Humboldt-Spektrum 03/1998
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Neue Strategien der Impfstoffentwicklung
Rainer Ulrich/Detlev H. Krüger/Diana
Koletzki/Sylvie Lachmann/Helga Meisel/Hassen Siray
Heft 3/98, S. 4-10.
abstract
Infektionskrankheiten stellen nach wie vor ein globales
gesundheitspolitisches Problem dar. Durch Impfung wird versucht,
Infektionen mit bestimmten Krankheitserregern, z.B. Viren, vorzubeugen.
Die dafür notwendigen Impfstoffe lassen sich auf klassischem Wege,
durch Abschwächung (Lebendvakzine) oder Inaktivierung (Totvakzine),
herstellen. Mit der Entwicklung der Gentechnik ist es möglich geworden,
rekombinante Vakzinen in großen Mengen biotechnologisch herzustellen.
Insbesondere das Design sog. Virus-ähnlicher Partikel (VLPs) bildet
seit wenigen Jahren eine neuartige, hoffnungsvolle Strategie zur
Vakzineentwicklung. Solche VLPs entstehen durch Synthese von viralen
Kapsid- und/oder Hüllproteinen und ihren spontanen Selbst-Zusammenbau.
Gering immunogene Proteinabschnitte von Krankheitserregern lassen sich
gentechnisch an VLPs koppeln, wodurch die Immunogenität der ersteren
erhöht werden kann. Wir beschäftigen uns seit einigen Jahren mit der
Herstellung von VLPs auf der Basis des Coreantigens des Hepatitis
B-Virus (HBcAg). Ziel der gegenwärtigen Untersuchungen ist die
Herstellung einer rekombinanten Hantavirusvakzine. Da bei Hantaviren
eine Reihe von humanpathogenen Serotypen beschrieben worden sind, ist
dazu die Entwicklung einer multivalenten Vakzine erforderlich, d.h.
einer Vakzine, die Bestandteile verschiedener Serotypen gleichzeitig
enthält.
Moderne Behandlungsmethoden in der Strahlentherapie
Volker Budach/André Buchali/Petra
Feyer
Heft 3/98, S. 14-18.
abstract
1895 entdeckte Conrad Röntgen die von ihm bezeichneten X-Strahlen.
Schon wenige Jahre später wurde der zellzerstörende Effekt der
Röntgenstrahlen erkannt und zur Therapie bösartiger Tumoren eingesetzt.
Die Strahlentherapie hat seitdem eine konstante Weiterentwicklung
erfahren. Sie stellt ebenso wie die Operation eine überwiegend lokale
Maßnahme in der Krebsbehandlung dar, während Chemo-, Hormon-, und
Immuntherapie vorwiegend systemisch wirksam werden. Die
Strahlentherapie kann jedoch nur sinnvoll in der interdisziplinären
Zusammenarbeit mit allen in die Krebsbehandlung involvierten
Fachrichtungen durchgeführt werden. Zahlreiche Tumoren bedürfen einer
multimodalen Therapie. Moderne Behandlungsmöglichkeiten werden in
diesem Beitrag vorgestellt.
Neues über rätselhafte Mineralien des tiefen Erdmantels
Dieter Stöffler
Heft 3/98, S. 24-29.
abstract
Die geologische Dynamik der Erde, wie sie sich im Vulkanismus, in
Erdbeben oder auch in der Gebirgsbildung und der Verschiebung der
Kontinente manifestiert, ist auf Prozesse in den Tiefen des Erdmantels
zurückzuführen. Dieser dehnt sich in etwa 30 km Tiefe bis an die Grenze
des metallischen Erdkerns in 2.900 km Tiefe aus. Geophysikalische
Tiefensondierungen (Seismik) und Laborexperimente bei sehr hohen
Drücken und Temperaturen legen seit langem den Schluß nahe, daß sich
die Kristallstrukturen der Mineralien des Oberen Erdmantels mit
wachsender Tiefe in zunehmend dichtere Strukturen umwandeln. Diese
empirisch und theoretisch vorausgesagten Hochdruckmineralien - auf der
Erde nicht bekannt, d.h. nicht zugänglich - wurden in Meteoriten
entdeckt, die von den Kleinplaneten des Asteroidengürtels stammen. Dort
verdanken sie ihre Entstehung den extrem hohen Drücken und
Temperaturen, welche nahe der Oberfläche bei der Kollision von
Asteroiden entstehen, die mit einer Geschwindigkeit von mehr als 5 km
pro Sekunde (18.000 km/h) zusammenprallen. Die Entdeckung von zwei
neuen Hochdruckmineralien, die Hauptbestandteile des Unteren Erdmantels
sind, gibt Anlaß zu diesem Beitrag.
Umweltökonomische Bewertungsverfahren in
Schutzgebieten:
Kosten und Nutzen der Erhaltung des Biosphärenreservates
Schorfheide-Chorin
Kai Rommel
Heft 3/98, S. 32-37.
abstract
Das Gebiet Schorfheide-Chorin wurde im November 1990 von der UNESCO
als Biosphärenreservat anerkannt. In dem knapp 1.300 qkm umfassenden
Gebiet leben ca. 35.000 Einwohner - eine für bundesdeutsche
Verhältnisse vergleichsweise sehr dünne Bevölkerungsdichte. Im
Gegensatz zu Naturschutzgebieten ist in einem Biosphärenreservat die
Nutzung und Beanspruchung der Natur nicht von vornherein
ausgeschlossen. Vielmehr wird eine Strategie von Bewirtschaftung und
langfristigem Naturschutz verfolgt. Eine Kosten-Nutzen-Analyse am Bsp.
des Biospärenreservats Schorfheide-Chorin soll u.a. Aufschluß über die
Akzeptanz eines solchen Umweltschutzprojektes bei der Bevölkerung und
Touristen geben, aber auch Bewertungskriterien für öffentliche
Umweltmaßnahmen liefern.
