Humboldt-Spektrum 02/2000
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Schlaganfallforschung an der Abteilung
für Experimentelle Neurologie der Charité:
Integration von Grundlagenforschung und Klinik durch die Hermann und
Lilly Schilling-Stiftung
Dirnagl, Ulrich
Heft 2/2000, S. 4-8.
online-Information:
http://expneuro.charite.de/en/
abstract
Am Beispiel des Schlaganfalls soll ein Überblick gegeben werden
über die Forschungsansätze der von der Hermann und Lilly
Schilling-Stiftung geförderten Abteilung für Experimentelle
Neurologie an der Charité. Unsere Zielsetzung besteht in der
Erforschung von grundlegenden Mechanismen, die uns neue
Behandlungsmöglichkeiten für akute Erkrankungen des Gehirns bieten.
Das strukturelle Konzept der Abteilung garantiert, dass diese Forschung
in enger Zusammenarbeit und teilweise in Personalunion mit der Klinik
für Neurologie durchgeführt wird und damit eine Fokussierung auf
praxisrelevante Fragestellungen ebenso wie eine rasche Umsetzung der
Ergebnisse in die klinische Praxis erreicht wird.
Mikrokapseln aus Fibrin zur Kultivierung von humanen Hautzellen
Bettermann, Albrecht/Holger
Hübner
Heft 2/2000, S. 12-17.
abstract
Immer wieder stellen Verbrennungswunden und Verbrennungsnarben vor
große Probleme – sind doch die funktionellen Aspekte des Organs Haut
ebenso bedeutungsvoll wie die ästhetischen. Die Plastische- und
Wiederherstellungschirurgie entwickelte in den vergangenen Jahrzehnten
zahlreiche Verfahren zur Heilung von Branntwunden, industrielle
Forschung und Entwicklung ersannen immer neue Wundbedeckungssysteme und
neuere Entwicklungen beschäftigen sich mit dem biotechnologischen
Hautersatz. Nachteile dieser letztgenannten Verfahrensweisen sind
unverändert ein erheblicher zeitlicher Vorlauf bis zur Transplantation
der Zellkulturen, ein nicht unbedeutender technologischer Aufwand und
entsprechend hohe Kosten. Um diesen Problemen zu begegnen, wurden von
einer Forschergruppe der Charité in Kooperation mit Wissenschaftlern
aus der TU Berlin Untersuchungen mit Mikrokapseln aus Fibrin zur
Kultivierung von humanen Hautzellen initiiert. Bisherige Fallstudien
konnten zeigen, dass die Anwendung autologer Keratinocytentransplantate
gute Erfolge bei der Behandlung von Verbrennungsnarben erzielte. In
einem nächsten Schritt sollen diese Transplantate durch eine neue
Verkapselungstechnologie wesentlich verbessert und dann zur klinischen
Anwendung gebracht werden.
Molekulare Physiologie, Energetik und
Regulation primärer pflanzlicher Stoffwechselprozesse.
Sonderforschungsbereich 429
Börner, Thomas
Heft 2/2000, S. 20-23.
online-Information:
http://www.biologie.hu-berlin.de/~SFB429/
abstract
Gegenstand der gegenwärtig 15 Teilprojekte des
Sonderforschungsbereichs, als dessen Sprecherhochschule die
Humboldt-Universität fungiert, sind pflanzenspezifische Aspekte des
Primärstoffwechsels. Vorwiegend am Modellobjekt Arabidopsis und unter
Verwendung transgener Pflanzen mit gezielt manipulierten
Stoffwechselschritten wird der Metabolismus von Kohlenhydraten von der
Photosynthese über ihren Transport bis zur weiteren Umsetzung in
andere Verbindungen analysiert.
Elektrische und magnetische Felder in der Therapie. Rückblick und Ausblick
Glaser, Roland
Heft 2/2000, S. 26-32.
abstract
Die Nutzanwendung naturwissenschaftlichen Wissens in der Heilkunst
hat eine lange und erfolgreiche Tradition. Die biologisch-medizinische
Grundlagenforschung hat Wirkstoffe hervorgebracht, die manche Geisel
der Menschheit in eine leicht heilbare Krankheit verwandelten. Anders
auf dem Gebiet der Elektro- und Magneto-Therapie. Treten wir hier auf
der Stelle? Entpuppen sich diese Methoden alle als Aberglaube und
Quacksalberei?
