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Was bedeutet heute eigentlich Familie?

Wissenschaftler:innen der HU forschen im neuen Einstein Center Population Diversity (ECPD) zu den Themen „Familiäre Pflege in alternden Gesellschaften“ und zu „Familiendiversität und ökonomischer Ungleichheit“.

Sie ist die kleinste Einheit einer Gesellschaft und sie ist Abbild von Veränderungen: die Familie. Was unter ihr verstanden wird und wer dazu gehört, ist einem beständigen Wandlungsprozess unterworfen. Im neuen Einstein Center Population Diversity (ECPD) kommen Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und weiterer Berliner Einrichtungen zusammen. Am Beispiel der Familie gehen sie den aktuellen demografischen Veränderungen nach: Wie wandeln sich Gesellschaft und Familie durch Zuwanderung, Alterung und neue Formen von Arbeit und sozialen Beziehungen? Welche Chancen, aber auch Risiken wie Ungleichheiten in Gesundheit und Bildung erwachsen daraus?

Ab dem 9. April nimmt das neue Einstein Center für zunächst sechs Jahre seine Forschungsarbeit auf. Ziel der Wissenschaftler:innen ist es, die Auswirkungen von Familienvielfalt auf soziale Ungleichheit und auf Gesundheit zu entschlüsseln. Sie betrachten dazu Lebensläufe von Menschen ganzheitlich und innerhalb ihrer jeweiligen sozialen, kulturellen und strukturellen Zusammenhänge. Der Fokus des ECPD liegt auf der Analyse von bevölkerungsrepräsentativen Datensätzen sowie Datensätzen zu relevanten biologischen Merkmalen, sogenannten Biomarkern. Die Wissenschaftler:innen werden außerdem in sogenannten Real World Labs mit Vertreter:innen der Zivilgesellschaft ins Gespräch kommen.

Prof. Dr. Christoph Schneider, Vizepräsident für Forschung der Humboldt-Universität: „Am neuen 'Einstein Center for Population Diversity' sind mit Professorin Anette Fasang und Professor Philipp Lersch zwei Sozialwissenschaftler:innen der Humboldt-Universität beteiligt. Im ECPD werden sie zu „Familiärer Pflege in alternden Gesellschaften“ und zu „Familiendiversität und ökonomischer Ungleichheit“ forschen. Ich freue mich sehr, dass beide im ECPD mit ihrer Expertise das für Berlin zukunftsweisende sozialwissenschaftliche Forschungsfeld der „Bevölkerungsdiversität“ gemeinsam mit anderen Wissenschaftler:innen der Berlin University Alliance und der BR50 voranbringen werden.“

Wie ungleiche Lebensverläufe entstehen

Die Familie ist ein entscheidender Ort, an dem Ungleichheiten innerhalb und zwischen Generationen entstehen und weitergegeben werden. Dies geschieht unter anderem in Interaktion mit Bildungseinrichtungen, Sozialpolitik und Arbeitsmarkt. Veränderte Verhaltensweisen und Familienmuster und können Chancen in einer Gesellschaft sein, etwa beim Herausbilden neuer Pflegearrangements, oder sie sorgen für Wohlstand auf individueller und familiärer Ebene. Gleichzeitig können sie Triebkraft für soziale und gesundheitliche Ungleichheit sein. Besonders deutlich wird der enge Zusammenhang zwischen Familienverhalten und sozialer Ungleichheit am Beispiel des hohen Anteils von Frauen, die nach Trennung und Scheidung von Armut und später Altersarmut betroffen sind.

Auch die COVID-19-Pandemie hat diese Verbindung sichtbarer gemacht. Je nach individueller Konstellation und vorhandenen Ressourcen waren Familien unterschiedlich stark Druck und Stress ausgesetzt, weil staatliche Systeme für die Betreuung von Kindern und Pflegebedürftigen zeitweise eingeschränkt wurden. Und auch über die Pandemie hinaus sind pflegende Angehörige die stärkste Säule des Pflegesystems – ihre Bedeutung nimmt in alternden Gesellschaften weiter zu.

Über das Einstein Center Population Diversity (ECPD)

Das ECPD ist ein Konsortium von renommierten Berliner Institutionen, das die Auswirkungen der zunehmenden Bevölkerungsvielfalt auf soziale und gesundheitliche Ungleichheit durch das Prisma der Familie untersucht, unter ihnen die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die Humboldt Universität zu Berlin, die Freie Universität Berlin, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und das Demografieforschungsnetzwerk Population Europe. Durch eine Kooperation mit dem Leverhulme Centre for Demographic Science im Rahmen der Oxford-Berlin-Forschungspartnerschaft der Berlin University Alliance (BUA) wird das ECPD dauerhafte Verbindungen zu einer international führenden Institution auf diesem Gebiet aufbauen. Es hat eine Laufzeit von sechs Jahren und wird hauptsächlich von der Einstein Stiftung Berlin finanziert, einer Einrichtung zur Wissenschaftsförderung des Landes Berlin.

Weitere Informationen

Zur Pressemitteilung der Charité und der Einstein Stiftung Berlin

Einstein Center Population Diversity (ECPD)