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Transkript der Folge 22 „Die Bedürfnisse der jungen Menschen wurden nicht berücksichtigt“ mit Prof. Dr. Talja Blokland

Gespräch zwischen Radiojournalistin Cora Knoblauch und der Soziologin Talja Blokland soziale Herausforderungen im Lockdown und die Wichtigkeit von beiläufigem Leben.

Für Menschen, die unseren Podcast nicht hören können, stellen wir hier ein Transkript zur Verfügung. Der folgende Text wurde mit einer Software angefertigt und anschließend bearbeitet. Trotzdem können noch vereinzelt Fehler vorhanden sein. Wir bitten dies zu entschuldigen. Anmerkungen können gerne per Mail an hu-online@hu-berlin.de geschickt werden.

 

Cora Knoblauch: Ob alleinstehend oder als Paar, ob Rentner:in oder Student:in, die Corona Maßnahmen haben zwar alle in ihrem sozialen und gesellschaftlichen Leben eingeschränkt, doch die Konsequenzen der Kontaktbeschränkungen haben nicht alle Bevölkerungsgruppen mit der gleichen Härte getroffen. Zu dieser Erkenntnis kommen Stadtsoziolog:innen, welche Auswirkungen die Kontaktbeschränkungen auf den Alltag, z.B. von Alleinerziehenden oder Teenager:innen oder Großfamilien gehabt haben, das untersucht derzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin die Professorin Taja Blokland. Sie ist federführend bei einer groß angelegten Untersuchung im Rahmen der Berlin University Alliance “Städtisches Leben während Corona“ heißt die große Befragung, die gerade ausgewertet wird. Um darüber zu sprechen, was genau geschlossene Kneipen und Fußballstadien für einzelne Bevölkerungsgruppen bedeuten und warum die Kontaktbeschränkungen junge Menschen härter getroffen haben als ältere, treffen wir uns an einem sonnigen Frühlingstag im Park am Gleisdreieck. Neben Familien und sonnenbadenen Rentner:innen sind es vor allem junge Menschen, die hier abhängen, Basketball spielen, E-Roller fahren und mit der Boom-Box zu zweit auf dem Rasen feiern. Mein Name ist Cora Knoblauch und damit herzlich willkommen zur 22. Folge von Humboldt Hören.

Talja Blokland ist Professorin für Stadt- und Regionalsoziologie und leitet das Zentrum für Metropolenforschung.

Talja Blokland: Ich interessiere mich vor allem zur Frage der sozialen Ungleichheit in städtischen Raum. Das heißt, dass wir uns mit meinen Kolleg:innen vor allem Fragen stellen über „Wie leben Menschen in der Stadt?“, „Wie organisieren sie Ressourcen in ihrer Stadt?“ und „Wie sind sie manchmal auch sehr ungleich verteilt? und „Woran liegt das?“

Cora Knoblauch: Woran arbeiten Sie zurzeit?

Talja Blokland: Wir haben das größte Projekt, was ich momentan mache, betrifft eine Umfrage, die wir in einem größeren Forschungsverbund – das ist eine Sonderforschungsbereich für Migration von Raum, was hauptsächlich von der TU geleitet wird. Und da haben wir ein kleineres Projekt da drinnen und in diesem Projekt wollen wir untersuchen, welche Relevanz in dieser sehr doch mobilen transnationale Zeit, die lokale Beziehungen sowohl in der Nachbarschaft als auch in der Stadt für Menschen haben. Wenn es darum geht, wie sie die Ressourcen in der Stadt organisieren. Dafür haben wir in 2019 eine erste große Umfrage in vier Berliner Quartieren gemacht. Und wenn dann Corona angefangen hat, dann haben wir gedacht „Ah, was ändert sich jetzt für die Menschen, die Stadt nutzen und welche Sachen sie für sich organisieren, wenn sie Schwierigkeiten oder Herausforderungen haben. Und dann haben wir die Fragebogen angepasst und nochmal wiederholt und in ganz Berlin eigentlich ausgesetzt und Menschen eingeladen, daran teilzunehmen.

Cora Knoblauch: Woran sind Sie zuletzt gescheitert?

Talja Blokland: Am 10 Kilometer Lauf.

Cora Knoblauch: Wo wollten sie den laufen?

Talja Blokland: Naja. Ich laufe immer ganz gern. Und dann war ich länger krank. Und dann schaff ich den 10 km nicht. Daran bin ich zuletzt gescheitert. Und sonst bin ich, glaube ich, vor allem daran gescheitert, also beruflich, ist die größte Herausforderung und das große Scheitern die völlig unmögliche Aufgabe, digital zu lesen. Das geht gar nicht. Die Universität ist primär ein Ort, wo man das Gespräche hat und wo man miteinander spricht. Und dieses Sprechen mit den anderen, vor allem in ihnen auf einer gleichen Ebene. Wobei Studierende selber in die Seminare mitgestaltet was passiert und die Diskussionen völlig vollständig als gleichwertige Partner:innen. Das geht digital gar nicht. Und damit hat die Uni seinen Kern das letzte Jahr verloren. Da sind wir kollektiv als Gesellschaft und Universität sind wieder gescheitert und ich genauso.

