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Im Chat zum neuen Studienfach

Die Studienberatung baut ihren Online-Service aus. Zukünftig sollen Studieninteressierte und Studierende auch außerhalb der Universität beraten werden – über den Bildschirm

20170913 Studierende mit digitalen Medien im Grimm Zentrum Foto Matthias Heyde HU Berlin 6

Mit ihren digitalen Angeboten will die HU ihre Zielgruppe noch besser erreichen. Foto: Matthias Heyde

Wer Fragen oder Sorgen rund ums Studium hat, geht zur Studienberatung – ist doch klar, oder? Doch so selbstverständlich ist dieser Weg nicht für alle. Studierende mit anderer Bedürfnislage können eben nicht „einfach so“ vorbeikommen. Vielleicht weil sie einen Angehörigen pflegen oder eine Behinderung haben, die sie einschränkt. In solchen Situationen ist ein Angebot, das sich leicht vom Computer zu Hause nutzen lässt, eine gute Möglichkeit, Probleme zu klären. Hedda Zechner ist Studienberaterin und kennt noch weitere Gründe, warum eine Onlineberatung manchmal passender ist als ein persönliches Gespräch.

„In der Anonymität des Internets traut sich manch Ratsuchender, ganz offen zu fragen“, erzählt sie. „Man kann nicht durch vermeintlich dumme Fragen auffallen. Die Onlineberatung ist niedrigschwelliger als der Gang in die Sprechstunde.“ Nicht nur simple Anliegen können frank und frei angesprochen werden, sondern auch prekäre Themen. Etwa wenn Studierende über einen Studienabbruch nachdenken und diese Gründe erst einmal niederschreiben wollen. Solche Gedanken lassen sich in einer E-Mail oft leichter ausdrücken als in einer Gesprächssituation.

Die Zielgruppen sollen besser erreicht werden

Einen intensiveren Dialog bietet indes die persönliche Beratung. „Ein Gespräch ist natürlich vielseitiger als ein Austausch per E-Mail, Chat oder Messenger“, unterstreicht Hedda Zechner,„gerade in Momenten, die durchaus emotional sind. Wenn es um Krisen im Studium geht, kann die Beraterin Trost spenden oder ein Taschentuch reichen, die persönlichen Umstände des Studierenden eben einfach viel besser erfassen.“ Andererseits sparen Ratsuchende durch ein Onlineangebot Zeit: In einer Stadt wie Berlin sind die Wege manchmal weit, vor Ort können Wartezeiten zusätzlich aufhalten. Diese Nachteile fallen bei einer Onlineberatung weg. Ebenfalls ein wichtiger Vorteil: die Nachhaltigkeit. Ohne große Zettelberge und Papierverschwendung werden Fakten schnell online bereitgestellt, die die Beratungsstellen ansonsten als Flyer oder Ausdrucke weitergeben oder zum Mitnehmen auslegen.

Man kann zudem den Gesprächsverlauf am Bildschirm bequem noch einmal nachlesen. So geht nichts verloren, etwa weil man in der Beratungssituation etwas vergisst, was erzählt wurde. Allerdings wird dadurch auch Vertrauliches niedergeschrieben – umso wichtiger ist der Schutz dieser Daten im Rahmen der Onlineberatung. „Wir wollen mit allen digitalen Angeboten der Humboldt-Universität die Zielgruppe besser erreichen“, sagt Hedda Zechner. Die Generation, die selbstverständlich die meisten Dinge des Alltags am Smartphone regelt, erwartet diesen Service auch von ihrer Universität.

Das bestätigt Mira Evertz. Die 30-Jährige studiert Erziehungswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms- Universität in Münster und kennt die Arbeit der Studienberatung der HU durch ein Praktikum vor Ort. „Ich sehe den Vorteil vor allem darin, dass Onlineberatung über ein Medium funktioniert, das stärker von Studierenden genutzt wird“, unterstreicht sie. „Ein Onlineangebot funktioniert in meinen Augen aber stets nur als Ergänzung.“ Unterschiedliche Angebote würden unterschiedliche Typen von Ratsuchenden ansprechen. „Gerade in der Beratung gilt es, möglichst viele Menschen zu erreichen und die Barrieren niedrig zu halten“, sagt sie.

Neue Ideen in der Onlineberatung

Um möglichst niedrigschwellig zu arbeiten, will die Humboldt-Universität verstärkt neue Ideen in der Onlineberatung wagen. „Wir erarbeiten und testen seit ein paar Monaten Konzepte, etwa Beratungen per Chat oder Videotelefonie“, verrät Zechner. Hier müssen die datenschutzrechtlichen Bedingungen genau geprüft werden: Gerade bei Chatverläufen muss sichergestellt sein, über welche Server gearbeitet wird, ob und wo die Chats gespeichert werden. Angedacht ist auch ein Forum für Studierende, in dem diese sich austauschen können. Oft werden Informationen, die viele betreffen, in einem Thread zusammengefasst und geteilt. Auch stille Mitleser erhalten wichtige Infos und Tipps.

Auch durch Desktop-Sharing können die Beraterinnen und Berater zukünftig direkt auf den Bildschirm des Ratsuchenden blicken und diesen zu den richtigen Informationen lenken oder Hilfestellungen geben. Und mit der Videoberatung wird das persönliche Gespräch ins eigene Arbeitszimmer verlagert. Hierbei werden durch Mimik und Tonfall genau die Emotionen mittransportiert, die in Chat oder E-Mail fehlen. Mehr dazu wird es im Verlauf des nächsten Jahres geben, wenn die Studienberatung der Humboldt-Universität diese neuen digitalen Wege einschlägt.

Autorin: Michaela Drenovakovic

Der Artikel erschien zuerst in der Tagesspiegel-Beilage der HU.

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