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Zwei Nachwuchswissenschaftler*innen der HU erhalten Emmy-Noether-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Nakib Protik erforscht die Transporteigenschaften von Materialien, insbesondere die Drag-Physik; Stefanie Alisch untersucht Soundsysteme für ein neues musikwissenschaftliches Verständnis

An der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) wurden zwei neue Forschungsgruppen eingerichtet, die im Rahmen des Emmy Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden.

„Dragonics“ –  Drag-Physik verstehen und kontrollieren

Die Vorhersage der Wärme- und Ladungstransporteigenschaften von Materialien ist ein seit langem bestehendes komplexes Problem, sowohl auf der theoretischen Ebene als auch bei der numerischen Simulation. Von der Vorhersage versprechen sich die Wissenschaftler*innen zum einen einen besseren Einblick in die grundlegenden Wechselwirkungen zwischen den Teilchen, die zu den beobachteten Transportphänomenen führen. Zudem lassen sich Materialien identifizieren, die beispielsweise für eine effiziente Leistungselektronik, Wärmeabsorption und Wärmemanagement geeignet sind.

Das „Dragonics“-Projekt untersucht die Transporteigenschaften von Materialien, in denen die Ladungsträger (Elektronen und Löcher) und die dominanten Wärmeträger (Phononen) stark miteinander in Wechselwirkung treten. In solchen Systemen induziert der Transport der einen Art von Teilchen den Transport der anderen, ein Effekt, der in der Literatur als  „drag“ bezeichnet wird. Das Projekt kombiniert theoretische und rechnerische Ansätze, um das Drag-Verhalten in einer Vielzahl von Systemen zu untersuchen und das Verständnis dieses Phänomens zu vertiefen. „Ziel des Projektes ist es, die Bedingungen zu verstehen, unter denen die Drag-Physik auftritt, und so den Weg für ein noch nie dagewesenes Kontrollniveau der Transporteigenschaften von Materialien zu ebnen“, sagt Dr. Nakib H. Protik, Leiter der neu eingerichteten Gruppe Theoretische Transportphysik (T2P) am Institut für Physik der Humboldt-Universität. Das Projekt wird mit knapp 1,8 Millionen Euro für 6 Jahre gefördert.

Sound System Epistemologies – Soundsysteme als Form der musikalischen Aufführung

Die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Sound System Epistemologies: Knowledge engendered through Practice“ (SSE) theoretisiert das Soundsystem als Form der musikalischen Aufführung und entwickelt so ein neues musikwissenschaftliches Modell. Das Projekt erforscht Spielarten populärer Musik, wo Boxentürme, DJs und tanzendes Publikum eine wichtige Rolle spielen. Schwerpunkte sind die Musikrichtungen Kuduro und Afrohouse aus Lissabon, Acid House, FreeTek sowie queere Sound Systems aus London und weiblicher Deutschrap. Die Forschenden befassen sich dabei mit der Frage, wie Männlichkeit und Wissensproduktion sich in Sound System-Praxis ko-konstituieren.

Zum Projektabschluss entwickelt die Gruppe mit Mercator-Fellow Prof. em. Carolyn Cooper aus Jamaika eine Sound-System-Ausstellung für das Musikinstrumenten-Museum Berlin. SSE ist das erste in Deutschland angesiedelte Projekt im Bereich der Sound-System-Studien. „SSE zielt darauf ab, die falsche Dichotomie von Live-Musik und aufgezeichneter Musik zu überwinden. Das Projekt betritt Neuland in der Männlichkeitsforschung und bereichert die Musikforschung, indem es wenig untersuchte Repertoires dokumentiert“, sagt die Musikwissenschaftlerin und Leiterin der Forschungsgruppe Dr. Stefanie Alisch von der Humboldt-Universität. Die Fördersumme für 6 Jahre beträgt 1,5 Millionen Euro.

Weitere Informationen

Zur Webseite der „Dragonics“-Forschungsgruppe

"Sound System Epistemologies: Knowledge engendered through Practice": Zur Webseite der Forschungsgruppe

Kontakt

Dragonics

Dr. Nakib H. Protik
Institut für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin

nakib.protik@physik.hu-berlin.de

Sound System Epistemologies

Dr. Stefanie Alisch
Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin

stefanie.alisch@hu-berlin.de