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Eine Reise in die Welt der Abenteurer

Dritte Humboldt-Kinder-Uni zum Thema „Archäologie, das moderne Abenteuer zwischen Grabungs- und Bücherstaub“

„Eine Ausgrabung könnt ihr euch etwa so vorstellen: Ihr sucht etwas in eurem Zimmer und müsst graben, um es zu finden, und wenn es an dieser Stelle nicht ist, müsst ihr halt länger graben.“ Die vielen Kinder, die im Audimax der Humboldt-Universität sitzen, lachen.

Es ist nämlich die dritte Vorlesung an der Kinder-Uni 2010, dieses Mal zum Thema „Archäologie, das moderne Abenteuer zwischen Grabungs- und Bücherstaub“.

Kurz vor 17 Uhr suchen die letzten Kinder für sich und ihre Freunde einen guten Sitzplatz, die Eltern sitzen schon hinten oder in den oberen Reihen. Auf einmal erschallt der Gong, das Zeichen für den Beginn der Vorlesung. Heute ist Michael (6) das „Gong-Kind“. Er rennt schnell wieder auf seinen Platz, um auch ja nichts zu verpassen.

Dr. Veit Stürmer vom Winckelmann-Institut für klassische Archäologie kommt mit Archäologenhut und Zeigestock. Zuallererst erklärt er, was Archäologie überhaupt ist, parallel dazu werden die wichtigsten Punkte und dazu passende Bilder auf die Leinwand projiziert. Die Schüler sitzen emsig über ihre Bücher gebeugt und schreiben alles mit, kauen an ihrem Bleistift oder schauen einfach interessiert zur Leinwand hoch, als ein Filmausschnitt aus „Indianer Jones“ gezeigt wird.

Dann beginnt der wirklich spannende Teil der Kinder-Uni-Vorlesung: Es werden Bilder von Ausgrabungen, bedeutenden Archäologen und kunstvoll gestalteten Weltkarten gezeigt und der Wissenschaftler erzählt leidenschaftlich von Grabungsstätten, antiken Vasen oder verschütteten und ausgegrabenen Tieren. Als eine Ansammlung von Statuen, unter anderem des nackten Poseidon, gezeigt wird, löst es Gekicher bei den Zuhörern aus. Auch Bilder von Unterwasserarchäologie finden großen Anklang. Vor allem ein Bild mit Tauchern, die ein Schiffswrack untersuchen, begeistert viele. Immer wieder werden die ohnehin schon interessanten Bilder und Erzählungen mit kurzen, aber auch passenden Filmausschnitten wunderbar untermalt. Langweilig wird es jedenfalls nicht.

Die Vorlesung und insbesondere die Geschichten sind natürlich nicht zu kompliziert, aber sie sind informativ und sachlich erklärt, wobei auch die Eltern etwas lernen können. Durch die Mimik und Gestik des Forschers, die rhetorischen Fragen an das Publikum, aber zugleich auch durch die außergewöhnlichen Bilder und die spannenden Kurzausschnitte aus „Indianer Jones“, mit denen einige Themen gut verdeutlicht werden, wird man mitgerissen. Nützlich sind auch die zahlreichen Vergleiche, die Stürmer zwischen dem Thema Archäologie und dem Alltag der Kinder zieht, so vergleicht er eine Ausgrabungsstätte mit dem heimischen Sandkasten. Die vielen mitunter äußerst witzigen Parallelen zwischen Vergangenem und Alltag machen die Vorlesung sowohl informativ als auch unterhaltsam.

So sind auch viele überrascht, als die Vorlesung nach einer knappen Stunde bereits zu Ende ist. Danach ist Zeit für Fragen. Viele melden sich aufgeregt, denn wer hat schon oft die Chance, einem echten Archäologen seine Fragen stellen zu können?

Ein Junge in der ersten Reihe nimmt das Mikro in die Hand: „Ist die Arbeit als Archäologe denn gefährlich?“ Der Archäologe kann seine Frage kurz und bündig beantworten. Wie den? Auch auf alle anderen Fragen weiß er eine Antwort, auch wenn manche kaum etwas mit Archäologie zu tun haben. Ein Junge möchte wissen, wie lange Dr. Stürmer gebraucht hat, um den Vortrag auswendig zu können. „Sieh mal“, beginnt der Archäologe, nachdem er kurz überlegt hat, „das ist so wie ein Referat, das du in der Schule hältst, beispielsweise über’s Zähneputzen. Irgendwann hast du das so oft gemacht, dass du es auswendig kannst.“

„Wie wird man eigentlich Archäologe?“ möchte ein anderes Kind wissen. Zwei Möglichkeiten werden aufgezählt: „Also entweder machst du es wie der Archäologe Heinrich Schliemann, nämlich reich werden, beispielsweise durch Erben, und finanzierst damit deine Ausgrabungen. Oder, das ist die bessere Möglichkeit, du machst erst mal dein Abitur und gehst dann an die Uni, wo du Archäologie studierst. Danach kannst du ja immer noch entscheiden, ob du Archäologe werden willst oder nicht.“ Da muss auch der Archäologe selbst lachen. So beantwortet er eine Frage nach der anderen, denn vor der Bühne hat sich mittlerweile eine große Traube aufgeregter Kinder versammelt. Nachdem alle Fragen gestellt sind, wollen viele Kinder noch ein Autogramm  haben.

Wenn man einige Kinder über die Archäologie-Vorlesung fragt, bekommt man beinahe von allen dieselbe Antwort: „Ich fand es echt toll, wie er das gemacht hat, es war richtig interessant!“  Wie Moritz (9), er ist schon einmal bei der Kinder-Uni gewesen und findet, dass die Professoren „immer alles gut erklären“. Auch ihm hat, wie vielen anderen auch, der Teil mit der Unterwasserarchäologie gefallen. Marlin (9) findet die Experimente, die gemacht werden, am besten, aber auch, dass man Neues lernt, was in der Schule nicht unbedingt behandelt wird. Aber nicht nur das finden die Kinder gut, Sara und Maxime, die fast immer hier sind, hat es heute auch viel Spaß gemacht: „Wir fanden es am besten, als der Professor mit dem Hut aufgetreten ist, das war toll.“

Fazit: Die Kinder Uni ist eine äußerst lohnenswerte Sache, und wie man aus den Reaktionen von Kindern und Eltern schließen kann, macht es viel Spaß dabei zu sein und Neues zu lernen. Hoffentlich werden solche Projekte auch in Zukunft gefördert, denn es lohnt sich allemal.

Humboldt-Kinder-Uni-Reporterin Rim Irscheid (15 Jahre)