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Ein neuer Blick auf das Leben in der Diaspora

Elahe Haschemi Yekani erhält European Consolidator Grant des European Research Council
Elahe Haschemi Yekani

Prof. Dr. Elahe Haschemi Yekani
Foto: Jennifer Sanchez

Prof. Dr. Elahe Haschemi Yekani erhält einen Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) für ihr Projekt „Tales of the Diasporic Ordinary. Aesthetics, Affects, Archives”, das sich mit alltäglichen Erzählungen der Diaspora beschäftigt. Die Professorin für Englische und Amerikanische Literatur und Kultur ist Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Anglistik und Amerikanistik der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie mit einem Schwerpunkt in Postcolonial Studies forscht und lehrt.

Prof. Christoph Schneider, Vizepräsident für Forschung der HU: „Ich freue mich sehr für Professorin Haschemi Yekani, deren herausragende Forschungsarbeit mit der Förderung bestätigt und weiter gestärkt wird. Die Analyse von Kunst und Literatur kann den Blick darauf verändern, wie Menschen sich in diversen und heterogenen Gesellschaften wahrnehmen. Die Auszeichnung ist auch Ausweis und weiterer Ansporn für engagierte Forschung und Lehre im Institut für Anglistik und Amerikanistik der Humboldt-Universität zu Berlin.“

Erzählungen der Diaspora

Im Rahmen des Projekts untersucht Haschemi Yekani Erzählungen, die von in der Diaspora lebenden Menschen produziert werden. Werke von migrierten, nicht-weißen Künstler:innen werden überwiegend mit Bezeichnungen assoziiert, die sie aus der Gesellschaft heraus heben. Dieses Verständnis begünstigt Generationsmodelle wie die Windrush-Generation (Migrant:innen aus der Karibik zwischen 1948 bis Anfang der 1970er Jahre) in Großbritannien, die so genannte Gastarbeiterliteratur in Deutschland, aber auch die ethnic and area studies in den USA. Solche Bezeichnungen verstärken ein Verständnis von Migration als das Ergebnis außergewöhnlicher Umstände, wie zum Beispiel in der sogenannten Flüchtlingskrise 2015.

Das Projekt „Tales of the Diasporic Ordinary“ fragt, was passiert, wenn wir stattdessen eine „normalisierende“ Perspektive auf zeitgenössische Literatur und Kunst in der Diaspora anwenden. Das Projekt durchbricht damit Modelle der nationalen Kanonbildung und betrachtet (queere) diasporische künstlerische Praktiken und Ästhetiken als verwoben mit der globalen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Niedergang des Empires, dem Neoimperialismus und dem jüngsten Aufstieg der Neuen Rechten.

Eine Hypothese des Projekts ist, dass künstlerische Praxis negative Auswirkungen anerkennen und zu einer neuen Vorstellung von Gemeinschaft beitragen kann, die über nationale und heteronormative Beschränkungen hinausgeht. So unterstreicht das Vorhaben die Bedeutung von alltäglichen Erzählungen der Diaspora für die Auseinandersetzung mit Rassismus und die Förderung neuer Formen der Zugehörigkeit.

Über die ERC Consolidator Grants

Der renommierte Grant ist mit bis zu zwei Millionen Euro dotiert und wird vom European Research Council an Spitzenforscher:innen in Europa vergeben, die potenziell bahnbrechende Projekte in der Grundlagenforschung verfolgen.

Zur Person

Elahe Haschemi Yekani ist seit 2017 Professorin für Englische und Amerikanische Literatur und Kultur mit einem Schwerpunkt in Postcolonial Studies am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor war sie Juniorprofessorin für Englische Literaturwissenschaft an der Europa-Universität Flensburg. Nach ihrer Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin führten sie Forschungsaufenthalte und -positionen an die New York University (USA), die Universität Potsdam, die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Österreich) sowie an das Kulturwissenschaftliche Kolleg Konstanz.

Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören der anglophone Roman von seinen Anfängen bis in die Gegenwart mit besonderem Fokus auf Black Atlantic und diasporischem Schreiben, Postcolonial Studies, Visual Culture, Erinnerungskultur und der Archival Turn, Queer Theory sowie Intersektionalität. Neben zahlreichen Artikeln und den zwei Monografien Familial Feeling: Entangled Tonalities in Early Black Atlantic Writing and the Rise of the British Novel (Palgrave Macmillan 2021, open access) und The Privilege of Crisis. Narratives ofMasculinities in Colonial and Postcolonial Literature, Photography and Film (Campus 2011, ausgezeichnet mit dem Britcult Award 2009), ist jüngst ein drittes, gemeinsam mit Magdalena Nowicka und Tiara Roxanne verfasstes, Buch zu Revisualising Intersectionality (Palgrave Macmillan 2022, open access) erschienen. Dieses bildet den Abschluss des gleichnamigen gemeinsam mit Prof. Nowicka (Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung DeZIM) geleiteten und durch die VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojekts.

Daneben leitet sie zurzeit gemeinsam mit Prof. Dr. Silvy Chakkalakal (Humboldt-Universität, Europäische Ethnologie) ein durch ein Princeton-HU Strategic Partnership Grant gefördertes Projekt zu „Re-Imagining the Archive: Sexual Politics and Postcolonial Entanglements“.

Kontakt

Prof. Dr. Elahe Haschemi Yekani
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Anglistik und Amerikanistik

Tel.: +49 30 2093 70945 (Sekretariat: 2093 70930)
elahe.haschemi-yekani@hu-berlin.de

Weitere Informationen

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