Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 1/2005

Editorial

Exzellenz durch Wettbewerb
Hans Jürgen Prömel

Wollte man wissenschaftliche Exzellenz in außergewöhnlichen Zahlen ausdrücken, könnte eine Reihe so aussehen: 640 / 644 / 647 / 649 / 650. Dahinter verbergen sich fünf neue Sonderforschungsbereiche mit der Humboldt-Universität als Sprecherhochschule, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) der Humboldt-Universität im Jahr 2004 bewilligt hat. Dass vier davon im Rahmen eines Bewilligungsverfahrens positiv beschieden wurden, ist ein Novum und damit eine zusätzliche Anerkennung dieser Universität als Stätte für exzellente Spitzenforschung - und Grund genug für dieses Schwerpunktheft von Humboldt-Spektrum. Unter den Sonderforschungsbereichen befinden sich auch die beiden ersten geisteswissenschaftlichen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Humboldt-Universität einwerben konnten: SFB 640 »Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel« und SFB 644 »Transformationen der Antike«. Mit dem SFB 647 »Raum - Zeit - Materie« kommt der erste Sonderforschungsbereich mit Sprecherfunktion an das Institut für Mathematik -– eine hervorragende Ergänzung der Forschungsschwerpunkte unter anderem im Rahmen der Beteiligung am DFG-Forschungszentrum Mathematik und zweier Graduiertenkollegs mit Sprecherfunktion. An der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät nimmt mit dem SFB 649 »Ökonomisches Risiko« erneut ein Sonderforschungsbereich seine Arbeit auf und die Charité -– Universitätsmedizin Berlin hat für die Humboldt-Universität mit dem SFB 650 »Zelluläre Ansätze zur Suppression unerwünschter Immunreaktionen« jetzt bereits den vierten medizinischen Sonderforschungsbereich eingeworben.

Mit insgesamt 13 Sonderforschungsbereichen mit Sprecherfunktion (davon neun im Hochschulbereich) belegt die Humboldt-Universität zusammen mit der LMU München gegenwärtig den ersten Platz im bundesweiten SFB-Ranking und baut damit ihre Position im wissenschaftlichen Wettbewerb mit anderen Universitäten kontinuierlich aus. Die erfolgreiche Einwerbung von Drittmitteln bedeutet für Universität sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zugleich immer auch Verpflichtung und Herausforderung, die mit diesem Vertrauensvorschuss verbundenen Erwartungen auch zu erfüllen.

Der Weg in die Spitzengruppe der deutschen Universitäten ist das Ergebnis grundlegender Reformanstrengungen. Zu den Steuerungsinstrumentarien zählen unter anderem: höchste Qualitätsanforderungen bei Berufungen, Qualitätssicherung durch kontinuierliche Evaluation der Fakultäten und Institute mit Zielvereinbarungen, die leistungsbezogene Mittelvergabe sowie der Innovationsfonds für die Anschubfinanzierung profilbildender Programme.
Die erreichte Spitzenposition zu halten bzw. auch auf internationaler Ebene weiter auszubauen wird künftig sicher nicht einfacher, denn die Berliner Universitäten waren gezwungen, einem Hochschulvertrag mit dem Berliner Senat zuzustimmen, der zwar eine Planungssicherheit bis 2009 verspricht, für die Humboldt-Universität aber eine strukturell einzusparende Summe in Höhe von 28 Mio. Euro bedeutet. Mit dem jetzt verabschiedeten Struktur- und Entwicklungsplan 2010 wird dies durch Reduzierung des Personals um rund 20% umgesetzt. Zudem wird es erforderlich sein, sich kontinuierlich mit veränderten Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen und eigene Strukturen in Frage zu stellen.

Mit dem Struktur- und Entwicklungsplan 2010 entwickelt die Humboldt-Universität bewährte Strategien daher nicht nur fort, sondern beschreitet zugleich auch völlig neue Pfade. Neben der disziplinären Fakultäts- und Institutsstruktur hat die Humboldt-Universität mit der Rahmenstrukturplanung gleichzeitig einen Beschluss über die Einrichtung zeitlich befristeter, interdisziplinär angelegter Zentren gefasst. Im inneruniversitären Wettbewerb werden hierdurch neue Forschungsschwerpunkte gebildet, bereits existierende Schwerpunkte gestärkt sowie weiter vernetzt und auch Grundlagen für die erfolgreiche Einwerbung beispielsweise von weiteren Sonderforschungsbereichen gelegt. Zugleich sollen damit die an der Universität und die am Wissenschaftsstandort Berlin in anderen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vorhandenen Kompetenzen thematisch gebündelt und besser ausgenutzt werden. Bereits etabliert wurden das Zentrum für Infektionsbiologie und Immunität (ZIBI), das Antikezentrum sowie das Georg Simmel-Zentrum für Metropolenforschung.

Überzeugende inhaltliche und organisatorische Konzepte waren und sind wichtige Wettbewerbsvorteile auf unserem erfolgreichen Weg als Reformuniversität im Zeichen der Exzellenz. Allerdings: Ausgespielt werden konnten und können diese Stärken nur durch die herausragende Kompetenz und das außergewöhnliche Engagement unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

TITELBILD: 1/2005

Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel
Vizepräsident für Forschung der Humboldt-Universität zu Berlin