Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 4/2003

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Angehörige und Studierende der Humboldt-Universität,

bereits vor einigen Tagen habe ich mich in unserer Zeitung HUMBOLDT mit einigen persönlichen Worten an Sie gewendet. Dies möchte ich hier noch einmal wiederholen. Diese Tage sind geprägt von einer intensiven und häufig auch emotional geführten Debatte über die Vorschläge des Präsidiums zur Umsetzung der bis 2009 zu erbringenden Kürzungen. Wir haben dazu am 28. Oktober dem Akademischen Senat ein Rahmenkonzept vorgelegt, so wie wir es vor der Sommerpause vereinbart hatten.
Bei der vor uns stehenden Aufgabe, bis 2009 einen Kürzungsbeitrag von 30 Millionen Euro erbringen zu müssen, ist es unser vorrangiges Ziel, die Zukunftsfähigkeit unserer Universität trotz aller Einschnitte zu erhalten. Wir haben deshalb den Anspruch, das Heft des Handelns selbst in der Hand zu behalten und die Autonomie der Universität gerade in schwierigen Zeiten zu verteidigen.
Bei dem vorliegenden Vorschlag des Präsidiums zur Umsetzung der Einsparsumme von 30 Millionen Euro haben wir uns weiterhin durch die Vorgabe leiten lassen, dass die Humboldt-Universität auch in Zukunft "universitas litterarum" sein soll. Die Vorschläge zur Umsetzung der notwendigen Einsparungen führen zwangsläufig zu sehr schwierigen Diskussionen über die Angemessenheit der jeweiligen Entscheidungen. Wir haben uns daher im Präsidium auf grundlegende Eckpunkte verständigt, die uns für die Entwicklung der Humboldt-Universität existenziell erscheinen. Der nun vorliegende Entwurf beruht auf der Analyse der einzelnen Fächer und der Berücksichtigung dieser übergreifenden Eckpunkte gleichermaßen.
Dass das Rahmenkonzept in der Universität nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen würde, war von vornherein klar. Auch sind die Proteste gerade der von Schließung und überproportionalen Kürzungen betroffenen Fächer mehr als verständlich. Aus diesem Grund bin ich sehr dankbar dafür, dass die erste Behandlung des Konzepts im Akademischen Senat weitgehend sachlich verlief. Ich gehe davon aus, dass die derzeitigen Diskussionen in den Kommissionen und Fakultäten ähnlich konstruktiv sind und bleiben. Die zu erbringende Kürzungssumme steht fest; wir haben sie durch die im Akademischen Senat und im Kuratorium erfolgte Zustimmung zum Änderungs- und Ergänzungsvertrag zu den Hochschulverträgen akzeptiert. Nun nehmen wir unser damit verbundenes Recht auf autonome Entscheidung wahr. Es wird ein harter Prozess, der mit strukturellen und persönlichen Einschnitten verbunden ist. Wir sollten alles daran setzen, dass wir am Ende der Diskussion nicht nur die Kürzungen umgesetzt, sondern der schwierigen Finanzlage zum Trotz Handlungsoptionen für die Zukunft eröffnet haben.
An dieser Stelle sei nochmals betont, dass das Präsidium zu Gesprächen über das Rahmenkonzept auf allen Ebenen der Universität bereit ist. Zahlreiche Termine mit den Fächern und Fakultäten unserer Universität haben bereits stattgefunden. Nur gemeinsam und im offenen Meinungsaustausch können wir die Zerreißprobe überstehen, vor die die Humboldt-Universität bei der Umsetzung der dramatischen Kürzungen gestellt worden ist.

Prof. Dr. Jürgen Mlynek
Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin

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 TITELBILD: 4/2003