Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 01/1999

Inhalt







6. Jahrgang · Heft 1/1999
ISSN 0946-641X · Preis DM 10,-

TITELBILD: Bildmotiv aus dem Logo der Surgical Research Unit OP 2000 (siehe 1/99, S. 16ff)


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GERICHTLICHE MEDIZIN

Der genetische Fingerabdruck

Lutz Roewer/Marion Nagy/Gunther Geserick
Heft 1/99, S. 4-11.

abstract
In einem dünn besiedelten Landstrich Niedersachsens werden mehr als 12.000 Männer zur Speichelprobe gebeten. Die Polizei steckt mit ihren Ermittlungen zum Sexualmord an einem Kind in einer Sackgasse und greift - auch unter dem Druck der Öffentlichkeit - zu dem Mittel des massenhaften Abgleichs »Genetischer Fingerabdrücke«. Der Vorgang entfachte eine breite Diskussion, in deren Mittelpunkt Fragen standen wie: Was ist ein Genetischer Fingerabdruck? Woran lassen sich menschliche DNS-Moleküle unterscheiden? Sind die Unterscheidungsmerkmale wirklich persönlichkeitsneutral, so daß sie für Ermittlungszwecke genutzt werden dürfen? Welcher methodische Kunstgriff fördert die Variabilität zutage? Wo liegen die Nachweisgrenzen für die neue Technik? Wie sieht eine Datei mit genetischen Fingerabdrücken von Straftätern aus? Auf diese und andere Fragen sowie damit verbundene Forschungsschwerpunkte am Institut für Rechtsmedizin der Humboldt-Universität zu Berlin geht dieser Beitrag ein.

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TELEMEDIZIN

University Clinic Charité: Distributed Medical Intelligence - Interactive Stereoscopic Telemedicine

Frank Engel-Murke/Georgi Graschew/Gunter Bellaire/Stefan Rakowsky/Peter M. Schlag
Heft 1/99, S. 16-22.

abstract
The paper describes the setting up of an interactive, stereoscopic telemedicine system at the Surgical Research Unit OP 2000, Robert-Rössle-Klinik am Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin, Charité in Berlin, consisting of medical stereoscopic imaging devices, visualization tools for medical volume data, stereoscopic viewing facilities and interactive in-house and ex-house stereoscopic and non-stereoscopic telecommunication possibilities.

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POLITIKWISSENSCHAFT

Die alten und die neuen Barbaren: Barbarisierung und Entbarbarisierung von Völkern im Diskurs der Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts

Herfried Münkler/Hans Grünberger
Heft 1/99, S. 26-32.

abstract
Seit den Griechen der klassischen Antike dient der Begriff des Barbaren dazu, Fremdheitsbeziehungen ein kulturelles Gefälle zu unterlegen. Wo von Barbaren die Rede ist, kann prinzipiell auf Vorstellungen politischer wie kultureller Gleichheit verzichtet werden. Man mag die Barbaren ob ihres - eben barbarischen - Benehmens und Auftretens verachten oder sie deswegen fürchten und bewundern, aber sie gehören, sofern sie als Barbaren wahrgenommen werden, nicht der Zivilisation derer an, die sich von ihnen durch den Barbarenbegriff absetzen. Sie sind nicht nur anders und fremd, sondern sie stehen in ihrer Andersartigkeit und Fremdheit auch prinzipiell unter der eigenen Zivilisation. Bezeichnet Fremdheit zunächst nur soziale Nichtzugehörigkeit oder kulturelle Unvertrautheit, so wird im Begriff des Barbaren beides auf einer hierarchischen Ebene sortiert: Wer von Fremden als Barbaren spricht, weiß über sie einiges (oder gibt dies zu wissen doch zumindest vor), und vor allem weiß er eines: daß die als Barbaren Bezeichneten, von dem, der sie als solche bezeichnet, ungleich weniger wissen als er über sie und daß sie das, was sie wissen, in der Regel nicht verstehen. Das definiert sie als Barbaren. Der Barbarenbegriff ist ein Strategem soziokultureller Distanzerklärung, verbunden mit der Versicherung der eigenen Überlegenheit. Seine Verbreitung in den Diskursen der Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts wird zur Zeit in einem von der VW-Stiftung finanzierten Projekt im Fachgebiet »Theorie der Politik« der Humboldt-Universität zu Berlin untersucht.

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KULTURWISSENSCHAFT

Symbol und Symptom: Das Geschlecht der Zeichen

Christina von Braun
Heft 1/99, S. 34-39.

abstract
Das geistige und wissenschaftliche Denken im Abendland ist gekennzeichnet von einer langen Tradition, die in der griechischen Antike - etwa mit Platon - ihren Anfang nimmt und in der die Dichotomie Geist und Natur von der Dichotomie Männlichkeit und Weiblichkeit überlagert wird. Anders ausgedrückt: Die Vorstellung, daß Geist und Materie als Gegensätze zu betrachten sind und der Geist den Körper zu beherrschen habe, fand ihren Ausdruck und ihre Anbindung an eine sichtbare Wirklichkeit in der Geschlechterdifferenz. Männlichkeit wurde zur Symbolgestalt für das Geistige; Weiblichkeit zur Symbolgestalt für den Körper, die Materie, das sterbliche Fleisch. Von dieser Differenz leiten sich wiederum viele andere Dichotomien ab wie etwa rational/irrational, gesund/krank, rein/unrein usw.. Diese Denkstruktur zog sich von der griechischen Antike über das Christentum bis in die Neuzeit und Moderne, und sie nahm dabei wechselnde Formen an, die sich in kirchlichen wie in politischen, in künstlerischen wie in wissenschaftlichen Zusammenhängen zeigen. Was bildete die Grundlage für die Wirkungsmacht dieser Denkstruktur?

