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„Insgesamt war es eine Erfolgsgeschichte“

Jürgen Schlaeger war Gründungsdirektor des Großbritannien-Zentrums (GBZ) der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Interview erzählt er, wie es zur Gründung kam, wie sich das Großbritannien-Zentrum weiterentwickelte und wo es hingeht.

Das Großbritannien-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin wurde vor 25 Jahren auf Beschluss des Senats als Dank an die ehemalige Schutzmacht Großbritannien gegründet. Die Briten versprachen sich weiterhin viel von einer engen Partnerschaft mit dem gerade wiedervereinigten Deutschland. Alle Verantwortlichen waren damals überzeugt davon, dass beider Zukunft in einer gemeinsamen, wirtschaftlich erfolgreichen und politisch problemlos funktionierenden Partnerschaft liegen würde. „Die Zeit war geprägt von Aufbruch. Das sollte der Startschuss sein für eine neue Phase der Beziehungen. Das Zentrum sollte so etwas wie ein Treffpunkt in der alten/neuen Hauptstadt werden, an dem die engen Verbindungen weiter wachsen konnten, auch auf wissenschaftlicher Ebene“, erinnert sich Prof. Dr. Jürgen Schlaeger.

 

Prof. Dr. Jürgen Schlaeger vom Großbritannien-Zentrum der HU
 

Der Austausch mit der Öffentlichkeit war von Anfang an Teil des Gründungsauftrags und öffentliche Lectures gehörten zum Programm. Sie waren sehr erfolgreich, auch wenn durch die Veranstaltungen in englischer Sprache nicht alle Interessenten erreicht werden konnten. „Wir haben unseren Auftrag, in die Öffentlichkeit hineinzuwirken, sehr ernst genommen. Unsere Mission ist es ja, dazu beizutragen, dass die Menschen wissen und verstehen, was passiert und sie dabei mit Expertenwissen zu unterstützen“, beschreibt Jürgen Schlaeger das Selbstverständnis des GBZ.

Dazu gehörte auch der Masterstudiengang British Studies. Von Anfang an kamen Studierende aus aller Welt, was bis heute auch so geblieben ist, jungen Menschen mit einem ersten Abschluss aus bis zu 15 verschiedenen Ländern jedes Jahr. So ein Studiengang muss sich natürlich auch Veränderungen anpassen und auf die Erwartungen der Studierenden eingehen, um deren Interessenhorizont zu nutzen. Prof. Schlaeger plädiert aber dafür, nicht jedem kurzlebigem Trend nachzugehen: „Die Lehrenden müssen entscheiden, ob die Erwartungen der Studierenden produktiv und tragfähig sind. Wissenschaft tut gut daran, Abstand zu halten und etwas nur dann zu tun, wenn man aus guten, vertretbaren Gründen davon überzeugt ist.“

 

Prof. Dr. Jürgen Schlaeger vom Großbritannien-Zentrum der HU
 

Das Großbritannien-Zentrum war von Beginn an interdisziplinär angelegt und untersuchte das Land aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven, literatur- und kulturwissenschaftlich genauso wie politikwissenschaftlich, wirtschaftswissenschaftlich oder juristisch. Jürgen Schlaeger ist davon überzeugt, dass das nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal des Großbritannien-Zentrums ist. „Wir bieten institutionalisierte Interdisziplinarität, wir sind in einem ständigen Ringen der wissenschaftlichen Perspektiven. Das erzeugt in Summe eine Art von Einsicht in Tiefe, Breite und Komplexität, die man so nirgendwo anders bekommen kann.“ Bei der Gründung war dieser konsequent interdisziplinäre Ansatz noch Neuland. Heute ist das Zentrum damit von einer Randerscheinung in den Mainstream gerückt, mit allen Chancen und Herausforderungen, die das mit sich bringt.

Dieser Mainstream ist gerade heute in ständiger Bewegung. Niemand kann heute wissen, wohin sich das entwickelt. Vielleicht denken die Leute in 30, 40 Jahren: Was soll das Ganze, wir haben ganz andere Interessen. Alles ist im Fluss, auch wenn wir im Augenblick Mitten im Strom sind. Natürlich auch mit wachsenden Möglichkeiten und viel Konkurrenz.“

 

Prof. Dr. Jürgen Schlaeger vom Großbritannien-Zentrum der HU
 

Autor: Boris Nitzsche