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Wie die HU geflüchteten Forschenden und Studierenden aus der Ukraine hilft

Neda Soltani ist Referentin für gefährdete Forschende der Abteilung Internationales an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Im Interview berichtet sie, welche konkrete Unterstützung die HU für geflüchtete Wissenschaftler:innen und Studierende aus der Ukraine anbietet.
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Neda Soltani

Wie viele Forschende aus der Ukraine wenden sich derzeit an die Humboldt-Universität?

Neda Soltani: Wir haben bisher mehr als 20 Anfragen, davon haben wir sechs Antragsteller:innen bisher konkrete Angebote gemacht und wir arbeiten mit den Anderen, um passende Fördermöglichkeiten zu finden.

Mit welchen Fragen wenden sich die Forschenden an Sie?

Soltani: Die Forschenden möchten hauptsächlich wissen, ob sie bei uns Arbeits- und Forschungsmöglichkeiten haben können. Manche können sich auch vorstellen, unbezahlte Funktionen zu übernehmen, um erst einmal weiterhin mit der akademischen Welt in Kontakt bleiben zu können. Ich glaube, das hat eine große existentielle Bedeutung, weil sie so schnell und auf einmal alles verloren haben und die akademische Gemeinschaft in der Universität bietet eine Art Normalität und Vertraulichkeit, nach der sich die Menschen in ihrer Notsituation sehnen.

Wir erhalten aber auch Anfragen, mit denen sich Menschen bei uns nach finanzieller Unterstützung in Form eines Forschungsstipendiums, eines Praktikums oder eines Werkvertrags erkundigen. Darüber hinaus bekommen wir Anfragen über Unterkunftsmöglichkeiten und allgemeine aufenthaltsrechtliche Fragen.

Was kann die HU den Hilfesuchenden geflüchteten Forschenden aus der Ukraine anbieten?

Soltani: Wir arbeiten weiterhin mit verschiedenen Schnittstellen – HU-intern, aber auch mit Partnern, Organisationen und Stiftungen, um unsere Angebote zu expandieren. Es gibt diverse Fördermöglichkeiten, die sowohl kurzfristig als auch längerfristig diese Zielgruppe unterstützen können. Durch unseren engen Austausch und unsere Zusammenarbeit mit dem Servicezentrum Forschung der HU suchen wir nach Förderprojekten, die zum Profil und dem Bedarf der Person passen.

Kommen auch Studierende mit Fragen zur Abteilung Internationales – und mit welchen?

Soltani: Selbstverständlich! Wir haben in der Tat bisher mehr als 400 Anfragen von Studierenden und Studieninteressierten erhalten und diese Zahl steigt täglich rasant. Bei den Anfragen geht es hauptsächlich um Studienmöglichkeiten an der HU, aber auch um Sprachkurse, Zugangsvoraussetzungen, Unterkunft und finanzielle Unterstützung. 

Wir erhalten auch viele Anfragen von Menschen aus Drittländern, die in der Ukraine studiert haben und nach der russischen Invasion nach Deutschland geflohen sind.

Mit welchen Partnern kooperiert die HU und was können Sie dadurch für die ukrainischen Studierenden ermöglichen?

Soltani: Wir arbeiten in erster Linie mit der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Einstein Stiftung Berlin. Zudem kooperieren wir mit der VW-Stiftung und Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Studierenden unterstützen wir in Zusammenarbeit mit dem DAAD. International arbeiten wir zusammen mit Scholars at Risk (SAR, USA), Council for at Risk Academics (Cara, UK), PAUSE (FR), Scholar Rescue Fund (IIE, USA) und New University in Exile (NUiE, USA). 

Wir organisieren zudem Stipendien für Studierenden sowie Fellowships und Gastverträge für Wissenschaftler:innen, die gefährdet und/oder geflüchtet sind.

Wie gehen Sie mit dem weiterhin bestehenden großen Bedarf gegenüber geflüchteten Forscher:innen und Studierenden aus Afghanistan und anderen Ländern um?

Soltani: Das ist eine sehr wichtige Frage. Wir sind momentan sehr mit der großen Zahl der Anfragen, die aus der Ukraine stammen, beschäftigt. Unser Einsatz zur Unterstützung und Aufnahme gefährdeter Forschender und Studierender steht aber Wissenschaftler:innen und Studierenden aus anderen Länder, unter anderem auch aus Afghanistan, zur Verfügung. Wir haben in den letzten Monaten sechs Wissenschaftler:innen und mehrere Studierende aus Afghanistan in verschiedenen Programmlinien zur Förderung nominiert und hoffen sehr, dass wir sie bald auch aufnehmen dürfen.

Können diese Personen jetzt auch mit unserer Unterstützung rechnen?

Soltani: Selbstverständlich! Unsere Leistungen sind durchlaufend und wir beabsichtigen, mit den Wissenschaftler:innen und Studierenden, die gefährdet sind und unsere Unterstützung suchen, zusammenzuarbeiten.

Wie können Geflüchtete mit der HU in Kontakt treten?

Soltani: Entweder direkt mit mir via E-Mail neda.soltani@hu-berlin.de oder im Fall von Studierenden via der E-Mail-Adresse int.refugees@hu-berlin.de. Unser Webpage wird auch regelmäßig aktualisiert und enthält alle wichtige Informationen.

Die Fragen stellte Hans-Christoph Keller, Pressesprecher der Humboldt-Universität.

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