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GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN

Umweltverschmutzung durch Verkehrsemissionen:
Der Beitrag der Geschichtswissenschaften zur Umweltforschung

Elfi Bendikat
Heft 1/99, S. 40-43.

abstract
Sommersmog, Ozonalarm, ökologisch verträgliche Mobilität in Stadtregionen, von Luftschadstoffen ausgehende Gesundheitsrisiken ? - das sind nur einige Stichworte zum aktuellen Thema Stadtökologie. Verkehrsemissionen wurden bislang nur für die Massenmotorisierung der Nachkriegszeit erforscht, für die »Vorläufer« galt dies nicht. Diese Lücke soll ein Forschungsprojekt am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin schließen.

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SÜDOSTASIATISCHE PHILOLOGIEN

Vom Palmblatt zum elektronischen Corpus: Die Südostasiatischen Philologien

Christian Bauer
Heft 1/99, S. 44-48.

abstract
Die »Südostasiatischen Philologien« werden an der Humboldt-Universität zu Berlin durch eine Professur und mehrere Mitarbeiter vertreten. Die derzeitige Ausrichtung dieses Faches konzentriert sich auf die Sprachen des südostasiatischen Festlandes, wobei der Hauptakzent in der Forschungsarbeit auf den Mon-Khmer- und Tai-Sprachen liegt. Der Begriff der ?Philologie? ist nicht nur im deutschsprachigen Raum diffus: Wir sehen ihn als Synonym für Linguistik, einer Linguistik, die sich einerseits der Erforschung der historischen Entwicklung von Einzelsprachen und Sprachgruppen widmet, deren Ergebnisse aber andererseits auf einer soliden empirischen Analyse größerer Textcorpora beruhen. Konkret heißt dies: historische (diachrone) Corpus-Linguistik. Um die historische Entwicklung einer Sprache verfolgen zu können, müssen die frühesten verfügbaren Dokumente identifiziert und kritisch ediert, gleichzeitig moderne Dialekte und Varianten zum Vergleich herangezogen werden. Insofern ist der Begriff ?Philologien? für unsere Arbeit an der Humboldt-Universität durchaus zutreffend: beschäftigen wir uns doch in der Praxis sowohl mit Epigraphik und Handschriftenedition als auch mit deskriptiver Linguistik, wie z.B. der Beschreibung moderner Dialekte.

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SOZIALWISSENSCHAFTEN

Das Neue Europa: Europäische Graduiertenprogramme an der Humboldt-Universität

Gert-Joachim Glaeßner
Heft 1/99, S. 50-57.

abstract
Das neue Europa ist ein neues »Gesamteuropa«, das seit 1989 mit der Erbschaft des kommunistischen Systems und einer mehr als vierzigjährigen Geschichte des mittel- und osteuropäischen Raumes zu tun hat. Die gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und kulturellen Veränderungsprozesse in diesem Raum beeinflussen die Entwicklung des ursprünglichen westlichen »Kerneuropa« in neuer Weise. Die Fragen, welche die Entwicklung eines neuen Gesamteuropa aufwerfen, stehen im Mittelpunkt mehrerer Graduiertenstudiengänge an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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TECHNOLOGIETRANSFER
Messe-Exponate der Humboldt-Universität auf der CeBIT:

DISSY - Personaleinsatzplanung im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)

Hans-Jürgen Prömel/Mark Proksch/Björn Karge
Heft 1/99, S. 58f.

abstract
Im Projekt DISSY wird ein Decision-Support-System für die Dienstreihenfolgeplanung im öffentlichen Personennahverkehr entwickelt und evaluiert, das bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) zum Einsatz kommen wird. Bei der Dienstreihenfolgeplanung werden Dienstpläne für Fahrergruppen mit Diensten (Schichten) gefüllt, wobei gesetzliche, tarifvertragliche Regelungen und Betriebsvereinbarungen, insbesondere zu Ruhezeiten und maximalen Arbeitszeiten zu beachten sind. Darüber hinaus möchte die BSAG durch Berücksichtigung individueller Wünsche die Motivation ihrer Mitarbeiter erhöhen. Daraus ergibt sich ein äußerst komplexes Optimierungsproblem. Abgesehen von einer Unterstützung der üblichen Handplanung, stellt das System eine automatische Optimierung bereit, wobei neben anderen Heuristiken vor allem lokale Suchalgorithmen zum Einsatz kommen. Über die Planung eines konkreten Fahrplanes hinaus erlaubt die automatische Optimierung, verschiedene Planungsszenarien zu simulieren und zu studieren.

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TECHNOLOGIETRANSFER
Messe-Exponate der Humboldt-Universität auf der CeBIT:

The CORBA Management Network

Joachim Fischer/Frank Stoinski/Olaf Kath
Heft 1/99, S. 60.

abstract
Gemeinsam mit Industriepartnern wurden Konzepte und Prinzipien des Managements von Telekommunikationsnetzen unter Einsatz der Distributed-Objects-Technologie entwickelt. Ausgehend von den Arbeiten des RM-ODP werden die Ressourcen eines Netzes in den Informations-, Computational- und Engineering-Systemsichten modelliert. Das Ergebnis dieser Arbeiten, eine Framework-Implementierung für die Entwicklung von Multimedia-Telekommunikationsdiensten in einer ATM-Umgebung, wird in diesem Beitrag vorgestellt und auf der CeBit '99 demonstriert.