Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 2/2006

Editorial

Katalysator für den Wissenstransfer
Die Humboldt-Innovation GmbH

Nachdem eine Humboldt-Projektleiterin Gespräche mit einem internationalen Konzern über mögliche Kooperationsformen führte, kontaktierte sie die Humboldt-Innovation GmbH (HI). Gemeinsam erarbeitete man Projektziele und überlegte sich, was die Leistung der Arbeitsgruppe für das Unternehmen wert sein könnte. Nach kurzen, aber intensiven Verhandlungen mit dem Konzern einigte man sich auf eine hohe sechsstellige Pauschalsumme und Bonuszahlungen beim Erreichen von Milestones. Unmittelbar mit Vertragsschluss arbeiteten drei zusätzlich bei der HI eingestellte Vollzeitwissenschaftler an der Aufgabe. Die ersten Ergebnisse waren positiv, so dass im Vertrag vereinbarte zusätzliche Milestone-Zahlungen ausgelöst wurden. Nach Abschluss der Kooperation wechselten zwei Wissenschaftler in das beauftragende Unternehmen und sorgen nunmehr für zahlreiche neue Forschungsaufträge.

Zugegeben, dies ist ein Wunschszenario. Allerdings gar nicht so weit von der Realität entfernt. Schon im ersten Jahr seit der Gründung der HI im Mai 2005 konnten wir Verträge für große und inhaltlich spannende Forschungsprojekte mit der Industrie abschließen. Ziel der Universität war es, für bestimmte Bereiche privatwirtschaftlich organisierte Strukturen vorzuhalten, die sich in der Interaktion mit bestimmten Partnern leichter tut. Die HI agiert daher als Vertragspartner der Auftraggeber und erbringt die geforderten Leistungen »mit Hilfe« der Arbeitsgruppen der Humboldt-Universität. Damit diese sich auf die wissenschaftliche Arbeit konzentrieren können, ist es unser oberstes Ziel, die Projektleiter/innen bei allen organisatorischen und administrativen Aufgaben so gut wie möglich zu unterstützen und Ihnen einen hohen Service zu niedrigen Kosten zu bieten. So finanzieren wir uns aus einem pauschalen Overhead von 10%, stellen aus den eingeworbenen Mitteln Personal direkt bei der HI ein und können Beschaffungen zu Nettopreisen vornehmen. Die Trennlinie zur Universität orientiert sich an der Steuerpflichtigkeit: Steuerpflichtige Auftragsforschung wird durch die HI betreut, nicht steuerpflichtige Grundlagenprojekte werden weiterhin durch die Universität verwaltet.

Mit Know-how und Begeisterung und ganz im Sinne einer Art »Katalysator für den Wissenstransfer« unterstützen wir die Wissenschaftler/innen der Humboldt-Universität bei Kooperationsprojekten mit Wirtschaftsunternehmen – nicht zuletzt durch unsere flexible, effiziente, unbürokratische und individuelle Gestaltung der Projektabwicklung. Universitäre Stärken können so mit den wirtschaftlichen Interessen eines Unternehmens optimal kombiniert werden. Voraussetzung dafür ist, dass im Vorfeld von Kooperationen auch Lösungen für Interessenkonflikte der künftigen Vertragspartner gefunden werden: So kann das hohe Gut des Publikationsinteresses der Wissenschaftler/innen mit dem Geheimhaltungsinteresse des Unternehmens kollidieren, für das es nicht selten um zukunftssichernde Entwicklungen geht. Gleiches gilt für die Rechte an möglichen Erfindungen. für die der Auftraggeber in der Regel ein exklusives Verwertungsrecht reklamiert. Hier werden wir in jedem Fall  darauf achten, dass zumindest der an die im Vertrag umrissene Leistungspflicht angrenzende Bereich ohne Zugriff auf die Rechte durch das Unternehmen bleibt.

Nicht selten hört man, dass Kooperationen mit der Wirtschaft die Freiheit der Forschung behindern. Namhafte Wissenschaftler und Hochschulmanager wie z.B. Prof. Derek Bok, Harvard-Universität, fordern eine Umkehr: Weg von der pragmatischen, kurzfristig nach Drittmitteln »gierenden«, hin (oder zurück) zu einer aus unabhängigen Mitteln finanzierten Universität. Leicht gesagt. Als ehemaliger Präsident seiner Einrichtung sind ihm Sparzwänge, unter denen die Berliner Universitäten agieren, wahrscheinlich eher fremd. Zudem sind wir weit entfernt von einem »unstillbaren« Interesse der Industrie an unseren Wissenschaftler/innen. Eher im Gegenteil, wir müssen hart arbeiten, um auf dem zunehmend umkämpften globalisierten Markt der universitären Auftragsforschung besser wahrgenommen zu werden.

Neben dem Geschäftsfeld »Forschung« sind wir zur Zeit zudem auf den Geschäftsfeldern »Vermarktung«, »Spin-offs« und »EU-Projekte« tätig. So wird z.B. das in diesem Heft vorgestellte »FUNFLUOS«-Projekt (AG Prof. Kemnitz) von der HI administrativ unterstützt. Im Bereich Spin-offs werden die Ausgründungen Cyano-Biotech GmbH und netCCM GmbH betreut. Besonders Stolz sind wir auf unser jüngstes Vermarktungsprojekt mit dem Tierstimmenarchiv. Neugierige können sich unter: www.animalringtones.de einen Überblick verschaffen.

Zusammenfassend ist zu sagen: Wir haben schon einiges erreicht – aber noch viel vor!


 TITELBILD: 2/2006

Dirk Radzinski
Geschäftsführer der Humboldt-Innovation GmbH


Humboldt-Innovation GmbH
http://www.humboldt-innovation.de