Humboldt-Universität zu Berlin

Sonderforschungsbereich /Transregio in den Wirtschaftswissenschaften

Pressemitteilung vom 20.11.2003

Erster Sonderforschungsbereich/Transregio in den Wirtschaftswissenschaften: Governance und die Effizienz ökonomischer Systeme

Informations- und Kommunikationstechnologien im Focus / Praxisrelevanz für Wirtschaft und Politik

Mannheim/Bonn. 20.11.2003 Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat am Mittwoch, 19. November, den Sonderforschungsbereich/Transregio 15 (SFB/TR) Governance und die Effizienz ökonomischer Systeme bewilligt. Initiator und designierter Sprecher des Sonderforschungsbereichs ist der Inhaber eines mikroökonomischen Lehrstuhls an der Fakultät für Volkswirtschaftslehre der Universität Mannheim, Professor Dr. Konrad Stahl. Gegenstand der geplanten Untersuchungen sind die Auswirkungen der Revolution in den Informations- und Kommunikationstechnologien auf nationale und internationale Märkte und Organisationen.

Der SFB/TR ist ein langfristiges, auf zwölf Jahre angelegtes Kooperationsprojekt von fünf deutschen Universitäten, nämlich der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universitäten Bonn, Mannheim und München; sowie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Es ist bundesweit der erste Sonderforschungsbereich in den Wirtschaftswissenschaften, in dem mehrere Forschungsinstitutionen in einem Netzwerk zusammengefasst sind.

Ein Sonderforschungsbereich ist die größte und renommierteste Art der Forschungsförderung in Deutschland. Die Antragsteller müssen darin ein extrem strenges Auswahlverfahren bei der DFG durchlaufen. Ein SFB/TR ist eine Variante herkömmlicher Sonderforschungsbereiche, die abweichend von ortsgebundenen Sonderforschungsbereichen durch mehrere Standorte gekennzeichnet ist. Damit werden Kooperationspartner zusammengeführt, deren Beiträge sich auf hohem wissenschaftlichem Niveau zwingend ergänzen.

Zur Thematik des Sonderforschungsbereichs: Die wirtschaftliche Entwicklung im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ist durch zwei Phänomene geprägt: durch die Revolution in der Informations- und Kommunikations-Technologie (IKT) und durch die rapide Internationalisierung der Märkte, besser bekannt unter dem Stichwort Globalisierung. Die dadurch entstehenden neuen Strukturen der Wirtschaft wirken sich auf alle Bereiche des Wirtschaftsgeschehens aus.

Die Auswirkungen dieser Phänomene werden in dem SFB/TR in drei Projektbereichen untersucht. Der Projektbereich A Strategische Interdependenz und Institutionendesign bildet den konzeptionellen Kern für den theoretischen Teil des Forschungsansatzes. Forschungsgegenstand ist die Untersuchung von Vertragsstrukturen und wettbewerblichen Strukturen wie die speziell im elektronischen Handel immer häufiger benutzten Auktionen und Turniere. Im Projektbereich B Corporate Governance geht es um Organisations- und Entscheidungsprobleme innerhalb eines Unternehmens sowie zwischen Unternehmenseignern und Managern einschließlich regulierender Einflüsse. Im Projektbereich C: Marktorganisation wird einerseits danach gefragt, welche Marktresultate aus dem Verhalten der Marktteilnehmer folgen, und welche Marktstruktur sich innerhalb eines gegebenen institutionellen Umfelds einstellen wird; andererseits wird die das institutionelle Umfeld gestaltende Rolle des Staates und ihres Einflusses auf das Marktgeschehen analysiert.

Das Forschungsgebiet des SFB/TR steht nicht nur im Zentrum der internationalen wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Auch Wirtschaft und Politik zeigen an den Ergebnissen dieser Forschung großes Interesse. Typische Beispiele sind das Interesse von Industrie und Staat an den Ergebnissen der Forschung über Auktionsmechanismen, oder das Interesse an den Auswirkungen des elektronischen Handels für die Industrie und die regionale und internationale Wirtschaftsstruktur.

Der designierte Sprecher des Sonderforschungsbereichs, Professor Dr. Konrad Stahl von der Universität Mannheim erklärt zu den Zielen des Sonderforschungsbereichs: "Die geplante Kooperation von anwendungsorientierten Theoretikern und qualitativ oder quantitativ orientierten Empirikern der Volks- und der Betriebswirtschaftslehre wird der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung, wie auch der Ausbildung von international wettbewerbsfähigem akademischem Nachwuchs wesentliche Impulse verleihen. Wir erhoffen uns auch einen wesentlichen Fortschritt der in der Bundesrepublik besonders defizitären empirischen Forschung und speziell der empirischen industrieökonomischen Forschung."

"Das ist ein enormer Erfolg von strategischer Bedeutung für unsere Universität", freut sich Professor Dr. Hans-Wolfgang Arndt, Rektor der Universität Mannheim, über die Förderzusage der DFG. "Dass wir als Sprecher-Universität in einem bundesweiten Verbund vorgesehen sind, belegt einmal mehr unsere Spitzenstellung in den Wirtschaftswissenschaften. Jeder eingeworbene Euro ist für uns zudem doppelt wertvoll, weil auch das Land seine Zuweisungen an die Universitäten von der Höhe der eingeworbenen Mittel abhängig macht. Hier haben wir gegenüber den technisch und medizinisch orientierten Universitäten im Land noch großen Nachholbedarf. Mit dem neuen SFB kommen wir jetzt auch in diesem Bereich einen gewaltigen Schritt voran."
Insgesamt werden 18 Forschungsprojekte gefördert; davon sind vier Projekte in Berlin, sechs in Bonn, vier in Mannheim und vier in München angesiedelt. Der Förderumfang beträgt pro Jahr voraussichtlich ca. 1,6 Mio. €. 24 renommierte Wissenschaftler der Volks- und Betriebswirtschaftslehre leiten diese Projekte. Insgesamt werden ca. 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem Sonderforschungsbereich arbeiten.

Ansprechpartner:
Sonderforschungsbereich/Transregio 15,
Prof. Dr. Konrad Stahl, Ph.D.
68131 Mannheim,
Tel. 0621/181-1875,

Dr. Helga Gebauer,
Tel. 0621/181-3206,
email: helga.gebauer@uni-mannheim.de

20. November 2003
Achim Fischer

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