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Das Gehirn isst mit

Wie sich die Entscheidungsfindung im Gehirn auf die Fettleibigkeit auswirkt / Ein Liveexperiment

Warum entscheidet sich mein Gehirn für Schokoladenkuchen und nicht für den gesunden Apfel? Eine Antwort auf diese Frage finden die Besucher der Ausstellung „Nervennahrung“ beim diesjährigen Wissenschaftssommer in Mainz vom 4. bis 9. Juni 2011.
„Das Gehirn bestimmt, wie wir handeln. Fettleibigkeit ist daher auch das Ergebnis von Ernährungsentscheidungen“, dieser Ansicht sind die beiden kognitiven Neurowissenschaftlerinnen Lia Sanders und Shereen Chaudhry von der Berlin School of Mind and Brain, einer Forschungseinrichtung für Doktoranden der Humboldt-Universität.
Im Rahmen der Ausschreibung des Publikumspreises „Wissenschaft interaktiv“ von Wissenschaft im Dialog und Stifterverband haben es die beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen ins Finale geschafft und entwickeln derzeit ein überdimensionales Gehirnmodell, das die Besucher der Ausstellung über den neurowissenschaftlichen Hintergrund von Nahrungsentscheidungen informiert.

Ein von den Forschern Baba Shiv und Alexander Fedorikhin bereits 1999 durchgeführtes Experiment wird dabei als Teil der Ausstellung dienen. Die Besucher bekommen am Eingang entweder eine zwei- oder siebenstellige Zahl genannt, die sie sich einprägen müssen. Im nächsten Schritt sollen sie sich zwischen Schokoladenkuchen und einer Schale mit Früchten entscheiden.
Die beiden Wissenschaftlerinnen gehen davon aus, dass es ein Bedürfnis- und ein Abwägungssystem gibt. Wer beispielsweise konzentriert am Computer arbeitet oder sich eine siebenstellige Zahl merken muss, dessen Abwägungssystem ist so stark mit dieser kognitiv anspruchsvollen Aufgabe beschäftigt, dass es fast unmöglich ist, dasselbe System gleichzeitig für eine rationale Ernährungsentscheidung heranzuziehen. So hat das Bedürfnissystem leichtes Spiel und gewinnt einen größeren Einfluss auf die anstehende Nahrungsentscheidung – was oft folgt, ist der Griff zur Schokolade.

Ob das Experiment diese These bestätigt? 60.000 Besucher, die auch den Sieger des Publikumspreises bestimmen, werden zum Mainzer Wissenschaftssommer erwartet und können live beim Experiment mitmachen. Die Gewinner erhalten 10.000 Euro. „Damit könnten wir die Auswertung der Testergebnisse aus dem Experiment vorantreiben und die Ausstellung vielleicht auch in Berlin zeigen“, sagt Shereen Chaudhry.

Nähere Informationen:

http://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wissenschaftssommer/mainz-2011/wissenschaft-interaktiv.html
http://www.hu-berlin.de/pr/publikationen/tsp/sose2011/das-hirn-isst-mit/



Über die Berlin School of Mind and Brain


Die Berlin School of Mind and Brain bietet Doktoranden einzigartige Forschungs- und Ausbildungsmöglichkeiten an der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften und Geistes- und Sozialwissenschaften (Philosophie, Linguistik, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften). Die Graduiertenschule wurde 2006 im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gegründet und verantwortet ein dreijähriges interdisziplinäres Promotionsprogramm auf Englisch, zu dem Wissenschaftler aller Berliner Universitäten und der Charité beitragen.
Jährlich nimmt die Graduiertenschule bis zu fünfzehn internationale Doktoranden auf. Um den interdisziplinären Fokus der Forschungsprojekte zu gewährleisten, werden die Promovierenden üblicherweise von zwei Professorinnen oder Professoren unterschiedlicher Fachrichtungen betreut.
Die Kernthemen der Graduiertenschule sind: Bewusste und unbewusste Wahrnehmung, Entscheidungsfindung, Sprache, Hirnplastizität und ontogenetische Entwicklung sowie Erkrankungen des Gehirns mit kognitiven Störungen.

Die Berlin School of Mind and Brain gehört zu den Gründern des Verbunds Neuroscience Berlin, in dem sich unter anderem sechs neurowissenschaftliche Doktorandenprogramme zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben.

www.mind-and-brain.de
www.neuroscience-berlin.de



WEITERE INFORMATIONEN

Zarifa Mohamad
Humboldt-Universität zu Berlin
Berlin School of Mind and Brain
Tel.:030 2093-1792
E-Mail: zarifa.mohamad@hu-berlin.de