Binnenwanderung in Deutschland mit besonderer Berücksichtigung des Berliner Raumes in den 90er Jahren
Kemper, Franz-Josef
Heft 2/2000, S. 34-38.
abstract
In dem Beitrag werden einige Veränderungen der regionalen Muster
der Binnenwanderungen in den 90er Jahren nachgezeichnet, wobei dem
Berliner Raum als Fallbeispiel besondere Berücksichtigung zukommt.
Dargestellt werden Teilergebnisse eines Forschungsprojekts über
Außen- und Binnenwanderungen in Deutschland während der 80er und 90er
Jahre (vgl. Kemper 1999, 2000). Dabei ging es um die Frage, inwieweit
nach der Wendezeit alte regionale Muster der Wanderungen wieder
auftreten und inwieweit neue Muster entstanden sind. Besonderes
Interesse galt den räumlichen Konzentrations- und
Dekonzentrationsprozessen. Während in Ostdeutschland vor der Wende
Konzentrationen auf Städte vorherrschten, war Westdeutschland durch
die kleinräumige Dekonzentration der Suburbanisierung und eine
großräumige Dekonzentration (Deurbanisierung) zugunsten bestimmter
ländlicher Räume gekennzeichnet. Da sich die Binnenwanderungen der
ausländischen Bevölkerung durch eine Bevorzugung der großen Städte
und Verdichtungsräume abheben, wurde zwischen den regionalen Mustern
von Deutschen und Ausländern unterschieden.
Nietzsches 20. Jahrhundert – Nietzsche
im 20. Jahrhundert. Eine Bilanz mit Perspektive.
Zum 100. Todestag des umstrittenen Philosophen am 25. August 2000
Reschke, Renate
Heft 2/2000, S. 40-45.
abstract
Nach wie vor scheiden sich an ihm und streiten sich um ihn nicht
nur die philosophischen Geister. Wie kaum ein anderer Denker hat
Friedrich Nietzsche die Diskurse des 20. Jahrhunderts bestimmt, die
philosophischen, künstlerischen, politischen, weltanschaulichen.
Konträr sind seine radikalen, oft aggressiven Gedanken diskutiert,
aufgenommen oder verworfen worden. Als Handlungsanweisungen gelesen,
haben sie, mißverstanden, die großen Katastrophen des 20.
Jahrhunderts begleitet. Thomas Manns berühmtes Wort, er sei ein
Seismograph des Zukünftigen gewesen, gilt noch immer. Seine Prognosen
waren düster. Das 20. Jahrhundert ist ihnen in eskalierender Weise
gerecht geworden. Im beginnenden 21. Jahrhundert, so steht zu
fürchten, wird es nicht anders sein.
»Ancient Constitution«. Englische Verfassungsdiskurse des 17. Jahrhunderts
Münkler, Herfried/Raimund Ottow
Heft 2/2000, S. 46-50.
abstract
Die Wurzeln der englischen Verfassungstradition liegen – das ist
der Ausgangspunkt dieses Forschungsprojekts – in den Konflikten des
17. Jahrhunderts zwischen Krone und Parlament. Entscheidend wird, wie
die verschiedenen politischen Legitimationsideologien, die als
›Diskurse‹ mit je eigener politischer Rhetorik zu verstehen sind,
sich in ihrem Ringen um Deutungshegemonie wechselseitig beeinflussen.
Analytisch sind daraus Schlüsse über de Interaktionsformen
politischer Diskurse abzuleiten.
Die chemisch-neuronalen Grundlagen von Rechtssystemen
Schwintowski, Hans-Peter
Heft 2/2000, S. 52-58.
abstract
Rechtssysteme beruhen auf einer mehrtausendjährigen Tradition.
Sie dürften, bevor sie vom Menschen als bewusste Regeln angewendet
wurden, als unbewusste informationsleitende Systeme zur Bewältigung
von Stresssituationen spätestens seit Entstehung der Sprache zur
Verfügung gestanden haben. Es ist deshalb kein Wunder, dass wir heute
über ausgefeilte Regeln zur Konfliktbewältigung verfügen. Die
hiermit angedeutete Funktion eines Rechtssystems als
Anpassungsmechanismus an wechselnde soziale Konfliktlagen lässt sich
bisher naturwissenschaftlich nicht exakt nachweisen. Es ist aber
zwingend, dass die Fähigkeit des Menschen, in einer Sozietät Symbole
für gemeinsame Vorstellungen zu entwickeln, diese über Generationen
an andere Sozietäten weiterzugeben und schließlich die sprachlichen
Ausdrücke zu einem System von Aussagen zusammenzufügen, das wir
Wissen nennen, eine neurobiologische Grundlage in unserem Gehirn haben
muss.