Humboldt-Universität zu Berlin

Neuronale Stammzellen, Dr. Gerd Kempermann

    Neuronale Stammzellen, Dr. Gerd Kempermann  
   

 

Die Forschungsgruppe "Neuronale Stammzellen" beschäftigt sich mit jenen Zellen des Gehirns, die in der Lage sind, neue spezialisierte Gehirnzellen, und damit vor allem neue Nervenzellen, hervorzubringen. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass auch das erwachsene Gehirn über solche Stammzellen verfügt, aber das darin liegende Potential zur Regeneration im Falle vieler neurologischer Krankheiten nicht oder kaum nutzt. Allerdings gibt es zumindest einige Ausnahmen von der früher als ehernes Gesetz angesehenen Regel, dass das erwachsene Gehirn keine neuen Nervenzellen mehr hervorbringen könne. So konnte die Gruppe beispielsweise zeigen, dass Tiere, die in einer reizreichen Umgebung leben, in einer Hirnregion, die auf Lernen und Gedächtnis spezialisiert ist, noch bis ins hohe Alter mehr neue Nervenzellen produzieren als Tiere, die in normalen, eher langweiligen Käfigen gehalten werden. Auch körperliche Aktivität fördert die Bildung neuer Nervenzellen. Die Gruppe interessiert, wie diese aktivitätsabhängige Regulation funktioniert.

Die MDC-Neurowissenschaftler untersuchen neuronale Stammzellen vor allem in vivo, das heißt in der normalen zellulären Umgebung im Gehirn, da sie vor allem wissen wollen, wie das Wachstum neuer Nervenzellen von den unmittelbaren Nachbarzellen mit beeinflusst wird. Für manche Fragen ist es jedoch sinnvoll, sich die Zellen auch in der Zellkultur genauer anzusehen. Zellkulturexperimente anderer Forschungsgruppen haben zum Beispiel ergeben, dass man neuronale Stammzellen aus vielen, wenn nicht sogar allen Hirnregionen isolieren kann, auch aus solchen, in denen im erwachsenen Organismus normalerweise keine neuen Nervenzellen mehr gebildet werden.

Die Kernfrage, die die Gruppe beschäftigt, ist daher, welcher Faktoren es bedarf, damit aus neuronalen Stammzellen auch neue Nervenzellen werden. Wenn überall im erwachsenen Gehirn noch neuronale Stammzellen existieren, warum werden sie nur in bestimmten Arealen noch zu Nervenzellen?

Diese Fragen sind deshalb von großer Bedeutung, da die genaue Kenntnis dieser Vorgänge es erlauben würde, die Stammzellen zu therapeutischen Zwecken einzusetzen. Viele Patienten mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen, die mit einem neuronalen Zellverlust einhergehen, zum Beispiel Morbus Parkinson, die Alzheimer-Erkrankung, aber auch Schlaganfälle, Schädelhirntraumen und Entzündungen, könnten von einem stammzellbasierten Zellersatz profitieren.

Der Forschungsgruppe eingegliedert ist die Elektronenmikroskopie am MDC. Neben eigenen Untersuchungen neuronaler Stammzellen im Elektronenmikroskop hält die Gruppe Geräte für die aufwendige Vorbereitung von Gewebe zur Elektronenmikroskopie und die Mikroskope bereit, um mit anderen Forschungsgruppen, die an ultrastrukturellen Untersuchungen interessiert sind, zusammenzuarbeiten.

 
 
Neue Nervenzelle (orange gefärbt) im Gehirn einer erwachsenen Maus
 

 

 

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Datum der letzten Aktualisierung: 10.08.2000 (eising)

 
 
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