Vom »Proletarischen« zum »Pragmatischen« Internationalismus: Möglichkeiten und Grenzen internationaler Gewerkschaftspolitik
Werner Reutter
Heft 3/98, S. 38-43.
abstract
Geschichte, Struktur und Politik der »Internationalen Textil-,
Bekleidungs- und Lederarbeiter Vereinigung« (ITBLAV) zeigen, daß dieses
Berufssekretariat einen Kompetenz- und Bedeutungszuwachs erfahren hat,
der sich in einer Globalisierung und Expansion des
Organisationsgebietes ebenso niedergeschlagen hat wie in einem Ausbau
der Handlungsbereiche. Die ITBLAV war also in der Lage, angeschlossene
Gewerkschaften - bspw. in Auseinandersetzungen mit multinationalen
Konzernen, bei Verletzungen von Gewerkschaftsrechten oder durch
Organisations- und Schulungsprogramme - flankierend zu unterstützen.
Das Berufssekretariat verfügt mithin über ein - allerdings beschränktes
- Handlungspotential. Dabei beruht die Interventionsfähigkeit der
ITBLAV auf der Handlungsmacht und der Mobilisierungsbereitschaft ihrer
Mitgliedsverbände. Einflußmächtige internationale
Gewerkschaftsföderationen setzen einflußmächtige nationale Verbände
voraus. Somit läßt sich insgesamt von einem »pragmatischen
Internationalismus« sprechen, dessen Einflußchancen sich aus dem
organisatorisch Möglichen und nicht aus dem politisch oder ideologisch
Wünschbaren ergeben.
Die neuen Gesichter Gottes und die soziale Gestalt des Glaubens
Klaus-Peter Jörns
Heft 3/98, S. 44-47.
abstract
»Was die Menschen wirklich glauben« wollte die 1992 im Herzen
Berlins und anderen ausgewählten Bereichen durchgeführte und 1997 und
1998 vom Institut für Religionssoziologie der Theologischen Fakultät in
zwei Bänden veröffentlichte religions- und kirchensoziologische Umfrage
herausfinden. Sie ging davon aus, daß Religion und Glaube eingebettet
sind in die Lebensbeziehungen der Menschen zu Personen, zur Erde, zu
Werten und Ordnungen und zur Transzendenz. Die Ergebnisse zeigen, daß
es eine Wechselwirkung gibt zwischen dem Glauben bzw. der
Religionslosigkeit der Menschen und den übrigen Lebensbeziehungen. Die
Untersuchung gibt im übrigen den Trend zu einer Religiosität zu
erkennen, in deren Mittelpunkt das Lebensinteresse und die Sinnsuche
der Menschen stehen und nicht das Fürwahrhalten von Glaubenssätzen.
?Honoris causa? ? auch Causa cogitandi über akademische Zeremonialkultur und die Reputation der Angewandten Geisteswissenschaften
Hartwig Kalverkämper
Heft 3/98, S. 50-55.
abstract
Von den Reizwörtern, die die aktuelle wissenschaftliche Diskussion
in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften bestimmen, spielt ein
Präfix die beherrschende Rolle: nämlich Inter-: interpersonal,
interaktional (interaktiv), interlingual, intertextuell, intermedial,
interdisziplinär, interkulturell - sie markieren geradezu
paradigmatisch den Stellenwert, den der Vergleich und das Erkennen von
Gemeinsamem und Unterschiedlichem in den Wissenschaften um den Menschen
innehat. Komparation ? Kompatibilität ? Kontrast, sie werden
zusammengehalten durch einen zentralen Faktor der Bindung: nämlich
durch die Tradition, also durch die Weitergabe von Wissen und
Erfahrungen, von erarbeiteten Leistungen und Konventionen. Gerade weil
dies alles notwendig an die Menschen gebunden ist und diese in
überschaubaren Größen wie ›Gruppe‹ und ›Generation‹ denken, deuten,
fühlen und handeln, sind Konventionen unabdingbare Ordnungsfaktoren,
und deren Rahmen, die Tradition, dient dabei als wichtiger
Identifikationsfaktor. An ihnen nimmt die Suche nach geschichtlicher,
nach kultureller, nach sozialer Identität ihr Maß. Vielfalt in der
Einheit, das Europa der Vaterländer, das europäische Haus mit den
vielen Zimmern, die multikulturelle Erbengemeinschaft - die Metaphern
der Teilganzen im Ganzen sind Konzepte, die Ende der sechziger Jahre,
symbolisiert mit dem wilden Jahr 1968, in ihre große Bewährungsprobe
gerieten.
Vegetation im Gleisbett: Wege zu einem Paradigmenwechsel. Gleisbett-Naturierung
Wolfgang Rudolf/Eckart Kramer/Michael
Siemsen
Heft 3/98, S. 56-62.
abstract
Die nachträgliche Schaffung zusätzlicher Vegetationsflächen ist
aufgrund des Platzmangels in den hochverdichteten Stadt- und
Siedlungsräumen Deutschlands in der Regel nicht zu verwirklichen.
Zunehmend werden deshalb durch Kommunen Möglichkeiten nachgefragt,
alternative, kostensparende Vegetationsflächen zu schaffen, die eine
nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität im Rahmen bereits
vorhandener städtischer Strukturen herbeiführen. Das Institut für
Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität befaßt
sich im Rahmen von Produkt- und Verfahrensentwicklungen mit Projekten
zur Gleisbett-Naturierung, die in diesem Beitrag vorgestellt
werden.