Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 1/2007

Editorial

Nachwuchs strukturiert fördern

Nicht nur in der aktuellen Diskussion in der Familienpolitik – auch in der hochschulpolitischen Diskussion ist die Nachwuchsförderung en vogue. Ähnlich wie die Forderung nach einer optimalen frühkindlichen Förderung auf unsere Jüngsten abzielt, stehen auch an Universitäten derzeit die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Mittelpunkt, die bei ihrer ersten eigenständigen Forschungsleistung, der Dissertation, unterstützt werden sollen. Hier wie dort wird befürwortet, die Betreuung strukturell zu verbessern – an Universitäten durch Graduiertenschulen, der ersten von den drei Säulen, die im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert werden.

Die Humboldt-Universität hat sich in den vergangenen Jahren als Fördererin des wissenschaftlichen Nachwuchses bundesweit einen Namen gemacht. 2001 hat sie als Vorreiterin die Juniorprofessur eingeführt und seither rund 70 Juniorprofessorinnen und -professoren berufen. Den Rahmen für diese Nachwuchswissenschaftler bilden bei uns ein begleitendes Soft Skill Programm, transparente Evaluationskriterien und eine Tenure Track Option. Aber nicht nur im Postdoc Bereich, auch in der Förderung von Promovierenden ist die Humboldt-Universität sehr erfolgreich. So gibt es derzeit 14 Graduiertenkollegs und insgesamt 33 Promotionsprogramme über alle Fakultäten hinweg, die Promovierenden eine strukturierte Ausbildung ermöglichen.

Mit der Exzellenzinitiative werden nun Schulen für strukturierte Doktorandenausbildung gefördert, die über die bisherigen Förderformen hinaus gehen, mehr als Graduiertenkollegs sind. Es sollen nachhaltige Strukturen geschaffen werden, die Graduiertenförderung aus Sicht der Doktorandinnen und Doktoranden ›denken‹ und ihren Bedürfnissen bei der Begleitung ihrer wissenschaftlichen Arbeit gerecht werden.

Mit der Berlin School of Mind&Brain und der Berlin Mathematical School konnte die Humboldt-Universität in der ersten Runde der Exzellenzinitiative bereits zwei dieser Graduiertenschulen einwerben, die letztere gemeinsam mit der Freien und der Technischen Universität. Dies ist ein schöner Erfolg, der unsere bisherige Nachwuchsförderung honoriert. Wie die beiden Promotionsprogramme ihre Doktorandinnen und Doktoranden fördern, können Sie in diesem Heft nachlesen. In der zweiten Exzellenzrunde wurden sogar vier unserer Projekte aufgefordert, Langanträge für Graduiertenschulen zu stellen – wir hoffen, im Oktober mit möglichst zahlreichen unserer Projekte zu den Gewinnern zu zählen.

Mit der Exzellenzinitiative war die Zeit auch reif für ein weiteres Nachwuchsprojekt: die Humboldt Graduate School. Sie soll die Qualität unserer Promotionsprogramme sichern und Dienstleistungen für sie übernehmen. Durch die Bündelung dieser Aufgaben an einer Stelle wird es Größeneffekte geben, die sich für die Promovierenden in einem breiteren Servicespektrum niederschlagen.

Die Humboldt Graduate School ist ein weiterer wichtiger Baustein, der Karrierewege für unsere Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler transparent macht und dadurch hilft, sie zu realisieren. Wichtig ist dabei, die neuen Instrumente der Nachwuchsförderung nicht auf die Gegebenheiten des Systems, sondern auf die Bedürfnisse der neuen Wissenschaftlergeneration auszurichten.

Um eine gute Betreuung für alle unsere Promovierenden gewährleisten zu können und den verstärkten Anforderungen einer interdisziplinären Forschung gerecht zu werden, müssen dabei die traditionellen Lehrling – Meister – Beziehungen weiterentwickelt und auf eine breitere Basis gestellt werden. Gleichzeitig muss aber gewährleistet werden, dass Betreuung, Karriereberatung und Professionalisierung, eben das, was das Lehrling – Meister – Modell im guten Falle neben der fachlichen Qualifizierung vermittelte, auch in den transparenten und wettbewerbsgeleiteten neuen Förderwegen nicht zu kurz kommen. Wir hoffen, dass die Humboldt Graduate School gemeinsam mit Graduiertenschulen, wie sie hier vorgestellt werden, genau dies leistet und somit zukunftsweisend ist.

Wie lange die familienpolitische Diskussion um Krippenplätze und Pädagogik noch dauern und welchen Ausgang sie für unseren Nachwuchs haben wird, ist derzeit noch ungewiss. Sicher ist aber: Was die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses angeht, gehört die Humboldt-Universität zu den führenden Universitäten in Deutschland, und dies wollen wir auch bleiben!

 

 TITELBILD: 1/2007

Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel
Vizepräsident für Forschung der Humboldt-Universität zu Berlin


Bild eines Drucker Druckversion