Wissenschaftlerinnen der HU geben Studie "Islamisches Gemeindeleben in Berlin" heraus
Die Studie „Islamisches Gemeindeleben in Berlin“ stellt dar, wie sich
islamisches Leben in den vergangenen Jahren in Berlin entwickelt hat
und gibt einen wissenschaftlichen Überblick über das breite Spektrum
und den Facettenreichtum islamischen Lebens in Berlin. Im Auftrag des
Beauftragten des Senats von Berlin für Migration und Integration,
Günther Piening, führten die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus vom
Institut für Asien- und Afrikawissenschaften und die Stadtanthropologin
Dr. Alexa Färber vom Institut für Europäische Ethnologie der
Humboldt-Universität zu Berlin die Untersuchung durch. An der
Auswertung der Untersuchung und der Publikation waren insgesamt 11
Islamwissenschaftlerinnen, Europäischen Ethnologinnen, Stadt- und
Migrationssoziologen und Religionswissenschaftlerinnen beteiligt.
Dieser transdisziplinäre Ansatz ermöglichte unterschiedliche
Sichtweisen auf islamisches Leben in Berlin.
Anhand eines standardisierten Gesprächleitfadens wurden 40 islamische
Gemeinden befragt. Zusätzlich haben die Autorinnen und Autoren der
Studie themenspezifische Einzelgespräche geführt und nahezu alle
islamischen Gemeinden Berlins besucht. Zudem wurden
Quartiersmanagements, Integrationsbeauftragte der Bezirke und weitere
Akteure aus Verwaltung und Zivilgesellschaft befragt. Aussagen zu den
Veränderungen der Situation der Gemeinden ergeben sich aus dem
Vergleich mit der ebenfalls im Auftrag des Berliner Senats 1999
veröffentlichten Vorgängeruntersuchung von G. Jonker und A.
Kapphan.
In Berlin, so die beiden Herausgeberinnen der Studie, erklärt sich
islamisches Gemeindeleben aus dem Zusammenhang von Migration, Religion
und Repräsentation. Es zeichnet sich durch die Pluralisierung von
Migrationshintergründen und eine wachsende Vielfalt religiöser Praxis
aus. Schließlich ist die Entwicklung islamischer Gemeinden in ihrer
jetzigen Form vor dem Hintergrund des allgemeinen städtischen Wandels
in Berlin zu verstehen, der in ähnlicher Weise auch für andere Akteure
in der Stadt gilt.“
Wie in vielen europäischen Städten sind islamische Gebetsorte in
Berlin neben Orten des Gebets und der spirituellen Betreuung auch
soziale Treffpunkte, Bildungsstätten und Anlaufstellen, die ihren
Besuchern praktische Lebenshilfe bieten. Die Untersuchung zählte 2006
in Berlin 76 Moscheen, ein Cem evi der alevitischen Gemeinde und drei
weitere Orte, die von islamischen Vereinen für religiöse Handlungen im
Islam - jedoch nicht das Freitagsgebet - betrieben werden. Von den 76
sind nur 3 repräsentative Moscheebauten.
„Es ist es eines der wichtigen Ergebnisse der Studie, dass sich die
Gemeinden zunehmend öffnen. Vor acht Jahren noch hatte eine
Vorgängeruntersuchung festgestellt, dass damals die Moscheevereine kaum
Kontakt zu öffentlichen Einrichtungen hatten; heute berichten über 2/3
über gute Kontakte zu Verwaltung, Polizeidienststellen und Schulen“, so
Färber und Spielhaus.
Auf 112 Seiten gibt die Studie interessierten Bürgerinnen und Bürgern
und auch Multiplikator/innen vielfältige Hintergrundinformationen und
teils kontroverse Standpunkte von Vertreterinnen und Vertretern aus
Gemeinden, Politik und Zivilgesellschaft. Das Heft erweitert und
ergänzt damit das Angebot an Informationen über den Islam und seine
Entwicklung in der Einwanderergesellschaft. Die umfassende
fotografische Dokumentation islamischen Lebens im Heft soll, so der
Integrationsbeauftragte Piening, ebenfalls die Bandbreite des Islam in
Berlin vorstellen und neugierig machen auf Moscheen, Gebetsräume und
Gemeinden in der Nachbarschaft:
„Ich hoffe, dass diese Broschüre den Dialog zwischen Muslimen und
Nichtmuslimen stärkt, gerade in einer Zeit, in der der Islam nicht
selten unter den Generalverdacht gestellt wird, Sympathie für
islamistischen Terror zu nähren“.
Riem Spielhaus, Alexa Färber (Hrsg.)
Islamisches Gemeindeleben in Berlin
(ISBN: 3-938352-14-0)
Berlin 2006
gibt es als Broschüre zum Preis von 3,00 € (bei Versand zzgl.
Portokosten) beim
Beauftragten des Senats von Berlin für Integration und Migration
Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin
Tel.: (030) 90 17 23 57
E-Mail: Integrationsbeauftragter@auslb.verwalt-berlin.de
Die Broschüre steht auch als Download auf der Internetseite des
Integrationsbeauftragten unter:
http://www.berlin.de/lb/intmig/publikationen/religion/index.html
Informationen: | Riem Spielhaus |
Telefon: | (030) 2093-6658 |
E-Mail: | spielhaus@asa.hu-berlin.de |