Forschungsprojekt: Inklusive Transformationsprozesse
Deutschland hat sich durch die Ratifizierung der UN-Behindertenkonventionen (2009) verpflichtet, bundesweit Bildungsinstitutionen inklusiv auszugestalten. Demnach wird von Kindertageseinrichtungen explizit eine pädagogische Praxis erwartet, die sich am Leitbild der „Inklusion“ und den Prinzipien der „Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung“ (VBUE) orientiert. Träger von Kindertageseinrichtungen folgen der politischen Aufforderung nach Inklusion, indem sie seither vermehrt Projekte bzw. Fortbildungen für eine Inklusive Praxis buchen. Bisweilen gibt es jedoch kaum fundierte empirische Erkenntnisse dazu, wie genau die Transformation von nicht-inklusiver zu inklusiver Bildung überführt wird. Auch ist unterforscht, ob und wie das in den Fortbildungen erworbene theoretische Wissen um Inklusion in die alltägliche Praxis transferiert wird.
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern der politisch-pädagogische Anspruch auf Inklusion in der alltäglichen Kita-Praxis umgesetzt wird und in welchen Kontexten dieser Anspruch scheitert. Es geht also der Frage nach, wie der theoretische Anspruch auf Inklusion in die Alltagspraxis übersetzt wird. Welche kontextuellen Stolpersteine, bspw. hinsichtlich der Infrastruktur einer Bildungseinrichtung oder Personalkonstellation, erscheinen dabei, die einer Realisierung von inklusiver Praxis im Weg stehen? Welche Macht- und Herrschaftsverhältnisse sowie institutionalisierten Verfahrensweisen verhindern oder befördern den Weg in Richtung Inklusion in Bildungsinstitutionen?
Um diese Fragen zu beantworten, greift diese Forschung auf ein qualitativ-exploratives Forschungsdesign zurück. Anhand des prozess-orientierten qualitativen Vergleichs von fünf Kitas, die den Ansatz der VBUE als inklusives Praxiskonzept implementiert haben, werden Kontextbedingungen rekonstruiert, die zu einer Inklusiven Praxis in Kitas führen, bzw. sie verhindern.
Durch die Arbeit wird angestrebt, nicht nur einen Beitrag für die bisweilen unzureichend ausgereifte wissenschaftliche Diskussion um soziale Inklusion in Bildungsinstitutionen zu liefern, sondern auch sozialwissenschaftliche Erkenntnisse in die bundesweite, konzeptionelle Arbeit der Fortbildungspraxis und Qualitätsentwicklungsprozesse einfließen zu lassen.
Dissertationsprojekt von Seyran Bostancı