Humboldt-Universität zu Berlin

GRK 316: Verteilte Informationssysteme

Durch zunehmende Rechnervernetzung haben sich die Anforderungen an Datenbanken und Informationssysteme in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verändert. Während bisher das Paradigma der stark strukturierten, top-down-orientierten Datenhaltung dominierte - zunächst im zentralen Großrechner, später im homogenen lokalen Rechnernetz -, gewinnen neuerdings dezentrale Paradigmen deutlich an Relevanz. Mehr und mehr Informationen werden in nur schwach strukturierter Form auf heterogenen, vernetzten Rechnern abgelegt. Im Internet spielt hier das World Wide Web (WWW) eine dominierende Rolle. Ähnliche Tendenzen sind aber auch in innerbetrieblichen Netzen zu beobachten, geht nun die Tendenz dahin, Heterogenität und (kontrollierte) Redundanz nicht mehr als Störfaktor, sondern als Konstruktionsprinzip für Informatiomssysteme zu verstehen. Bei derartig verteilten Informationssystemen zeigt sich oft eine Verschiebung des Arbeitsaufwandes gegenüber herkömmlichen Ansätzen. Während in klassischen Datenbanken und Informationssystemen die Einbringung von Information relativ aufwendig, die Abfrage hingegen vergleichsweise effizient ist, sieht es in Systemen wie dem WWW umgekehrt aus. Hier ist es im allgemeinen außerordentlich einfach, Daten in das System einzubringen. Andererseits ist eine gezielte Suche nach bestimmten Informationen oft schwierig und langwierig, da kaum geeignete Suchwerkzeuge zur Verfügung stehen.
Infolge dieser aktuellen Entwicklungen ergeben sich für die angewandte Informatikforschung zahlreiche interessante Fragestellungen. Was die Ausbildung von einschlägigen Fachleuten angeht, so macht die klassische Trennung in die technischen Aspekte der Informatik einerseits und Informatik-Anwendungen andererseits hier wenig Sinn. In dem Graduiertenkolleg "Verteilte Informationssysteme" wird stattdessen ein durchgehend interdisziplinär geprägter Ansatz verfolgt. Dies bedeutet zum einen die Vermittlung eines soliden Hintergrunds in den essentiellen Informatik-Teildisziplinen Datenbanken und Softwaretechnik. Zum anderen werden vertiefte Kenntnisse in einer Anwendungsdisziplin sowie in der klassischen Informatik oft etwas zu kurz kommende Informationswissenschaften vermittelt.
Das Forschungsprogramm des Kollegs gliedert sich in drei Schwerpunkte, die sich an den wesentlichen Phasen des Softwaresystementwufs orientieren. Sämtliche Stichworte verstehen sich in Bezug auf verteilte, heterogene Informationssysteme.

Modellierung: Datenmodelle; Transaktionsmodelle; Metadaten; Kommunikations-, Koordinations- und Kooperationsmodelle;
Realisierung: Anfragesprachen; Information-Retrieval-Techniken; Komponenten- und Schnittstellenkonzepte; Benutzeroberflächen; Dienstvermittlungssysteme; agenten-orientierte Techniken;
Management und Evolution: verteiltes System- und Netzwerkmanagement; dynamische Verwaltung von Änderungen und Erweiterungen; Bereitstellung und Abrechnung von Diensten; Datensicherheit und Datenschutz; Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.

Beteiligte Fakultäten/Institute der Humboldt-Universität zu Berlin:

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Wirtschaftsinformatik; Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II, Institut für Informatik

Sprecher:

Prof. Oliver Günther, Ph.D.
Humboldt-Universität zu Berlin
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Fachgebiet Wirtschaftsinformatik
Spandauer Str. 1
10178 Berlin
Tel.: +49 30 2093-5742/43, Fax: +49 30 2093-5741
E-Mail: guenther@wiwi.hu-berlin.de

Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen der Humboldt-Universität:

Prof. Johann Christoph Freytag, Ph.D.

Laufzeit:

12/1996 - 11/2005

Online-Information:

http://www.wiwi.hu-berlin.de/gkvi/