Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 03/1998

Inhalt







5. Jahrgang · Heft 3/1998
ISSN 0946-641X · Preis DM 10,-

TITELBILD: Aggregate von Ringwoodit-Kristallen in einem Steinmeteoriten (siehe 3/98, S. 24ff)


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VIROLOGIE

Neue Strategien der Impfstoffentwicklung

Rainer Ulrich/Detlev H. Krüger/Diana Koletzki/Sylvie Lachmann/Helga Meisel/Hassen Siray
Heft 3/98, S. 4-10.

abstract
Infektionskrankheiten stellen nach wie vor ein globales gesundheitspolitisches Problem dar. Durch Impfung wird versucht, Infektionen mit bestimmten Krankheitserregern, z.B. Viren, vorzubeugen. Die dafür notwendigen Impfstoffe lassen sich auf klassischem Wege, durch Abschwächung (Lebendvakzine) oder Inaktivierung (Totvakzine), herstellen. Mit der Entwicklung der Gentechnik ist es möglich geworden, rekombinante Vakzinen in großen Mengen biotechnologisch herzustellen. Insbesondere das Design sog. Virus-ähnlicher Partikel (VLPs) bildet seit wenigen Jahren eine neuartige, hoffnungsvolle Strategie zur Vakzineentwicklung. Solche VLPs entstehen durch Synthese von viralen Kapsid- und/oder Hüllproteinen und ihren spontanen Selbst-Zusammenbau. Gering immunogene Proteinabschnitte von Krankheitserregern lassen sich gentechnisch an VLPs koppeln, wodurch die Immunogenität der ersteren erhöht werden kann. Wir beschäftigen uns seit einigen Jahren mit der Herstellung von VLPs auf der Basis des Coreantigens des Hepatitis B-Virus (HBcAg). Ziel der gegenwärtigen Untersuchungen ist die Herstellung einer rekombinanten Hantavirusvakzine. Da bei Hantaviren eine Reihe von humanpathogenen Serotypen beschrieben worden sind, ist dazu die Entwicklung einer multivalenten Vakzine erforderlich, d.h. einer Vakzine, die Bestandteile verschiedener Serotypen gleichzeitig enthält.

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STRAHLENTHERAPIE

Moderne Behandlungsmethoden in der Strahlentherapie

Volker Budach/André Buchali/Petra Feyer
Heft 3/98, S. 14-18.

abstract
1895 entdeckte Conrad Röntgen die von ihm bezeichneten X-Strahlen. Schon wenige Jahre später wurde der zellzerstörende Effekt der Röntgenstrahlen erkannt und zur Therapie bösartiger Tumoren eingesetzt. Die Strahlentherapie hat seitdem eine konstante Weiterentwicklung erfahren. Sie stellt ebenso wie die Operation eine überwiegend lokale Maßnahme in der Krebsbehandlung dar, während Chemo-, Hormon-, und Immuntherapie vorwiegend systemisch wirksam werden. Die Strahlentherapie kann jedoch nur sinnvoll in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit allen in die Krebsbehandlung involvierten Fachrichtungen durchgeführt werden. Zahlreiche Tumoren bedürfen einer multimodalen Therapie. Moderne Behandlungsmöglichkeiten werden in diesem Beitrag vorgestellt.

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MINERALOGIE

Neues über rätselhafte Mineralien des tiefen Erdmantels

Dieter Stöffler
Heft 3/98, S. 24-29.

abstract
Die geologische Dynamik der Erde, wie sie sich im Vulkanismus, in Erdbeben oder auch in der Gebirgsbildung und der Verschiebung der Kontinente manifestiert, ist auf Prozesse in den Tiefen des Erdmantels zurückzuführen. Dieser dehnt sich in etwa 30 km Tiefe bis an die Grenze des metallischen Erdkerns in 2.900 km Tiefe aus. Geophysikalische Tiefensondierungen (Seismik) und Laborexperimente bei sehr hohen Drücken und Temperaturen legen seit langem den Schluß nahe, daß sich die Kristallstrukturen der Mineralien des Oberen Erdmantels mit wachsender Tiefe in zunehmend dichtere Strukturen umwandeln. Diese empirisch und theoretisch vorausgesagten Hochdruckmineralien - auf der Erde nicht bekannt, d.h. nicht zugänglich - wurden in Meteoriten entdeckt, die von den Kleinplaneten des Asteroidengürtels stammen. Dort verdanken sie ihre Entstehung den extrem hohen Drücken und Temperaturen, welche nahe der Oberfläche bei der Kollision von Asteroiden entstehen, die mit einer Geschwindigkeit von mehr als 5 km pro Sekunde (18.000 km/h) zusammenprallen. Die Entdeckung von zwei neuen Hochdruckmineralien, die Hauptbestandteile des Unteren Erdmantels sind, gibt Anlaß zu diesem Beitrag.

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UMWELTÖKONOMIE

Umweltökonomische Bewertungsverfahren in Schutzgebieten:
Kosten und Nutzen der Erhaltung des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin

Kai Rommel
Heft 3/98, S. 32-37.

abstract
Das Gebiet Schorfheide-Chorin wurde im November 1990 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. In dem knapp 1.300 qkm umfassenden Gebiet leben ca. 35.000 Einwohner - eine für bundesdeutsche Verhältnisse vergleichsweise sehr dünne Bevölkerungsdichte. Im Gegensatz zu Naturschutzgebieten ist in einem Biosphärenreservat die Nutzung und Beanspruchung der Natur nicht von vornherein ausgeschlossen. Vielmehr wird eine Strategie von Bewirtschaftung und langfristigem Naturschutz verfolgt. Eine Kosten-Nutzen-Analyse am Bsp. des Biospärenreservats Schorfheide-Chorin soll u.a. Aufschluß über die Akzeptanz eines solchen Umweltschutzprojektes bei der Bevölkerung und Touristen geben, aber auch Bewertungskriterien für öffentliche Umweltmaßnahmen liefern.

