Humboldt-Universität zu Berlin

GRK 426: Molekularbiologische Grundlagen der Therapie

Die Molekulare Medizin verfolgt das Ziel, den enormen Wissenszuwachs in den Grundlagenfächern Molekularbiologie, Zellbiologie, Biochemie und Immunologie für das Verständnis der molekularen Grundlagen von Krankheitsprozessen und molekulare Ansatzpunkte für neue Methoden in Diagnostik und Therapie zu nutzen. Die therapeutische Beeinflussung biologischer Prozesse mittels Gentechnik, d.h. Gentherapie, ist ein neuer Zweig der Molekularen Medizin, der auch weitergehende Implikationen für die Klinische Pharmakologie hat. Damit bahnt sich eine Entwicklung an, bei der der genetische Apparat und davon abhängende Genexpressionssysteme das Ziel von Arzneimittelwirkungen sein werden. Neben der Herausbildung gentherapeutischer Verfahren führt eine weitere Anwendung molekularbiologischer Erkenntnisse zur Entwicklung von Arzneimitteln durch die Strukturaufklärung neuer therapeutisch relevanter Targetmoleküle sowie durch Simulation funktionell wichtiger Wechselwirkungen zwischen Proteinen, Nukleinsäuren und ihren Liganden. Viele funktionell wichtige Proteine unterliegen einem Polymorphismus, der für einen Teil der Varianz in der Reaktionsweise gegenüber Arzneimitteln und Fremdstoffen verantwortlich ist. Die Analyse dieser individuell unterschiedlichen Reaktivität ist Forschungsgegenstand der Pharmakogenetik und eng verzahnt mit somatischer Gentherapie. Die Beeinflussung der Genexpression in Form einer Steigerung oder Verminderung der Enzyminduktion ist mit dem Verständnis von Arzneimittelwirkungen und -nebenwirkungen kausal verknüpft. Schließlich sind Gentherapie und Pharmakogenetik eng verbunden mit der Einsicht, daß Pharmakotherapie auf das Individuum zugeschnitten sein muß, wenn sie den maximalen Nutzen bei minimalem Risiko erreichen soll. Daher muß die Forschung in der Pharmakologie am Menschen sich heute auch besonderer für den Menschen relevanter Modelle bedienen, z. B. humanisierter Zellinien und transgener Tiere mit menschlichen Genen.
Dieser Paradigmenwechsel in der Arzneitherapie, der einer Therapie durch pharmakologische Eingriffe in die Funktion der Gene völlig neue Möglichkeiten eröffnet, erfordert die Mitarbeit von Klinischen Pharmakologen, die über ein fundiertes Wissen der molekularbiologischen Regel- und Steuerungsmechanismen verfügen und in der Lage sind, an der Entwicklung von Grundkonzeptionen mitzuwirken, die ersten Schritte bei der Anwendung am Menschen zu planen, sachkundig zu leiten und auch gegenüber der Öffentlichkeit und den Behörden zu erläutern und zu vertreten.
Die Problemstellungen des vom "Verbund Klinische Pharmakologie Berlin/Brandenburg" initiierten und an der Charité eingerichteten Graduiertenkollegs sind deshalb auf folgende fünf Projektbereiche konzentriert:
(1) Molekülstruktur und Entwicklung von Arzneimitteln;
(2) Zellkommunikation und Kontrolle der Genregulation;
(3) Gentherapie;
(4) Molekulargenetische Analyse von Arzneimittelwirkungen und Krankheitsrisiken;
(5) Molekulare Bluthochdrucktherapie.
An dem Graduiertenkolleg sind Wissenschaftler der Medizinische Fakultät Charité und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin Berlin-Buch beteiligt.

Beteiligte Fakultäten/Institute der Humboldt-Universität zu Berlin:

Medizinische Fakultät Charité, Institut für Klinische Pharmakologie; Franz-Volhard- und Robert-Rössle-Klinik; Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät I, Institut für Biologie, AG Molekulare Zellbiologie

Sprecher:

Prof. Dr. Walter Birchmeier
Medizinische Fakultät Charité
Institut für Klinische Pharmakologie
Schumannstr. 20/21
10117 Berlin
Tel.: (030) 450-525112
Fax.: (030) 450-525932

Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen der Humboldt-Universität:

Prof. Dr. Ivar Roots, Prof. Dr. Bernd Dörken, Prof. Dr. Friedrich Luft

Laufzeit:

10/1997 - 9/2003