Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 04/1997

Inhalt







4. Jahrgang · Heft 4/1997
ISSN 0946-641X · Preis DM 10,-

TITELBILD: Histologischer Schnitt einer Kaninchenleber (siehe 4/97, S. 22ff)


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ZAHNMEDIZIN

Parodontitis: Krankheitsursachen und Therapie
Über das Graduiertenkolleg »Ätiopathogenese und Therapie der Parodontitis«

Jean-Pierre Bernimoulin
Heft 4/97, S. 4-9.

abstract
Als Laie ist der Patient seinem Arzt ausgeliefert. Das unangenehme Gefühl ist besonders beim Zahnarzt spürbar. Sieht man zum Beispiel den modernen Trend der Implantologie, wird dem Patienten oft als einzige Behandlungsmöglichkeit die Implantation eines künstlichen Zahnes angeraten. In der Tat werden an Parodontitis erkrankte Zähne extrahiert, die womöglich zu therapieren gewesen wären. Wen wundert dies in einem Land, in dem traditionell die Zahnmedizin eher zahntechnisch als medizinisch orientiert ist, wo keine Fachausbildung zu Spezialisten für Parodontologie existiert und wo in der großen Mehrheit der Fakultäten keine Abteilung für Parodontologie zu finden ist!
Die Parodontitis ist infektiöser Natur und verursacht eine chronische Entzündung, die zu einem Abbau des Zahnhalteapparates führt. Naturgemäß ist das Fach Parodontologie biologisch orientiert und führt zwangsläufig zur interdisziplinären Zusammenarbeit in Forschung und Lehre. Im neu gegründeten Graduiertenkolleg sollen Zahnmediziner, Mediziner und Naturwissenschaftler interdisziplinär verschiedene Einzelaspekte der Parodontitis bearbeiten und die Ergebnisse im Rahmen des Gesamtkonzeptes bewerten.

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HUMANGENETIK

Vererbung erworbener Eigenschaften? Die Proteomanalyse gewährt neue Einblicke in die Genetik von Mensch und Tier

Joachim Klose/Irmgard Römer/Jan Nowak
Eine alte, immer wieder in der Biologie diskutierte Frage ist, ob außer echten Mutationen, d.h. Änderungen in der Grundstruktur der Gene, auch andere molekulare Modifikationen der Gene vererbt werden können. Wir beschreiben zwei Experimente, die wir an der Maus durchgeführt haben und die Hinweise für eine Vererbung von Änderungen im regulatorischen Zustand der Gene liefern. Die Beobachtung einer "epigenetischen Vererbung" beim Säugetier ist ein ungewöhnlicher Befund, aber sie liefert keine molekulare Erklärung für die Vorstellung aus der Zeit Lamarcks, daß aktiv, durch eigenes Zutun erworbene Eigenschaften vererbt werden können.

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ZELLBIOLOGIE

Zellteilungsregulation, Tumorentstehung und Gentherapie

Michael Strauss
Heft 4/97, S. 22-25.

abstract
Zellteilungsregulation, Tumorentstehung und Gentherapie scheinen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben. Sie stellen aber tatsächlich drei Ebenen der biomedizinischen Forschung dar, die aufeinander aufbauen und gleichzeitig das umfangreiche Forschungsprogramm der Arbeitsgruppe von Prof. Michael Strauss charakterisieren, der seit Anfang dieses Jahres ordentlicher C4-Professor am Institut für Biologie der Humboldt-Universität ist. Prof. Strauss hat zuvor fünf Jahre lang eine Arbeitsgruppe der Max-Planck-Gesellschaft an der Humboldt-Universität geleitet und wurde im Oktober 1994 zum Professor zunächst auf eine S-Stelle berufen. Die Arbeitsstätte der Gruppe befindet sich nach wie vor im Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch. Gleichzeitig war Prof. Strauss vier Jahre lang Leiter einer internationalen Forschergruppe am Institut für Tumorbiologie der Dänischen Krebsgesellschaft in Kopenhagen. Aus der Zusammenarbeit beider Gruppen ist eine Vielzahl von Ergebnissen hervorgegangen, welche die Grundlage für weitere Forschungen an der Humboldt-Universität bilden. Die Vielschichtigkeit der zell- und molekularbiologischen Forschung zur Aufklärung normaler und gestörter Wachstumsprozesse in menschlichen und tierischen Zellen und die Überführung der gewonnenen Erkenntnisse in die medizinische Praxis werden skizziert.