Cora Knoblauch: Welches Problem haben Sie gelöst? Gab es einen Moment, wo sie sagten „Das hab ich jetzt.“ „Das ist mir gelungen.“

Talja Blokland: Es ist natürlich schön, wenn die Sozialwissenschaft daraus bestehen würde, dass - wir haben hier ein Problem und das Problem, dass das die Sozialwissenschaft ist eine Wissenschaft. Und so wie die Virologie, wie werten die Daten aus und dann lösen wir die Probleme. So funktioniert das Fach nicht. Da das nicht unsere – also in meinem Verständnis von Wissenschaft –  unbedingt meine Aufgabe ist, die Problemen zu lösen, aber eher Menschen zu sagen „Okay, sie haben das vielleicht immer von dieser Seite gesehen. Wenn das jetzt so, dass was auch immer das Problem dann ist, vor sich steht und wir drehen da so ein bisschen dran und wir schauen es mal von anderer Seite an, dann sieht es vermutlich auch anders aus.“ Und dann kommt man als Professional, als jemand der*die beruflich in Sektoren unterwegs ist, sieht man vielleicht auch mal andere Perspektiven und kann man auch selbst zu anderen Lösungen kommen.

Cora Knoblauch: Wenn jetzt die Lockerung eintreten für Geimpfte und für Genesene, empfinden das manche Menschen als sehr ungerecht und andere finden das als sehr gerecht und folgerichtig. Sie als Soziologin – wie bewerten Sie diesen Schritt? Denn es betrifft ja jetzt erst einmal tendenziell eher ältere Menschen, weil jüngere Menschen zum Teil ja noch nicht mal einen Termin haben. Jüngere Menschen haben zum Teil nicht mal ein Hausarzt, oder dann werden wir noch über die  unter 18 Jährigen sprechen. Für die gibt es ja noch nicht mal einen Impfstoff.

Talja Blokland: Das haben auch andere Soziolog:innen schon gesagt, dass es eine zunehmende Spaltung zwischen Generationen gibt oder geben wird. Und das sieht man darin bestätigt. Also ich komme aus den Niederlanden da. Da gibt es noch nicht einmal Tests um Einkaufen zu gehen. Kannst du auch alles schon finden. Natürlich virologisch gesehen. Aber da wird sehr stark argumentiert mit es soll auf jedem Fall für alle gleich bleiben. Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir nochmal darüber nachdenken, warum wir angefangen habe, die Solidarität von jungen Menschen zu erwarten. Bei den ersten Lockdown, da das war, um das Gesundheitssystem nicht zu belasten und Tote zu vermeiden. Inzwischen ist die Rhetorik rund um, was das Ziel der Corona-Maßnahmen ist, nicht mehr die gleiche. Und von größerer Distanz, ist das merkwürdig. Und ich glaube für manche jüngere Menschen nicht so gut nachzuvollziehen. Und dass wenn man die strukturelle Bedingungen von jungen Menschen anschaut, dann ist es nicht nur, sie sind nicht geimpft, aber sie sind auch noch nicht angekommen. Und es ist für den 40-Jährigen, die einen Job hat und einen Partner, Partnerin und vielleicht ein paar Kids und ein Hund oder eine Katze in den Altbauwohnungen oder so. Ist es ja eine sehr große Herausforderung, drinnen zu bleiben, vielleicht nicht ins Kino zu gehen usw.. Allerdings ist dieses Angekommen sein, eine andere Art, das Leben zum Stillstand zu bringen als für eine:n 15-Jährige:n oder eine:n 17-Jährige:n oder eine:n 20-Jährige:n?

Cora Knoblauch: Was bedeutet das denn für eine:n 15-Jährige:n oder eine:n 17-Jährige:n oder 22-Jährige:n nicht mehr teilnehmen zu können? Also nicht ins Kino gehen zu können, am Späti abzuhängen. Ich weiß nicht, ob jede:r 17-Jährige Geld hat für die Kneipe, aber dann holt man sich vielleicht eher einen Drink und hängt hier ab im Gleisdreieck Park, wo wir uns jetzt getroffen haben. Was haben die Maßnahmen für jüngere Menschen bedeutet?

