am 4. März

Liebe Humboldtianerinnen, liebe Humboldtianer,

dear Ukrainian friends staying with our university as students, scientists, professors, or lecturers,

vor einer Woche begann für uns eine neue Zeitrechnung. Was unvorstellbar war, wurde von einem auf den anderen Tag schlimme Realität: Es ist Krieg in Europa.

Ich danke Ihnen allen für Ihr so zahlreiches Kommen an diesem Nachmittag hier im Innenhof unserer Alma Mater. Dies ist ein starkes Zeichen. Gemeinsam zeigen wir hier und heute: Die Humboldt-Universität steht zusammen!

Begrüßen möchte ich vor allem die ukrainischen Kommilitoninnen und Kommilitonen, Kolleginnen und Kollegen unter Ihnen. Rund 200 Studierende ukrainischer Staatsbürgerschaft sind an unserer Universität in regulären Studiengängen oder als Erasmus-Programmstudierende eingeschrieben. Sie sind Humboldtianerinnen und Humboldtianer. And on behalf of the entire Humboldt-community, I want you to know: You are not alone!

Wir alle stehen an Ihrer Seite: Studierende aller Fachrichtungen, Professoren und Professorinnen aus Mitte, Adlershof und dem Campus Nord, Beschäftigte aus Service und Verwaltung, Lehrbeauftragte, Gastwissenschaftler:innen und Mitarbeitende des akademischen Mittelbaus – viele von uns haben in den letzten Tagen an Demonstrationen für den Frieden teilgenommen, unsere Unterstützung für Geflüchtete signalisiert oder auf andere Weise ihre Hilfe für die Menschen im Kriegsgebiet angeboten.

Manchmal fragen wir uns vielleicht, was das bringen mag. Doch ich versichere Ihnen: Ja, es bringt etwas. Jede Geste, jedes Wort. Dankbar bin ich auch den vielen Humboldtianerinnen und Humboldtianern in dieser Zeit, die ganz konkret mit anpacken: Fachwissenschaftler bringen Ihre Expertise in Interviews und Medienbeiträgen ein, um die aktuelle Situation zu erklären.

Die Studienabteilung hat bereits ein umfassendes Beratungsangebot für alle ukrainischen Studierenden ins Leben gerufen; das Servicezentrum Forschung informiert ukrainische Forschende und die Internationale Abteilung kümmert sich um Einzelfalllösungen, einen universitätsweiten Nothilfefonds, unsere Kooperationen in Osteuropa und die Bündelung von Hilfsmaßnahmen in der Berlin University Alliance.

Zu unseren Maßnahmen gehört auch das Aussetzen der laufenden Kooperationen mit unseren russischen Partnerinstitutionen. Ich versichere Ihnen, diesen Schritt hat sich die Universitätsleitung nicht einfach gemacht.  Gerade wir mit unserer besonderen Geschichte an dieser Universität in der Mitte Berlins wissen, wie wichtig Brücken zwischen Ländern und Kulturen sind. Wie einfach es sein kann, diese Brücken zu zerschlagen. Und wie schwierig es ist, neue Brücken wieder aufzubauen.

Wir sehnen uns nach dem Tag, an dem wir die Kooperationen wieder aufnehmen, an dem wissenschaftlicher Austausch wieder möglich ist, Reisen stattfinden können und gemeinsame Studienabschlüsse angeboten werden. Doch wissenschaftliche Zusammenarbeit gründet auf Wissenschaftsfreiheit. Und die gibt es nicht ohne Freiheit!

Mit unseren Maßnahmen trennen wir ganz klar zwischen Institutionen und Personen. Studierende sind Leidtragende, keine Kriegstreiber.

Mit großem Respekt haben wir auch den Aufruf von hunderten russischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Kenntnis genommen, die eine starke, mutige Stimme gegen den Krieg erhoben haben. Ihrem Schlusswort schließen wir uns an: „Let’s make science, not war!“

Wir alle sind fassungslos und entsetzt von den Nachrichten, die uns aus der Ukraine erreichen. Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die in den Städten und auf dem Land von den Aggressionen der Streitkräfte direkt betroffen sind. Bei den Menschen, die in den Nächten Schutz suchen in ihren Kellern, Garagen oder Metro-Stationen. Bei den Kindern, die an die Grenzen in Sicherheit gebracht wurden und bei den Frauen und Männern, die sich der Eroberung ihres souveränen Landes zur Wehr setzen.

Ganz besonders denken wir an unsere Freunde, Kommilitoninnen und Kommilitonen, Kolleginnen und Kollegen an unseren beiden Partneruniversitäten, der Taras Schevchenko Universität Kiev und der Ivan Franko Universität Lviv.

Liebe Humboldtianerinnen und Humboldtianer,

SO haben wir uns unser Zusammenkommen nach zwei Jahren Pandemie nicht vorgestellt. Wir haben in der vergangenen Zeit immer wieder gesagt, die Universität ist und bleibt ein sozialer Raum, die Humboldt steht zusammen. Dies zeigt sich gerade in Tagen wie diesen. Lassen Sie uns heute Nachmittag gemeinsam ein stilles Zeichen setzen – gegen Gewalt und Krieg, für Frieden, Freiheit und Humanität.

Vielen Dank an Frau Landenberger und Frau Wurm vom Institut für Slawistik und Hungarologie für ihren Beitrag von Yevgenia Belorusets, die noch im vergangenen Semester als Siegfried Unseld-Professorin an unserer Universität war.

Gleich geht es weiter mit einer Darbietung europäischer Volks- und Friedenslieder der Performancegruppe „Dokumentartheater Berlin“ rund um den Humboldtianer Kristoffer Sturm. Der hat gerade noch eine Klausur geschrieben. Ich würde sagen, das ist humboldtsches Engagement im besten Sinne. Auch Ihnen und allen Beteiligten ganz herzlichen Dank!

To our ukrainian students: I would like to invite you to make use of our numerous consulting services.

This afternoon, you will find representatives of our international office here at our Humboldt car. Please do not hesitate to contact them.

Before we continue with the programm, please let us all be silent together - for one moment - and send our thoughts to our friends and partners in the Ukraine. We think of the families of our ukrainian university-members and of all the people suffering in that terrible war. […]

Thank you very much – vielen Dank!

 

Prof. Dr. Peter Frensch
Kommissarischer Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin