Studieren: ja/nein?
Will ich überhaupt studieren?
Wenn Sie sich bei diesen Fragen unsicher sind, ist es hilfreich, die eigenen Motive zu reflektieren und sich darüber zu informieren, worauf Sie sich bei einem Studium überhaupt einlassen. Je genauer Sie wissen, warum Sie studieren möchten und was Sie erwartet, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie mit dem tatsächlichen Studium zufrieden sein werden.
Hier geht es zum Reflexionsbereich "Zeit für mich".
Bin ich intrinsisch motiviert?
Intrinsisch motiviert sein heißt, die Anreize liegen in der Tätigkeit selbst, also im Sport, im Spiel, in der Beschäftigung mit einem Lieblingsfach u. ä. Dann lernen Sie in der Regel bereitwilliger und merken sich Inhalte leichter. Das erhöht die Chancen für einen erfolgreichen Studienverlauf.

Sie haben echtes Interesse an einem bestimmten Studiengang und Lust darauf, an einer Universität zu studieren. Sie haben sich gründlich über den Studiengang informiert und wissen, worauf Sie sich einlassen. Dies sind vielversprechende Voraussetzungen für einen erfolgreichen Studienverlauf. Das Lernen fällt unter solchen Bedingungen wahrscheinlich besonders leicht.
Begabung/FähigkeitenSie treffen die Entscheidung für ein Studium anhand einer besonderen Begabung oder bestimmter Fähigkeiten in einem Themenbereich, wie beispielsweise Sprachen oder Naturwissenschaften. Durch ein Studium an einer Universität können Sie Ihre Talente auf ein breites Fundament stellen: Das Lehrangebot ist vielfältig und ermöglicht es Ihnen, sich tief und spezialisiert in das entsprechende Themenfeld einzuarbeiten.
Wissenschaftliche NeugierSie sind wissbegierig und möchten gern Dinge erforschen und entdecken. Sie freuen sich darauf, Neues zu lernen und vielleicht auch, später selbst in dem Bereich tätig sein und Ihr im Studium erworbenes Wissen anwenden zu können. Mit diesem Erkenntnisinteresse kann das Lernen sogar spielerisch von der Hand gehen.
Lust auf WissenschaftSie sind fasziniert von Wissenschaft. Forschen, Analysieren, Interpretieren, Reflektieren – die Vorstellung von wissenschaftlichem Arbeiten inspiriert Sie. Studiengänge an Universitäten sind häufig theoretisch ausgerichtet, Wissenschaft und Forschung spielen eine zentrale Rolle. Wenn Sie das begeistert, werden Sie in einem Studium an einer Universität sehr wahrscheinlich methodisch auf ihre Kosten kommen.
Oder extrinsisch motiviert?
Bei extrinsischer Motivation wiederum liegt der Tätigkeitsanreiz in erwünschten zukünftigen Folgen: beispielsweise einen bestimmten Beruf auszuüben, im Prestige, Gehalt usw.
Zwar ist hier das Lernen Disziplinsache, aber das Studienabschlussziel wird als besonders erstrebenswert empfunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Abbruch kommt, steigt statistisch gesehen – es kann aber auch sein, dass Sie dadurch zielstrebiger auf das Ende hinarbeiten.

Wenn Sie die Aussicht auf viele Jobangebote und berufliche Sicherheit besonders wertschätzen, bedenken Sie bitte, dass sich der Arbeitsmarkt laufend verändert. Wird heute eine bestimmte Berufsgruppe stark gesucht, kann sich dies in wenigen Jahren schon geändert haben – und andersherum!
Falls Sie meinen, mit einem bestimmten Studiengang keinen Arbeitsplatz zu bekommen, fragen Sie doch bei der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit nach einem Termin oder sprechen Sie mit Leuten, die diesen Studiengang absolviert haben und erfolgreich im Berufsleben stehen.
Natürlich motiviert der Gedanke an ein attraktives Gehalt, aber was, wenn es dann doch anders kommt? Zwar haben Akademiker*innen prinzipiell gute Chancen auf ein höheres Einkommen, doch eigenes Engagement, Arbeitgeber*in, Branche, Region usw. beeinflussen die künftige Bezahlung stark. Wenn Sie z. B. bereit sind, Führungsverantwortung zu übernehmen, kann auch eine Berufsausbildung ein hohes Gehalt nach sich ziehen.
