Die Sammlungen der Humboldt-Universität zu Berlin
Die Universität verfügt über umfangreiche und wissenschaftlich wertvolle Sammlungsbestände aus 200 Jahren Forschung, Lehre und Wissenstransfer

Abbildung 1: Glasplattendias der Foto- und Diasammlungen
Mediathek des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte.
Foto: Oliver Zauzig
Abgüsse der Giebelfiguren des Zeustempels aus Olympia, Sprachaufnahmen von Kaiser Wilhelm II., ein Mammutbaum, die Grabungsdokumentation zum UNESCO-Weltkulturerbe al-Musawwarat im Sudan, das Präparat eines Rinderbandwurms, der zur Länge von acht Metern angewachsen ist – es ist eine große Vielfalt von Objekten, denen man bei einem Streifzug durch die Sammlungen der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) begegnet.
Die Sammlungen, die vielfach bis heute in der Lehre eingesetzt werden und als Forschungsgrundlage dienen, verbinden Universitätsgeschichte, aktuelle Lehre und Wissenschaft sowie die Kommunikation mit diversen Gruppen inner- und außerhalb der Wissenschaft. Zahlreiche Bestände gelangten schon mit der Universitätsgründung 1810 aus der Berliner Kunstkammer und aus dem Besitz der Berliner Stadtgesellschaft ins Hauptgebäude Unter den Linden. Viele Spezialsammlungen kamen im Lauf der Geschichte dazu. Bis heute wachsen die Sammlungen durch aktuelle Forschung weiter. Sie zeigen die disziplinäre Ausdifferenzierung von Wissenschaft an der Humboldt-Universität. Es wurden und werden durch fachliche Veränderungen und institutionelle Neuausrichtungen immer wieder auch ganze Sammlungen oder Teile davon gezielt abgegeben. Das – und ihre intensive Nutzung bis hin zum Verbrauch einzelner Objekte – unterscheidet die Universitätssammlungen grundsätzlich von Museen.

Abbildung 2: Teil der Strukturmodelle der
Kristallographischen Lehrsammlungen
in Adlershof. Foto: Holm Kirmse
Heute befinden sich – je nach Zählung – circa 45 Sammlungen, die über fast alle Fakultäten der HU verteilt sind. Das Sammlungsportal gibt eine Übersicht über die Bestände, ihre Erschließung und die Ansprechpersonen. Viele Sammlungen sind weiterhin in Nutzung. Darüber hinaus sind sie auch gleichzeitig wichtige Spuren vergangener wissenschaftlicher Tätigkeiten. Als solche geben sie Zeugnis ab von wechselnden wissenschaftlichen Methoden, Glanzleistungen, streitbaren Thesen und verwerflichen Praktiken. Einige Sammlungen haben vordergründig repräsentativen Charakter, etwa die Kunstsammlung der HU, welche die identitätsstiftenden Denkmäler bedeutender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einschließt. Aber auch damit werden Lehrveranstaltungen durchgeführt und Forschende fragen gezielt nach Objekten. Die Ausstellungen im Tieranatomischen Theater, einem zentralen Ausstellungsort der HU, zeigen immer wieder Objekte aus den Institutssammlungen.
Wesentliche Sammlungsbestände aus der Geschichte der Berliner Universität und Wissenschaft befinden sich im Museum für Naturkunde Berlin, das auf die Universitätsgründung zurückgeht und seit 2009 der Leibniz-Forschungsgemeinschaft angehört. Dort ist zum Beispiel das besterhaltene Fossil des Urvogels Archaeopteryx lithografica und das weltweit größte aufgestellte Saurierskelett eines Brachiosaurus zu sehen. Auch die Charité besitzt umfangreiche Sammlungen, die sich zum großen Teil im Berliner Medizinhistorischen Museum befinden.
Ende 2020 eröffnete die HU das Humboldt-Labor, ihre Ausstellungs- und Veranstaltungsräume im Berliner Humboldt Forum. Hier sind Objekte aus acht Sammlungen der Universität ausgestellt. Geplant ist, Objekte oder Objektgruppen in regelmäßig wechselnden Ausstellungen und Veranstaltungsformaten zu zeigen. Dabei ist das Zusammenspiel der Präsentation von Sammlungsobjekten, aktueller Forschung aus den Fakultäten und Instituten der HU sowie den hochschulübergreifenden Exzellenzclustern und der Berlin University Allianz kuratorisches Grundprinzip. Auf diese Weise werden neue Verbindungen zwischen vergangener Forschungspraxis und aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen geschaffen und die Objekte in neue Bedeutungskontexte gerückt – ein Aspekt, der die wissenschaftlichen Sammlungen aufgrund ihrer Einbindung in die Forschung und Lehre ganz grundsätzlich ausmacht.
Kontakt
Zentraler Sammlungskoordinator der Humboldt-Universität zu Berlin
Dr. Oliver Zauzig