GRK 275: Ökonomie und Komplexität in der Sprache
Die Grundorientierung des Kollegs ist durch Überlegungen bestimmt,
die sich zunächst auf die Organisation sprachlichen Wissens beziehen
und die Ökonomie, Optimalität und Minimalität der Prinzipien,
Operationen und Inventare betreffen, durch die der Aufbau hochkomplexer
Strukturen ermöglicht und kontrolliert wird. Diese Überlegungen, die
als konsequente kognitionswissenschaftliche Weiterführung
sprachtheoretischer Entwicklungen der generativen Linguistik zu
verstehen sind, bringen einerseits bekannte Fakten und Fragestellungen
in neue Zusammenhänge, die generelle Lösungen möglich machen, und
sie werfen andererseits neue Probleme auf, die sich aus eben diesen
Zusammenhängen ergeben. Einfachheit, Ökonomie, Optimalität sind
dabei Gesichtspunkte, von denen angenommen wird, daß sie nicht nur -
im herkömmlichen Verständnis - Anforderungen an die Theorie bilden,
sondern Charakteristika der mentalen Organisation selbst darstellen.
Diese keineswegs selbstverständliche, aber offenbar fruchtbare
Orientierung, die zu weitreichenden Konsequenzen aus relativ begrenzten
Detailannahmen führt, wirft spezielle Fragen auf, die im Programm des
Kollegs in zwei Gruppen zu ordnen sind:
(a) Wie stellt sich das Verhältnis von Komplexität der Strukturen zur
Ökonomie der Elemente und Prinzipien in der Organisation sprachlichen
Wissens dar?
(b) Was besagt das Verhältnis von Komplexität und Ökonomie für die
Verlaufsbedingungen des geschichtlichen Sprachwandels, des
Spracherwerbs und der Sprachstörung sowie der verschiedenen
Modalitäten der Sprachverwendung?
Im Graduiertenkolleg werden die mit den Fragen (a) und (b) ins Auge
gefaßten Probleme in vier Projektbereiche gegliedert:
A: Struktur der Sprachkenntnis
B: Sprachveränderung
C: Entwicklung und Störung der Sprachkenntnis
D: Sprachverarbeitung
Der Bereich A stellt dabei aus prinzipiellen Gründen den Bezugsrahmen
dar, dem die in B, C, und D thematisierten Fragen auf verschiedene,
aber jeweils systematische Weise zugeordnet sind. Die auf ihre
Tragfähigkeit und Produktivität zu prüfende Annahme besagt ja, daß
die Ökonomie sprachlicher Kenntnisstrukturen sich in den verschiedenen
Prozeß- und Veränderungsbedingungen auswirkt und durch sie genutzt
wird. Es liegt daher auch in der Natur der Sache, daß der Bereich A
eine für alle Projekte wesentliche Mittlerfunktion hat.
Beteiligte Fakultäten/Institute der Humboldt-Universität zu Berlin:
Philosophische Fakultät II, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft
Sprecherin:
Prof. Dr. Karin Donhauser
Philosophische Fakultät II
Institut für deutsche Sprache und Linguistik
Schützenstr. 21
10117 Berlin
Tel.: (030) 20196-635
E-Mail: karin=donhauser@german.hu-berlin.de
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen der Humboldt-Universität:
Prof. Dr. Manfred Bierwisch, Prof. Dr. Rainer Dietrich, Prof. Dr. Ewald Lang
Laufzeit:
4/1996 - 3/2005