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PSYCHOLOGIE

Klinische und Kognitive Neurowissenschaft:
Graduiertenkolleg am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin

Herta Flor
Heft 4/97, S. 28-34.

abstract
Im neu eingerichteten Graduiertenkolleg »Klinische und Kognitive Neurowissenschaft« soll vierzehn Doktoranden und Doktorandinnen und einem Postdoktoranden aus der Psychologie, Medizin, Biologie und Physik eine umfassende klinisch- und kognitiv-neurowissenschaftliche Ausbildung vermittelt werden. Das gemeinsame Forschungsthema ist die Analyse der psychologischen und neuronalen Grundlagen gesunder und gestörter Lern- und Gedächtnisprozesse. Der Beitrag gibt einen Überblick über die einzelnen Forschungsschwerpunkte des Graduiertenkollegs.

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RECHTSWISSENSCHAFT

Zukunftsmarkt Telekommunikation

Hans-Peter Schwintowski
Heft 4/97, S. 36-43.

abstract
Telekommunikationsmärkte sind Zukunftsmärkte par excellence. Diese Märkte entscheiden die Entwicklungsdynamik moderner Gesellschaften. Deutschland versucht mit dem kürzlich in Kraft getretenen Telekommunikationsgesetz den Anschluß an die Entwicklung zu halten. Einiges spricht dafür, daß dies noch nicht überzeugend gelungen ist.

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KUNSTGESCHICHTE

The Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance

Johannes Röll
Heft 4/97, S. 46-51.

abstract
Elektronische Datenverarbeitung hat längst ihren Einzug auch in die Kunstgeschichte gehalten. Bibliotheken und Archive halten vielgenutzte Computerarbeitsplätze bereit, Ausstellungen werden von großen Firmen gesponsert und mit speziellen Programmen ausgestattet, und große Museen, wie die National Gallery in London, haben eine eigene »Micro Gallery«, in der man sich mit »Touch Screens« durch die Sammlung tasten kann. Spezielle Bildverwaltungsprogramme, wie beispielsweise das am kunsthistorischen Seminar der Humboldt-Universität entwickelte Programm IMAGO eröffnen neue Wege der Bildrecherche und Datenaufnahme, die auf die Verwaltung kunsthistorischer Objekte (Museen, Sammlungen, Diatheken, Phototheken) ausgerichtet sind.
Das Projekt des "Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance", das 1946 am Warburg Institute in London begründet wurde und seit 1995 am Kunsthistorischen Seminar der Humboldt-Universität ansässig ist, gehört zu den renommiertesten internationalen Forschungsvorhaben der Kunstgeschichte. Zu den Pionierleistungen der Verbindung der Geisteswissenschaften mit der elektronischen Datenverarbeitung zählt die Entwicklung einer Software Anfang der 80er Jahre, mit der kunsthistorische und archäologische Konventionen beschrieben werden konnten. Am Beispiel der Figur des Dornausziehers wird gezeigt, welche Möglichkeiten sich durch den "Census" für Forschung und allgemein interessierte Nutzer eröffnen.

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KLASSISCHE ARCHÄOLOGIE

WINCKELMANN-INSTITUT ? Seminar für Klassische Archäologie. Ein Forschungsbericht

Henning Wrede
Heft 4/97, S. 52-57.

abstract
Trotz seiner geringen Größe sind die am Winckelmann-Institut betriebenen Forschungen weit gespannt. Sie suchen der fachimmanenten Aufgabe gerecht zu werden, Kunst und Kultur der Griechen und Römer als archetypischen Quellpunkt der späteren europäisch-westlichen Entwicklung darzustellen und den klassischen Horizont zeitgemäß neu zu entdecken und zu interpretieren. Seiner historischen Bedeutung für Berlin, Mittel- und Osteuropa und der bemerkenswerten Institutsgeschichte entsprechend liegt ein starker Schwerpunkt bei Forschungen über die Verbindung der Wissenschaftsgeschichte mit der Antikenrezeption vom 15.-20. Jahrhundert. Die geographische Lage Berlins war daneben für Untersuchungen in Bulgarien und Rumänien ausschlaggebend, die jüngere Geschichte der Humboldt-Universität für Publikationsunternehmungen in Havanna.