Berufliche ZieleEine berufliche Perspektive kann Ihrem Studium Sinn geben. Sie haben ein konkretes Ziel vor Augen, auf das Sie hinarbeiten können – das spornt an und erhöht die Lernmotivation.
Falls Sie für sich keine solche Ziele benennen können und sich auch im Laufe des Studiums keine Perspektiven herauskristallisieren, lassen Sie sich gern von der Bundesagentur für Arbeit und dem Career Center der HU beraten.
Die Vorstellung eines abgeschlossenen Universitätsstudiums assoziieren einige Menschen mit besonderem sozialem Status. Häufig sind es Fächer wie Medizin und Jura, denen ein hohes Prestige zugeschrieben wird. Dann stellen Sie sich die Frage: Sind Ihre Stärken und Interessen mit Ihrer Studienwahl in Einklang?
Vorstellungen andererSie folgen in Ihrer Entscheidung (unbewusst?) dem Druck anderer: Es kann sein, dass Ihre Eltern, Verwandte oder Bekannte bestimmte Vorstellungen für Ihre Zukunft haben, Sie aber eigentlich einen anderen Weg einschlagen möchten. Bitte bedenken Sie, dass ein Studium einiges an eigener Motivation und Durchhaltevermögen erfordert.
Sie können jederzeit mit der Allgemeinen Studienberatung oder der Psychologischen Studienberatung einen Termin unter vier Augen vereinbaren, um Ihre eigenen Vorstellungen zu äußern und für sich Klarheit zu schaffen.
Was macht ein Studium an einer Uni aus?
Je nachdem, welche Seminare und Vorlesungen Sie wählen, können Sie das Studium teilweise an Ihre eigenen Interessen anpassen und thematische Schwerpunkte setzen. Es gibt sowohl Pflichtveranstaltungen als auch inhaltlich frei wählbare Bereiche.
Interessiert Sie der Studiengang wirklich? Werfen Sie mal einen Blick in die Modulbeschreibungen in der jeweiligen Studien- und Prüfungsordnung Ihrer Wunschstudiengänge sowie das kommentierte Vorlesungsverzeichnis!
Während des Studiums – vor allem an einer Uni – arbeiten Sie intensiv mit wissenschaftlichen, theoretischen Texten und müssen viel lesen, aber auch selbst schreiben.
Ideal ist, wenn Sie Freude am Forschen und Analysieren haben und gerne "mit dem Kopf" arbeiten, und das auch ohne immer gleich zu wissen, wofür Sie Ihre gewonnenen Kenntnisse später im Berufsleben genau brauchen werden.
Meist sind Studiengänge an (Fach-)Hochschulen praxisorientierter als an Universitäten.
Das Studium, besonders an einer Uni, erfordert viel Selbstständigkeit und Organisationstalent. Sie haben große Freiheiten: Es gibt z. B. meist keine fertigen Stundenpläne, sondern Sie planen Ihr Studium selbst. Natürlich können Sie sich von den (studentischen) Studienfachberatungen unterstützen lassen.
Fristen für Prüfungen, die Rückmeldung für das nächste Semester usw. behalten Sie eigenständig im Blick. Bei den Lehrveranstaltungen besteht zwar prinzipiell Anwesenheitspflicht, doch jemanden, der alles kontrolliert oder Ihnen jeden Schritt vorschreibt – wie ein*e Klassenlehrer*in – gibt es an Universitäten nicht.
Das Studium an einer großen Uni wie der HU wird von manchen Student*innen als anonym empfunden. Kontakte stellen Sie selbst her. Es gibt keinen Klassenverband, dafür Kurse mit verschiedenen Dozent*innen.
In Fachschaftsinitiativen können Sie sich einbringen und Kontakt zu anderen Studis aus Ihrem Studienfach finden. Sowohl die Einführungsveranstaltungen zum Studienbeginn als auch diverse Mentoring-Programme erleichtern Ihnen den Studienbeginn und Sie können bereits Ihre Kommiliton*innen kennenlernen.
Anders als bei einer betrieblichen Ausbildung legen Sie sich mit einem Studium selten auf einen Beruf fest – hier entwickeln Sie sich selbst eine berufliche Perspektive.
Also: Probieren Sie sich aus! Die Fülle an beruflichen Möglichkeiten bietet viel Spielraum und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Oft erfolgt die Weichenstellung für konkrete Berufe erst mit dem Masterstudium. Schauen Sie sich darum gern jetzt schon das Angebot an Masterstudiengängen bei Hochschulkompass an.