Talja Blokland: Ja, das muss man natürlich die jungen Menschen selbst fragen. Die sprechen am besten für sich selbst. Wenn wir aber die Statistik anschauen, dann wissen wir zum Beispiel, dass wir haben eine große Umfrage bei Corona gemacht und eine der Frage war „Hat Corona dich depressiv gemacht?“ Jetzt kann man das so nicht sagen. Wenn man Natürlich auch akzeptiert und respektiert, dass Depressivität eine richtige Krankheit ist. Man kann lange darüber diskutieren, ob man das so abfragen sollte. Wir haben das gemacht, da wir oft in Alltagssprache auch so reden. „Man ey, das macht mich total depressiv.“ Und dann haben wir, dann finden wir tatsächlich, dass diese Antwort auf die Frage bei jüngeren Menschen, also das wir sagen, das korreliert. Das hängt zusammen mit Alter. Wie älter, wie weniger Corona depressiv gemacht hat. Dann aber haben wir geschaut „Wie ist das mit Wohnraum?“ Wäre es jetzt so, dass Menschen, die kleiner wohnen, dass das eine Rolle spielt. Wie sie die Maßnahme erfahren haben? Dann können wir nachweisen, dass wie junge Menschen sind und wie kleiner sie wohnen, wie stark sie sich auf die Frage – Hat Corona dichh depressiv gemacht letztes Jahr nach dem ersten Lockdown? – wie stark sie dieser Aussage zusprechen? Also junge Mensche habe öfter kleinen Wohnraum und die jungen Menschen die kleinen wohne hat es einen großen Effekt. Gerade junge Menschen wohnen öfter alleine. Und Menschen, die alleine gewesen sind im ersten Lockdown, die wirklich alleine gewohnt habem, die haben eine ganz andere Erfahrung von den Lockdown als menschen die nicht alleine wohnen. Da kann man sagen ja es gibt ja auch 60-Jährige, die alleine wohnen und 45-Jährige, die alleine wohnen. Das stimmt alles. Aber die Sechzigjährige, die alleine wohnt, hat ein Leben von feste Beziehungen, von verstetigten Beziehungen hinter sich. Und wir wissen ja, dass Freundschaften und all diese Dinge, die  erweitern sich, die verstetigen sich über die Jahre. Das Komische für mich in Deutschland ist immer ein bisschen gewesen, dass ich manchmal den Eindruck habe, dass das doch auch relativ schnell aufhört, dass das, was auch immer der Grund in den Teilen von Berlin, wo ich gewohnt habe, es auch nicht so einfach war, in diese bestätigten Freundschaftskreise, Familienkreise einzudringen. Ich kam ja, dann war ich Anfang 40. Dann hatte ich ja immer das Gefühl, all meinen Menschen, die so alt sind wie ich, Gleichaltrige, die haben sich alles schon eingerichtet. Die haben nicht auf mich gewartet, um nochmal neue Freundschaften anzuschließen. Das ist das persönliche Erlebnis. Aber wenn ich das mit Statistiken vergleiche, dann sieht es doch tatsächlich so aus, dass wir übersehen. Und da die Politiker alle nicht mehr jung sind, ist das auch völlig verständlich. Aber ich übersehe das, das das wie gefestigte Beziehungen sind und wie einfach es deswegen ist zu sagen „Naja, du kannst dich ja immer noch treffen. Du kannst dich ja immer noch treffen, wenn du schon mal jemand kennst.“ Ich habe aber Seminare geführt im Bachelor im ersten Lockdown, da waren Studierende drin, die waren nach Berlin gezogen, die hatten keine Menschen, die sie kannten. Also die konnten sich gar nicht treffen, da erstmal diese Treffmöglichkeit jemand kennenzulernen nicht da war. Also das, was das für mich so ein bisschen zeigt, ist es ist ein Gesellschaftsmodell, was sehr stark noch diese Aussage, wenn man so sich zurücknehme, man so sich auf seine Familie beschränkt und auch dieser große Fokus auf Familie, als hätte jede:r von uns irgendwie ein Haus, wo ihre*seine Familie auch wohnt und mit Familie, mit wem man sich dann auch versteht.

Cora Knoblauch: Vor wenigen Jahren beauftragte das Bezirksamt Kreuzberg die Soziolog:innen der HU damit, eine Studie über eine Gruppe junger Männer am Mehringpatz durchzuführen. Anwohner:innen beschwerten sich permanent über diese jungen Männer, die scheinbar planlos und gruppenweise den gesamten Tag am Mehringplatz verbrachten. Die Anwohner:innen sorgten sich um die Sicherheit des Wohnviertel und argwöhnten einen Hang zur Kriminalität unter den Jugendlichen.

Talja Blokland: Ich habe diese Jugendliche in den Lockdown nochmal aufgesucht. An einer Stelle, wo die waren. Da gab's immer schon Konflikte da, die da draußen sind und den Raum nutzen. Und das wird nicht von allen Anwohner:innen notwendig gut gefunden. Die Gründe, dass die draußen sind, da die keine eigene Zimmer haben, da die klein wohnen, da die in großen Familien wohnen, die teilweise aus Familien komme, wo kein Arbeitserlaubnis ist, da man schon mehr als 20 Jahre geduldet wird und diese Duldung hieraus ist keine Arbeitserlaubnis da und deswegen sitzt man permanent in dieser Armutsfalle. Das sind Jugendliche, die gerne nicht zu Hause sind, damit sie ihre Eltern nicht weiter noch mehr belasten. Die gehen raus und die sind da dann raus an ihrem Ort, wo sie immer sind. Die sind dann da in so eine Ecke von so einem Park und das nervt die Bewohner:innen, die da oben wohnen. Da gab es immer schon Konflikt , da ist auch schon mal eine Mikrowelle nach unten geschmissen wurde und so. Da gabs schon so einen Konflikt und jetzt kommt die Lockdown. Was ist dann schöner als jedes Mal, wenn sie sich da zu dritt hinstellen, die Polizei rufen zu können? Und was muss die Polizei machen? Die kann nicht anders. Wenn die Berliner:innen aus rassistischen Motiven die Polizei rufen, dann kann oder aus anderen Motiven – will jetzt keinen Rassismus unterstellen – aber dann kann die Polizei nicht anders als da hinfahren. Die sind da verpflichtet. Und das hat bei diesen Jugendlichen natürlich einen unglaublichen Stress verursacht. Nicht nur sind das Menschen, da war einer dabei, der hat es dann geschafft sich herauszuarbeiten, wie es in Kochausbildung gemacht und war Koch. Der war natürlich in dem Moment kein Koch mehr, da alles zu hat. Steht dann da wieder in dem Ort mit seinen Kumpels und dann geht das mit diesen Anwohneri:nnen und mit die Polizei wieder los. Das sind halt Dynamiken. Da ist die Frage ist es jetzt gut, dass wieder geöffnet wird vor Geimpfte? Die Frage ist unglaublich weit von den gelebten alltäglichen Realitäten von diese Berliner:innen entfernt. Und die Antwort auf die Frage „Was halten Sie da als Soziolog:in davon?“, ich glaube, dass die Maßnahme jetzt für Geimpfte zu öffnen und diese Impfung zum Zugangsticket zu machen. Aber bei Opernbesuchen kann man das machen. Das ist egal. Da ist das Durchschnittsalter von Operbesucher:innen in Berlin ist eh schon –  wenn ich da dann mal bin, dann denke „Ja, bin doch eigentlich noch ganz jung.“ Also das ist es nicht so problematisch. Da gibt's wieder andere Probleme. Aber in vielen anderen Bereichen, glaube ich, ist sich nicht treffen zu dürfen – das Geimpfte sich treffen dürfen und Ungeimpfte dürfen sich nicht treffen, ich glaube, das ist aus Perspektive von vielen Menschen, die wir so im Laufe der Jahre in unterschiedlichen Kontexten unserer Forschung kennenlernen durfte, ist das unvertretbar.

Cora Knoblauch: Wenn wir vielleicht einmal schauen hier in den Park, weil wir haben ja, hier würde ich sagen, vor allem junge Leute, die sich hier treffen und das war. Also ich wohne jetzt nicht direkt hier in der Nähe, aber ich bin hier regelmäßig mal durch geradelt. Eigentlich fast die ganze Zeit, so dass der Gleisdreieck Park, vor allem wenn das Wetter es erlaubt, ein beliebter Treffpunkt ist, auch für junge Leute, die Sport machen. Klar, die Fitnessstudios haben seit über einem Jahr geschlossen. Es gibt ja auch junge Leute, die gar kein Geld haben für ein Fitnessstudio, die sind eh angewiesen darauf, hier Basketball zu spielen, eine Skateban ist hier. Hier wird Fahrrad gefahren und hier wird vor allem auch viel abgehangen. Das hat ja auch Menschen verärgert. Es gab ja auch eine Phase, wo dann Fotos in Zeitungen erschien, wo es hieß „Ja, kaum ist die erste Sonne draußen und jetzt sitzen die ganzen jungen Leute hier in Gruppen rum, denen es Corona ja wohl egal. Oder denen sind die älteren Menschen wohl egal.“ Wie bewerten Sie das?

Talja Blokland: Erklären,  warum Menschen bestimmte Sachen machen, liegen für eine:n Soziolog:in ganz oft gar nicht in ihren Motiven. Also, dass ich irgendetwas mache, was ich vielleicht im normativen Sinne nicht unbedingt ganz richtig finde, aber ich mache es doch, da ich es gewohnt bin, sind zwei unterschiedliche Sachen und du siehst in solchen Nachrichten oder das sind noch nicht mal Nachrichten, also Darstellungen, dass das sich vermischt, dass ein normatives Normal und eine Gewohnheit miteinander verknüpft wird. Und es ist, hab ich schon gesagt, wir wissen, dass Jugendliche auf kleinem Raum wohnen. Wir haben aber in dieser Umfrage auch gefragt „Was habt ihr denn vor Corona so alles gemacht?“ und „Was haben Sie vor Corona gemacht?“ Und wir können statistisch nachweisen, dass Menschen, die klein wohnen vor Corona, wenn es alleinerziehende Mütter waren, oft in Cafés gegangen sind, um sich mit jemand zu unterhalten, dass sie, wenn sie kleine Kinder hatten, öfter auf den Spielplatz gehen als Menschen, die mit zwei Elternteile sind. Aber vor allem als Menschen, die größer wohnen. Wir wissen, dass Jugendliche, also jüngere Teilnehmer:innen, das sind keine Jugendlichen da, wir haben nur Teilnehmer ab 18, aber dievor Corona auf dem Bolzplatz und Basketballplatz gegangen sind, dass die kleiner wohnen. Das heißt halt, dass diese Vorstellung, ihr sollt alle mal drinnen bleiben, sehr davon ausgeht, dass man, dass man drinnen und es ist nicht nur drinnen, es ist drinnen und auf dem eigenen Grundstück nicht zu vergessen. Und das wissen wir natürlich, dass das in Schlachtensee oder in Nikolasse oder auch in Mahlsdorf oder in Biesdorf ganz, ganz, ganz anders aussieht, als dass es in den innerstädtischen Bereichen sieht. Und dann kann man sich tatsächlich fragen, ob das jetzt eine Frage ist, ob denen Crona egal oder denen  Corona nicht egal ist. Man kann das auf viele unterschiedliche Weise framen. Und ich fand diese Framung, die vorwurfsvoll das vorwerfen, dass das gleiche Moralisieren, das gleich mal zu sage „Oh guck mal, die halten sich nicht an die Corona-Maßnahmen“. Ich fand das sehr schnell und ich fand das auch und ich finde das immer noch für den Zusammenhalt in der Stadt oder für was die Solidarität, die wir brauchen einander gegenüber, um diesen Virus zu bekämpfen. Der ist nicht geholfen bei diese Moralisierung

