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HU-Wissenschaftler: Steffen Martus erhält Leibniz-Preis 2015

Steffen Martus, Professor für Neuere deutsche Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), erhält als einer von acht Wissenschaftlern den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2015 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Wie die DFG bereits im Dezember bei der Bekanntgabe der Preisträger mitteilte, wird Martus zuallererst für sein äußerst produktives wissenschaftliches Werk, das zeitlich wie sachlich überaus weitgespannt ist, geehrt. Die Auszeichnung gilt als wichtigster deutscher Forschungsförderpreis und ist mit 2,5 Millionen Euro dotiert. Die Preisverleihung fand am Dienstag, den 3. März 2015 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin statt.

Steffen Martus
Steffen Martus
Foto: HU Berlin

„Ich freue mich natürlich außerordentlich über diese Auszeichnung und bin sehr dankbar – dankbar für die vielen kreativen Milieus, in denen ich in den letzten Jahren arbeiten durfte in Erlangen, Kiel und dann in Berlin, dankbar für meine großartigen Kolleginnen und Kollegen hier an der Humboldt-Universität. Ich werde die Förderung durch den Leibniz-Preis nicht zuletzt dazu benutzen, eine wissenschaftshistorische und -theoretische Frage weiterzuverfolgen, die mich seit einigen Jahren umtreibt: Wie lässt sich die Praxis der Geisteswissenschaften genauer verstehen? Worin liegen die Besonderheiten geisteswissenschaftlicher Praktiken? Und wie verändert sich nicht zuletzt die Leistungsbilanz der Geisteswissenschaften, wenn man sie aus einem praxeologischen Blinkwinkel betrachtet?“, sagt Leibniz-Preisträger Steffen Martus.

Steffen Martus’ Forschungsprofil ist originell, wegweisend und liefert wichtige Impulse zur Erneuerung seines Faches. Der Literaturwissenschaftler hat innerhalb kurzer Zeit hohe Anerkennung erworben: In seiner bereits preisgekrönten Dissertation stellte Martus erstmals Friedrich von Hagedorn als exemplarischen Vertreter der Aufklärung als literarischer Bewegung dar und arbeitete so auf eine Neubestimmung dieser politisch wie literarisch auf die Moderne hinweisenden Umbruchepoche hin. An diesen Ansatz knüpft Martus beispielsweise auch in seinem jüngsten Buchprojekt zur Entdeckung der Unmündigkeit in der Aufklärung an. In seiner Habilitationsschrift „Werkpolitik“ mit Studien zu Klopstock, Tieck, Goethe und Stefan George zeigte Martus, wie zentral kommunikative Beziehungen für die Herausbildung eines neuen Werk- und Autortyps von der Frühen Neuzeit über die Aufklärung bis in das 20. Jahrhundert waren. Derselbe Blick auf Autorschaft als soziologisch und historisch bedingte und zu erfassende Konstruktion lag auch seinen folgenden Monografien über Ernst Jünger und die Gebrüder Grimm zugrunde. Vorbildlich ist darüber hinaus sein Engagement in der akademischen Lehre und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Er gehört überdies zu den Geförderten der geisteswissenschaftlichen Förderlinie "Freiräume" des HU-Zukunftskonzepts im Rahmen der Exzellenzinitiative.

HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz gratuliert dem Preisträger: „Wir freuen uns alle sehr für Prof. Dr. Steffen Martus, der – wenn man einen Blick auf seinen wissenschaftlichen Werdegang wirft – ein Humboldtianer durch und durch ist. Dissertation, Juniorprofessur und nun W3-Professor an der Humboldt-Universität. Martus ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass die Nachwuchsförderung an unserer Universität in vielerlei Hinsicht ihre Früchte trägt. Die Einzigartigkeit seiner Forschung macht ihn zu einem Top-Wissenschaftler, den jede Universität sucht und braucht. Wir sind froh, dass Steffen Martus bei uns lehrt und forscht. Die Auszeichnung mit dem Leibniz-Preis 2015 für einen Literaturwissenschaftler zeigt, dass unsere Universität nach den jüngsten Gewinnen der Leibniz-Preise 2012 und 2013 im Bereich der Naturwissenschaften auch in den Geisteswissenschaften konkurrenzfähig und forschungsstark ist.“

Über den Preisträger

Nach einem Magisterstudium der Deutschen Philologie, Sozialkunde/Soziologie und Philosophie an der Universität Regensburg wurde Steffen Martus an der HU promoviert. Für seine Dissertation erhielt er 1998 den Humboldt-Preis. Nach seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Literatur folgte 2002 der Ruf auf eine Juniorprofessur für Neuere Deutsche Literatur an der HU. Martus habilitierte sich 2006 mit einer Arbeit zum Thema „Werkpolitik. Zur Literaturgeschichte kritischer Kommunikation vom 17. bis ins. 20. Jahrhundert“. Im gleichen Jahr nahm er den Ruf auf eine W2-Professur für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg an; es folgten Rufe an die Universität des Saarlandes und an die Christian-Albrechts­-Universität zu Kiel. Seit 2010 ist Steffen Martus Professor für neuere deutsche Literatur an der HU. Darüber hinaus ist Martus Kollegpartner des Suhrkamp-Forschungskollegs und leitet das Teilprojekt „Pluralisierung von Antike in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts“ im Sonderforschungsbereich 644 „Transformationen der Antike“. Über seine Forschungs- und Lehrtätigkeit hinaus setzt sich Martus auch in verschiedenen Medien und Internetbeiträgen für neue Wege der Vermittlung von Literatur in die Öffentlichkeit ein. 

Über den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG vergeben. Er zeichnet herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Forschungen auf allen Gebieten der Wissenschaft aus. Sie erhalten mit dem Preis ein Preisgeld von in der Regel jeweils 2,5 Millionen Euro, das sie in einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre wissenschaftliche Arbeit verwenden können.

Pressematerial

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Kontakt

Susanne Cholodnicki

Stellvertretende Pressesprecherin
Humboldt-Universität zu Berlin

Tel.: 030 2093-2332
susanne.cholodnicki.1@hu-berlin.de