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POLITIKWISSENSCHAFT

Vom »Proletarischen« zum »Pragmatischen« Internationalismus: Möglichkeiten und Grenzen internationaler Gewerkschaftspolitik

Werner Reutter
Heft 3/98, S. 38-43.

abstract
Geschichte, Struktur und Politik der »Internationalen Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter Vereinigung« (ITBLAV) zeigen, daß dieses Berufssekretariat einen Kompetenz- und Bedeutungszuwachs erfahren hat, der sich in einer Globalisierung und Expansion des Organisationsgebietes ebenso niedergeschlagen hat wie in einem Ausbau der Handlungsbereiche. Die ITBLAV war also in der Lage, angeschlossene Gewerkschaften - bspw. in Auseinandersetzungen mit multinationalen Konzernen, bei Verletzungen von Gewerkschaftsrechten oder durch Organisations- und Schulungsprogramme - flankierend zu unterstützen. Das Berufssekretariat verfügt mithin über ein - allerdings beschränktes - Handlungspotential. Dabei beruht die Interventionsfähigkeit der ITBLAV auf der Handlungsmacht und der Mobilisierungsbereitschaft ihrer Mitgliedsverbände. Einflußmächtige internationale Gewerkschaftsföderationen setzen einflußmächtige nationale Verbände voraus. Somit läßt sich insgesamt von einem »pragmatischen Internationalismus« sprechen, dessen Einflußchancen sich aus dem organisatorisch Möglichen und nicht aus dem politisch oder ideologisch Wünschbaren ergeben.

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RELIGIONSSOZIOLOGIE

Die neuen Gesichter Gottes und die soziale Gestalt des Glaubens

Klaus-Peter Jörns
Heft 3/98, S. 44-47.

abstract
»Was die Menschen wirklich glauben« wollte die 1992 im Herzen Berlins und anderen ausgewählten Bereichen durchgeführte und 1997 und 1998 vom Institut für Religionssoziologie der Theologischen Fakultät in zwei Bänden veröffentlichte religions- und kirchensoziologische Umfrage herausfinden. Sie ging davon aus, daß Religion und Glaube eingebettet sind in die Lebensbeziehungen der Menschen zu Personen, zur Erde, zu Werten und Ordnungen und zur Transzendenz. Die Ergebnisse zeigen, daß es eine Wechselwirkung gibt zwischen dem Glauben bzw. der Religionslosigkeit der Menschen und den übrigen Lebensbeziehungen. Die Untersuchung gibt im übrigen den Trend zu einer Religiosität zu erkennen, in deren Mittelpunkt das Lebensinteresse und die Sinnsuche der Menschen stehen und nicht das Fürwahrhalten von Glaubenssätzen.

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ZEREMONIALKULTUR

?Honoris causa? ? auch Causa cogitandi über akademische Zeremonialkultur und die Reputation der Angewandten Geisteswissenschaften

Hartwig Kalverkämper
Heft 3/98, S. 50-55.

abstract
Von den Reizwörtern, die die aktuelle wissenschaftliche Diskussion in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften bestimmen, spielt ein Präfix die beherrschende Rolle: nämlich Inter-: interpersonal, interaktional (interaktiv), interlingual, intertextuell, intermedial, interdisziplinär, interkulturell - sie markieren geradezu paradigmatisch den Stellenwert, den der Vergleich und das Erkennen von Gemeinsamem und Unterschiedlichem in den Wissenschaften um den Menschen innehat. Komparation ? Kompatibilität ? Kontrast, sie werden zusammengehalten durch einen zentralen Faktor der Bindung: nämlich durch die Tradition, also durch die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen, von erarbeiteten Leistungen und Konventionen. Gerade weil dies alles notwendig an die Menschen gebunden ist und diese in überschaubaren Größen wie ›Gruppe‹ und ›Generation‹ denken, deuten, fühlen und handeln, sind Konventionen unabdingbare Ordnungsfaktoren, und deren Rahmen, die Tradition, dient dabei als wichtiger Identifikationsfaktor. An ihnen nimmt die Suche nach geschichtlicher, nach kultureller, nach sozialer Identität ihr Maß. Vielfalt in der Einheit, das Europa der Vaterländer, das europäische Haus mit den vielen Zimmern, die multikulturelle Erbengemeinschaft - die Metaphern der Teilganzen im Ganzen sind Konzepte, die Ende der sechziger Jahre, symbolisiert mit dem wilden Jahr 1968, in ihre große Bewährungsprobe gerieten.

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STADTÖKOLOGIE

Vegetation im Gleisbett: Wege zu einem Paradigmenwechsel. Gleisbett-Naturierung

Wolfgang Rudolf/Eckart Kramer/Michael Siemsen
Heft 3/98, S. 56-62.

abstract
Die nachträgliche Schaffung zusätzlicher Vegetationsflächen ist aufgrund des Platzmangels in den hochverdichteten Stadt- und Siedlungsräumen Deutschlands in der Regel nicht zu verwirklichen. Zunehmend werden deshalb durch Kommunen Möglichkeiten nachgefragt, alternative, kostensparende Vegetationsflächen zu schaffen, die eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität im Rahmen bereits vorhandener städtischer Strukturen herbeiführen. Das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität befaßt sich im Rahmen von Produkt- und Verfahrensentwicklungen mit Projekten zur Gleisbett-Naturierung, die in diesem Beitrag vorgestellt werden.