Cora Knoblauch: Für Talja Blokland als Stadtsoziologen ist die Frage interessant „Warum treffen sich Menschen zu fünft überhaupt, wenn es verboten ist?“ Sie ist überzeugt davon, dass es auch für die Solidarität in unserer Gesellschaft wichtig wäre, diese Frage zu stellen.

Talja Blokland: Also ich habe jetzt eine Geschichte gehört von Menschen,auch so Sozialarbeiter:innen, mit denen wir viel Forschung gemacht haben. Auch während des Lockdowns, wo Jugendliche in Keller aufgebrochen hatte und sich in den Keller getroffen und ein bisschen Party gemacht haben. Da kann man natürlich gleich wieder der Moralritter sein und sagen „Ah, Verstoß gegen Corona! Ist denen alles egal?“ Vielleicht ist es auch echt notwendig, wenn man unter solchen Umständen schon so lange wohnt und schon so lange lebt. Und man kann sich sogar draußen nicht mehr zu fünft treffen, dass man sich sich Räume sucht. Da Corona ist eine Krankheit, aber ich glaube, dass es in eine Gruppe Jugendliche gibt, die keine andere Möglichkeit hat, das irgendwie zu organisieren und das dann in der Öffentlichkeit sichtbar machen. Und ich würde jetzt nicht gleich sagen den wären Corona immer egal. Ich kann mir aber vorstellen, dass wenn das jetzt mit den Impfungen und die Öffnungen so weitergeht, dass es den Punkt gibt, wo Jugendliche sagen, mir ist Corona egal.

Cora Knoblauch: In öffentlichen und politischen Debatte fehlt Talja Blokland ein Gespür für die Nöte junger Menschen. Die Gruppe junger Menschen ist natürlich nicht homogen. Die Bedürfnisse und vor allem die Perspektiven junger Menschen zwischen Schule und Berufsleben unterscheiden sich gravierend, je nachdem, aus welcher gesellschaftlichen Schicht sie kommen.

Talja Blokland: Das Warten auf Später, also Menschen zu sagen und das kennen wir ja aus der Forschung von Jugendlichen, die vor allem – es gibt ein Buch von Willes, das heißt „Learning to label“, das ist schon aus den 80ern – das geht darum, wie Schule und Bildungseinrichtungen für einen bestimmten Teil der Arbeiterschicht Jugendliche eigentlich nur dafür da sind, sie zu disziplinieren, um in die Arbeit einzusteigen. Wenn du weißt, dass du nach dem Mittleren Schulabschluss (MSA), wenn das dann alles gelingt, gerade unter Corona, ohne Laptop und ohne Internet und mit deinem Handy. Aber wenn das dann gelingt und dass du nach dem MSA in den Ausbildungsplatz kommt und dann das arbeitende Leben ansteht, dann ist die Frage „Wie gehe ich um mit diesem Raum und Zeit, die jetzt von Corona bedingt wird, wird meines Erachtens in ganz andere, als wenn du weißt „Ich warte jetzt auf meinen Medizinstudiumplatz und ich übernehme später die Praxis von meinem Vater.“ Da ist diese Perspektive von was später kommen wird, natürlich schon eine ganz andere. Aber dann ist nochmal die Frage wenn wenn das dann weitergeht, wenn ich dann aus Corona rauskomme, ja, dann habe ich ein Jahr keine Party gemacht, aber die Ansprüche auf meine Zukunft sind genau die gleichen. Wenn du aber diese Perspektive alles nicht hat, sowas Bruce Springsteen nannte „It's the working, the working, just the working life.“ Wenn dein Leben das ist, wenn es the working the working, just working life ist, dann hat es eine ganz andere Bedeutung, wenn wir sagen: Du kannst jetzt nicht raus. Du darfst jetzt nicht leben. Da das einzige, was übrig bleibt, ist dieser Job und die Vorstellung Arbeit ist unbedingt schön und das ist das Leben und so – das fehlt völlig in der Diskussion, finde ich. Darüber kann ich mir richtig Sorgen mache, da ich glaube, dass diese Missverständniss für Jugendliche, für junge Menschen überhaupt, nicht nur Jugendliche, aber auch für Menschen um die 20, 25, 30, dass das Missverständnis ist, was das bedeutet, vor allem auch in Kombination mit Sicht, dass es viel zu wenig diskutiert wird.