Nutzen Sie auch Orientierungsangebote wie das Career Center der HU (für bereits immatrikulierte HU-Studierende) und der Hochschulteams der Agentur für Arbeit. Infos zu Berufsfeldern finden Sie im Portal Berufenet der Bundesagentur für Arbeit.
Im Durchschnitt hat ein*e Student*in zwischen 900 € und 1000 € im Monat zur Verfügung. Meist leben Studierende von der Unterstützung der Eltern, jobben oder beziehen BAföG. Daher ist das Einkommen eher niedrig und nach dem Studium müssen gegebenenfalls BAföG-Schulden getilgt werden.
Dafür haben Akademiker*innen im Beruf statistisch gesehen Aussicht auf einen höheren Verdienst. Natürlich gibt es keine Garantie und die Höhe des Verdienstes hängt u. a. von Studienfach, Branche, Region und Engagement ab.
Weitere Mittel zur Studienfinanzierung: Studienkredit und Stipendium. Beratungsangebote finden Sie auf der Website des Studierendenwerks.
Wenn Sie sich für ein Studium entscheiden, beginnen Sie – verglichen mit einer betrieblichen Ausbildung – verhältnismäßig spät mit dem Berufsleben. Wenn Sie aus diversen Gründen möglichst schnell in einen Beruf einsteigen möchten, eignen sich ein duales Studium oder andere Ausbildungswege besser.
Es gibt jedoch immer Alternativen, denn: Studierende sammeln bereits während des Studiums Berufserfahrung, indem sie nebenbei arbeiten, selbstständig sind oder Praktika absolvieren.
Bestimmte berufliche Türen kann nur ein erfolgreich abgeschlossenes Studium öffnen: Ärzt*innen und Anwält*innen etwa müssen ein Medizin- bzw. Jurastudium absolviert haben. Zudem schützt ein akademischer Abschluss statistisch gesehen vor Arbeitslosigkeit.
Welche Alternativen gibt es zu einem Studium an einer Uni?
Ob Sie an einer Universität studieren möchten oder lieber einen anderen (Ausbildungs-)Weg wählen: Es hilft, sich vorab gut zu informieren und Ihre Stärken, Neigungen und Ziele sprechen zu lassen. Übrigens, auch nach einer betrieblichen Ausbildung können Sie ein Studium beginnen.
Hier eine Reihe weiterer Ausbildungsmöglichkeiten:
Schulische AusbildungSchulische Ausbildungen werden u.a. von Fachakademien und Berufsfachschulen angeboten. Die Berufsausbildung erfolgt im Rahmen von Vollzeitunterricht.
Betriebliche AusbildungDer Klassiker. Die betriebliche – oder „duale“ – Ausbildung spielt in allen Berufsbereichen eine zentrale Rolle. Anders als bei einem Studium wechseln sich Berufsschulunterricht und die Arbeit im Ausbildungsbetrieb ab, Sie finden sich daher sehr schnell in den Beruf ein und arbeiten praxisnah. Klicken Sie hier, um sich einen Überblick über sämtliche Ausbildungsberufe zu verschaffen.
Duales StudiumEin Duales Studium verbindet eine betriebliche Ausbildung mit einem Studium: Sie erwerben einen Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf und gleichzeitig einen Hochschulabschluss.
Studium an (Fach-)Hochschulen für Angewandte WissenschaftenDas Studium an einer Fachhochschule oder Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist in der Regel praxisorientierter als an einer Uni. Informieren Sie sich über die Studieninhalte und vergleichen Sie Studiengänge an Universitäten und Hochschulen. Was spricht Sie eher an?
Kunst-, Film- und MusikhochschulstudiumSie wollen eigentlich Künstler*in, Filmemacher*in oder Musiker*in werden? Dann sind Sie womöglich an einer dieser Kunsthochschulen gut aufgehoben. Häufig ist die Aufnahme durch eine Eignungsprüfung und/oder Arbeitsproben beschränkt, informieren Sie sich bei Interesse daher frühzeitig.
Praktikum oder Auslandsaufenthalt zur OrientierungWünschen Sie sich mehr Zeit zur Orientierung? Ein zielgerichtet gewähltes Praktikum, FSJ, FÖJ, ein Auslandsaufenthalt usw. können helfen, die eigenen Stärken, Talente und Ziele zu erkennen und so eine fundierte Entscheidung für oder gegen ein Studium an einer Uni zu treffen.
Hier nochmal alle Selbstreflexionsfragen zum Ausfüllen und Weiterverwenden: