Redeangst
Was hinter der Angst steht, kann unterschiedlich sein, zum Beispiel:
- Angst, im Mittelpunkt zu stehen
- Angst, etwas "Dummes" zu sagen oder als einzige*r die Frage nicht verstanden zu haben
- Angst vor Bewertung und Kritik
Die dahinterliegenden Ursachen können ebenfalls unterschiedlich sein:
- (negative) Vorerfahrungen
- hoher Selbstanspruch / Perfektionismus
- Selbstwertgefühl
- Schüchternheit
- keine Strategien oder zu wenig Wissen ("ich weiß nicht, wie man einen Vortrag hält")
- Als erstes gilt: sich gut auf das Thema vorbereiten - mit einer guten Struktur und einem guten Manuskript. Darauf kommen wir aber später noch einmal zurück.
- Üben, üben, üben: vor Freund*innen, vor der Familie, vielleicht sogar vor Komiliton*innen - was sie bereits gemacht haben, gibt Ihnen Sicherheit. Sie können auch ausprobieren, sich selbst dabei zu filmen - Sie merken dann vielleicht sogar, dass Sie nach außen hin nicht so unsicher wirken, wie Sie sich fühlen.
- Vor dem Vortrag und sogar, wenn dieser noch in weiter Ferne liegt, ist es hilfreich, Entspannungs- und Atemtechniken zu üben. Beispiele hierfür sind Progressive Muskelrelaxation, Meditation, Autogenes Training oder Achtsamkeitsübungen. Es gibt zahlreiche Videos im Internet, Kurse werden aber beispielsweise auch an Volkshochschulen angeboten und die Kosten dafür manchmal sogar von der Krankenkasse übernommen.
- Machen Sie sich bewusst, welche hemmenden Gedanken in Bezug auf das Vortragen bei Ihnen selbst auftauchen und durchbrechen Sie diese:
- Wechseln Sie die die Perspektive: wie geht es Ihnen selbst, wenn Sie bei einem Vortrag zuhören? Bewerten Sie dann die vortragende Person kritisch oder verspüren Sie eher Empathie, da Ihnen die Nervosität selbst bekannt ist? Freuen Sie sich vielleicht auch darüber, dass Sie selbst den Text nicht bearbeiten müssen, sondern relevante Informationen präsentiert bekommen?
- Denken Sie die Gedanken zu Ende: Was passiert tatsächlich, wenn Sie rot werden und die anderen darüber lachen - ist es realistisch, dass Sie den Bachelor dann gleich ganz vergessen können?
- Überprüfen Sie die eigenen Ansprüche: Aufgabe ist es, bestimmte Inhalte darzustellen. Es geht nicht darum, von den Dozierenden oder Studierenden als Person gemocht zu werden.
- Passen Sie die Sprechgeschwindigkeit an: sprechen Sie eher lauter und langsamer als Sie es gewohnt sind
- Sprechen Sie die eigene Nervosität zu Beginn an
- Schauen Sie Ihre Zuhörer*innen an, suchen Sie sich eventuell Fixpunkte
- Versuchen Sie, keine langen Sätze mit komplizierten Fremdwörtern zu verwenden, sondern greifen Sie auf Ihren eigenen Wortschatz zurück
- wenn Sie sich doch mal "verheddern" oder Ihnen ein Wort nicht mehr einfällt: fragen Sie die Zuhörer*innen, nutzen Sie Synonyme, formulieren Sie den Satz nochmal um
- Die Einleitung beinhaltet den Einstieg in das Thema: das Ziel des Vortrags, die Bedeutung des Themas und die Fragestellung sollen darin deutlich werden. Günstig ist es auch, an dieser Stelle die Gliederung vorzustellen.
- Interesse am Thema kann geweckt werden durch Bezüge zu aktuellen Themen, rhetorische Fragen, unerwartete Vergleiche, persönliche Bezüge
- Im Hauptteil geht es um die Kernaussagen oder Argumente, die Sie gut belegen sollten. Versuchen Sie das Thema in kleinere Abschnitte zu gliedern und diese schlüssig darzustellen
- Am Schluss sollte eine Art Fazit, eine Zusammenfassung der aufgezeigten Aussagen und Standpunkte oder eine Einschätzung des Themas gemacht werden. Leiten Sie eventuell über zu einer Diskussion oder geben Sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Sie haben bereits ihr Thema, die Fragestellung, es gibt eine Gliederung und die Präsentationsfolien sind fertig. Überlegen Sie sich (unter Einbezug der oben genannten Punkte), was Sie in den Abschnitten des Vortrags und zu den einzelnen Folien sagen wollen. Es kann hilfreich sein, den Vortrag zunächst einmal als Fließtext aufzuschreiben. Diesen dann während des Vortrags vorzulesen würde zwar bedeuten, dass Sie wirklich alles erwähnen würden, was Sie sich vorgenommen haben. Es würde aber auch bedeuten, dass Sie nicht flexibel auf Fragen oder Störungen eingehen können und Probleme haben, wieder in den Vortrag hineinzufinden. Außerdem würden Sie vermutlich Schiwerigkeiten damit haben, das Interesse der Zuhörer*innen ausfrecht zu erhalten. Und da dies eher eine Strategie darstellt, in der Sie unsicher wirken, wären Sie möglicherweise nach dem Vortrag auch noch unzufrieden mit sich.
Ein Manuskript kann eine Hilfe darstellen, frei zu sprechen ohne den roten Faden zu verlieren. Wenn Sie diesen doch mal aus den Augen verlieren und ins Stocken kommen, können Sie aber jederzeit den ausformulierten Text zur Hand nehmen (das gilt sowohl für die Zeit, in der Sie den Vortrag üben, als auch währenddessen): irgendwann finden Sie die Sicherheit wieder, frei vorzutragen und je mehr Sie üben, desto weniger werden Sie den ausformulierten Text zur Hand nehmen müssen. Aber auch während des Vortrags stellt es keine Katastrophe dar, sich kurz an dem Text orientieren zu müssen - es gibt ja auch Passagen, die Sie frei vortragen können!
Da Sie vermutlich gerade am Anfang des Vortrags besonders aufgeregt sind, kann es hilfreich sein, sich den Beginn des Vortrags gut einzuprägen und nicht ablesen zu müssen. Das gleiche gilt für das Fazit am Schluss - dadurch beginnen und beenden Sie Ihren Vortrag mit einem Gefühl von Sicherheit.
Versuchen Sie den Text stichpunktartig zusammenzufassen. Bereiten Sie ein Manuskript vor, aus dem die Gliederung hervorgeht, welches außerdem wichtige Stichworte und genaue Ausformulierungen (z.B. bei Zitaten) oder Daten enthält.
Das Manuskript selbst sollte so gestaltet sein, dass Sie sich darin gut und schnell zurecht finden:
- Achten Sie auf Übersichtlichkeit, z.B. durch große Schrift, Absätze und Leerzeilen
- Farbliche Markierungen können Ihnen dabei helfen, wichtige Inhalte, aber auch einen Wiedereinstieg zu finden
- Vermerken Sie auch Pausen oder bestimmte "Aktionen" - z.B. einen wichtigen Begriff anzuschreiben oder eine Frage an die Zuhörer*innen zu stellen.