Cora Knoblauch: 2019 hatte Talja Blokland mit ihrem Team, Großstädter:innen unter anderem danach befragt, bei wem und wo sie Unterstützung in ihrem Alltag finden. Trotz der Präsenz digitaler Medien gaben 80 Prozent der Befragten an, wichtige Gespräche von Angesicht zu Angesicht zu führen. 2020 erweiterte Blokland dann die Studie. Ziel war es, herauszufinden, wie die Befragten mit den Auswirkungen der Pandemie umgegangen sind und wie sie ihren Alltag gemeistert haben. Fast 3000 Menschen aus Berlin und Brandenburg haben an der Befragung „Städtisches Leben“ während Corona teilgenommen.

Talja Blokland: Wir haben Daten ausgewertet – in unserer Corona-Umfrage haben wir Menschen gefragt, was war die letzten vier Monate ihre größte Herausforderung? Und wie sind sie damit umgegangen? Mit wem haben sie geredet? Wir haben die Daten in 2019, also vor Corona und dann die Umfrage nach Corona oder während des Lockdowns. Und dann hat sich herausgestellt, es gibt Menschen, die haben sich vielleicht vorher mit einer Freundin zum Quatschen über die Probleme mit den Kindern getroffen. Die treffen sich immer noch, aber gehen dann zu zweit spazieren. Und wenn, wenn dein Kommunikationsablauf einer ist, wo du immer deine Herausforderungen, deine Probleme besprichst mit einer anderen Person, also in Zweierbeziehung. Wenn dein Leben aus Zweierbeziehungen besteht, du verabredest dich mit dieser Freundin, du verabredest dich mit diesen Freund, dann kannst du das unter den Corona-Umständen auch eigentlich ganz gut weiterführen. Da zu zweit geht immer. Und das ist aber ganz anders bei Menschen, die Herausforderungen nicht lösen, da sie sich mit einer anderen Person unterhalten, die sie anrufen und sage „Komm, lass uns mal essen gehen.“ und jetzt vielleicht sagen „Komm, lass uns mal spazieren gehen.“, aber die einen Lebensstil haben, wo man sich vor allem in Gruppen unterhält. Und wir wissen zum Beispiel, dass die meist vermisste Aktivität in Berlin war, also der meist vermisste Ort, wenn es alles zu hat, war die Alte Försterei. Jaja, viel mehr als Hertha übrigens. Die zwei anderen Fragen, die wir aber gestellt haben: „Redest du da mit Menschen, die du überhaupt nicht kennst? Und redest du da mit Menschen, die du nur dort triffst?“ Und die Erklärung ist nicht, dass FC Union der Haupstadtmeister ist oder so. Die Erklärung ist vor allem, dass die Alte Försterei für die Menschen, die da hingehen, funktioniert als ein Ort, wo sie mit anderen reden, die sie sonst nirgendwo sehen und wo sie mit Menschen sprechen, die sie nur dort treffen, sowohl mit Fremden sprechen als auch mit Menschen, die sie nur dort treffen.

Cora Knoblauch: Aber dann ist ja wie die Alte Försterei wie so eine riesige Kneipe, könnte man fast sagen. Oder haben bei Ihrer Umfrage vielleicht vor allem Fußballfans teilgenommen? Oder sind die gar nicht so in erster Linie Fußballfans? Es geht tatsächlich darum, um Menschen kennenzulernen, wenn man zur Alten Försterei geht.

Talja Blokland: Das ist der Punkt. Du lernst keine Menschen kennen im Sinne, so wie wir uns das vielleicht mal vorstellen. Ich gehe in die Kneipe und dann rede ich mit jemand und dann frage ich mal nach der Telefonnummer. Immer so bei der Serie „Friends“ machen die das natürlich immer. Aber es geht vor allem darum, dass Menschen diese Orte nutzen, um mit anderen in Austausch zu kommen, um mit anderen zu sprechen, ohne dass sie gedacht haben: Ach, ich brauche jetzt doch mal ein Gespräch mit jemandem, ich brauche jetzt mal Unterstützung, ich ruf mal jemand an. Es ist diese Beiläufigkeit und die findet vor allem dann statt, wenn die Sache auch in Gruppen, wenn Menschen in Gruppen unterwegs sind. Und das heißt ja auch ich lerne zum Beispiel Lösungen für Herausforderungen, die ich habe, nicht da wir jetzt zu zweit über irgendwelche Probleme reden, aber wir sind vielleicht zu fünft unterwegs und du redest mit jemand ganz anderes über wie schrecklich dein:e Partner:in ist und wie du dafür ein gewaltfreies Kommunikationstraining gemacht hat oder so. Und dann kann ich das mitkriegen, ohne dass ich dich überhaupt sagen muss, dass ich in eine vergleichbare Herausforderung habe wie du. Und dass diese Beiläufigkeit von sozialen Interaktionen, die findet überhaupt nicht statt, wenn wir alle zuhause bleiben. Und das ist schlimm, ist aber nicht für alle Menschen gleich schlimm. Da könne wir statistisch zeigen, dass die sich zu zweit Treffenden, also die sich dann so verabredet haben, auf dem Wege ich gehe ins Restaurant. Die gehen dann die wie sagen dann die. Das ist eigentlich das soziale Kapital, was die haben. Also das die Möglichkeit, soziale Beziehungen anzuwenden, um Lösungen zu suchen, die könne sie von einem Kontext in den anderen Kontext liften. Das wird aufgehoben und irgendwo anders wieder hingesetzt. Den Kontext wird gewechselt. Kannst du aber den Kontext nicht wechseln, da das, was du machst, mit anderen Menschen völlig Kontext gebunden ist. Du brauchst den Bolzplatz oder du brauchst das Fußballstadion oder du brauchst die Kneipe. Da ist das Ort ist, was diese Beziehungen erstmal generiert, dann stehst du halt alleine da! Und wir sehen in Zunahme von acht Prozent in 2019 von Menschen, die sagen „Ja, ich hatte eine Herausforderung, aber nein, ich hatte niemanden, mitwem ich reden konnte – und bis zu 17 Prozent während des Lockdown von Menschen, die das also das heißt sie und auch telefoniere oder so. Man musste sich nicht treffen, aber die keine Menschen hatte, um über ihre Herausforderungen sprechen zu können.

Cora Knoblauch: Es ist ja sehr komplex, wie man sein Leben organisiert. Nach welchen Aspekten haben Sie denn gefragt bei Ihrer Umfrage?

Talja Blokland: Wie waren vor allem interessiert Ihnen die Frage: Wie nutzt man die Stadt beim Organisieren vom Alltag? Also welche Orte nutzt man und wofür nutzt man die? Und was passiert, wenn man da hingeht? Ist ein bisschen, was ich grad gesagt habe, über Treffpunkte, also wir haben eine Menge Aktivitäten, die man in so einer Stadt tun kann – von in die Oper gehen bis zur Shisha-Bar, bis zum die Kinder zu Freizeitaktivitäten fahren, habe wir aufgelistet. Und dann haben wir gefragt „Wie oft haben Sie das vor Coromna gemacht? Wie stark haben Sie das vermischt? Reden Sie da manchmal mit Menschen, die Sie gar nicht kennen? Oder reden Sie da auch mit Menschen, die Sie nur dort vor Ort treffen?“ Und das war uns wichtig, da wenn wir sagen „Wie haben Sie Ihr Leben organisiert?“, dann waren wir vor allem interessiert an den Hilfeleistungen, in die Strukturen von Wie kommen Menschen, wenn sie ein Problem habe, aus ihrer Sorge?. Viele Herausforderungen sind im medizinischen Bereich, also gesundheitliche Fragen. Dann gibt es selbstverständlich viele, die mit Familie und Kindern und aber auch mit Eltern und Großeltern Sorgen betreffen. Wir haben getrennt gefragt: „Sind Sie von Corona wirtschaftlich betroffen? Von den Menschen, die gesagt haben „Ja, ich bin wirtschaftlich eingeschränkt und betroffen von den Corona-Maßnahmen.“, da haben wir dann nochmal gefragt, mit wem sie geredet haben und so weiter. Und da zeigt sich, dass die die Möglichkeit, da drüber zu sprechen, nicht unbedingt besser sind, als die von jemandem, die:der nur ein Problem hat, dass das Kind nicht durchschlafen oder so. Es kann ja alles sein, sie könnten auch reinschreiben, dass ihre Katze gerade gestorben ist. Man konnte sich wirklich die Herausforderungen selbst benennen. Und was die wirtschaftliche Existenzbedrohung angeht, da haben wir dann nochmal geschaut, ob sich das verbindet mit der Frage, die ganz breite, etwas direkte Frage. „Stimmen Sie zu, Corona hat mich depressiv gemacht?“ Dann ist auffallend, dass es nicht so sehr die wirtschaftliche Einschränkung selber ist, das heißt, manche Menschen sind in Kurzarbeit gegangen. Wir haben nochmal weiter gefragt und wir haben Menschen auch nochmal gefragt, was das dann bedeutet hat. Und da sehen wir, dass Menschen, die sich verschulden mussten oder die bei Familie und Freund:innen Geld ausleihen mussten, dass die am stärksten betroffen sind. So, es geht nicht nur darum „Ich bin in Kurzarbeit.“,  da bei manchen Menschen waren das vielleicht auch nicht ganz so schlimm, in Kurzarbeit zu gehen, wenn man nicht gleich sehr auf das Minimum gerutscht ist. Aber es ist vor allem dann, wenn man wirklich in Geldnot gekommen ist, dass das sehr negativ auf mich ausgewirkt hat.

Cora Knoblauch: Wie gut oder schlecht man durch die Coronazeit kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Männlich, Migrationshintergrund, wenig Wohnraum und Schulden – Menschen mit dieser Kombination hatten die größten Probleme, sagt Talja Blokland. Für manche Menschen wiederum hat sich in ihrem Alltag durch Corona relativ wenig geändert.

Talja Blokland: Ich war mal unterwegs währned des Lockdowns in der Stadt, da war ich Staaken in Spandau. Da das ein Ort ist, wo ich statistisch sehe, dass der Wohnraum unter 17 Quadratmetern pro Kopf liegt, in Teilen von Zehlendorf liegt der bei über 70 , also die Unterschiede sind riesig. Eigentlich wollte mir das mal anschauen, bevor ich dann nur darüber rede und so muss man da auch mal hin. Und dann hab ich mit eine Familie gesprochen, eine Frau mit mehreren Kindern und eine andere Frau mit ein paar Kindern. Und die hatte der Hund von den Nachbarn ausgeliehen, nur zur Sicherheit, dass wenn dann jemand kommen würde, konnte sie immer noch sagen, sie war mit den Hunden draußen und sie hat das Kind von den Nachbarinnen auch mal mit geschnappt. Dabei die Mutter ist es immer ein bisschen schwierig und es ging ja nicht so richtig und deswegen und das Kind musste doch auch auch mal raus und die sind auf der Wiese. Da gibt's eine große Wiese irgendwie neben den Hochbauten, wo die gewohnt haben und die sind auf der Wiese. Und die haben mir tatsächlich gesagt „Naja, es ist ja eigentlich egal. Die Schulen sind zu und so, aber das ist wie das ist wie in den Sommerferien. Die Sommerferien verbringen wie auch immer auf der Wiese.“ Und das ist glaube ich gemeint, wenn auf Twitter oder auf anderen Medien gesagt wird: Hört doch mal auf mir dem Gemecker. Von wegen wir vermissen das Kino, ich vermisse das Theater. Da für diese Menschen hat sich ganz, ganz wenig verändert. Da da ist nie Geld da, um irgendetwas zu machen. Die sind eh in Frage von Teilhabe von der Berliner Gesellschaft ausgeschlossen. Und da passiert dann auch während Corona nicht viel.

Cora Knoblauch: Frau Blokland, was ist denn jetzt die für Sie drängendste oder wichtigste Frage, die Sie als nächstes beantworten möchten? Oder ein Thema, mit dem Sie sich jetzt dringend beschäftigen möchten?

Talja Blokland: Also viel von was passieren muss in einer Stadt, ob das jetzt das Zurückdrängen der Coronazahlen ist oder das Gestalten von Sicherheit oder das Erlauben, dass die Stadt eine Offenheit alle gegenüber hat, egal wie sie aussehen. Fragt um eine Art von öffentlicher Vertrautheit. Also nebenbei mit viele Unterschieden, nebenbei in gegenseitigem Respekt Sachen machen können. Aber fragt auch um fragt eine Art von urbanes Vertrauen und wir haben es ein bisschen angesprochen mit den Jugendlichen. Es ist fast aus, als würden junge Menschen nicht vertraut. Nein, die kann man nichts zutrauen. Und mich interessiert sehr, wie städtisches Vertrauen zustande kommt. Und ich hoffe auch da irgendwann mal ein Buch darüber zu schreiben, da ich denke, dass man auf vielen Ebenen sieht, dass es da grad für mich auf jeden Fall Fragen aufruft. Und das ist z.B. auch in den Beziehungen Publikum und Polizei oder Bürger:innen undPolizei, wo ich denke, dass auf beiden Seite das Vertrauen grad geschädigt ist und das interessiert mich sehr. Und es ist auch die Verbindung zwischen dem Vertrauen von Menschen untereinander in der Stadt, vor allem auch innerhalb des Rings und außerhalb des Rings. Ich denke, dass manche Berliner:innen außerhalb des Rings, manchmal die Fahrradstreifendiskussion rund um den Bergmannkiez nicht so richtig verstehen und vielleicht auch aus ihrer Perspektive wirklich nicht so wichtig ist. Und dann denke ich vor allem an das Beispiel der Familie in Staaken, dass die Art und Weise, wie Fragen von politischer Wichtigkeit gerade in dieser Stadt definiert werden. In meinem Kopf haben, die irgendwas zu tun mit sich gegenseitig nicht wahrnehmen und deswegen auch als Folge davon mit gegenseitigem Misstrauen oder Trauen. Daran würde ich gerne mehr arbeiten.