Isabel Hartung
Koscher(es) Leben in Berlin. Eine empirische Forschung über die Lebensbedingungen von Juden in Berlin.
Zusammenfassung der Magisterarbeit
Das Konzept geistiger und körperlicher Reinheit nimmt im Judentum eine zentrale Position ein. Der Bedeutungsumfang des Wortes koscher reicht von der Qualität der Nahrung über den kultisch-rituellen Aspekt bis hin zur moralisch-ethischen Integrität des Individuums. Unter dem Begriff Kaschrut wird die Gesamtheit der jüdischen Speisegesetze zusammengefasst. Die Arbeit geht der Frage nach, wie Juden im heutigen Berlin diese fundamentale Traditionen ihres Glaubensbekenntnisses leben und erleben.
Dabei werden Probleme der institutionellen Umsetzung der Kaschrut in Einrichtungen der Gemeinde oder in Verkaufseinrichtungen diskutiert, die differierenden Ansichten verschiedener religiöser Strömungen erläutert und Kontroversen innerhalb der Gemeinde aufgezeigt. Die Auseinandersetzung um die „richtige“ Auslegung und Umsetzung der Speisegesetze zeigt sich als eine Diskussion im Prozess, die seit der Aufklärung nichts von ihrer Brisanz verloren hat.
Wie sich der Alltag unter Berücksichtigung der traditionellen Speisegesetze gestalten kann und welchen Einfluss eine streng religiöse Lebensführung auf die zwischenmenschlichen Beziehungen hat, ist der Schwerpunkt des empirischen Forschungsteils. Die Art und Weise, wie Kompromisse und Toleranz generell, aber auch von jedem einzelnen Interviewpartner neu und individuell interpretiert werden, macht die Bandbreite und die Komplexität der Thematik deutlich.
Nachgegangen wird auch der Frage nach dem WARUM, nach dem Sinn der Einhaltung der Kaschrut sowie nach der Bedeutung für die Identitätskonstruktion und die Verortung in der jüdischen Gemeinschaft. Dass die Abgrenzung zwischen streng religiösen Juden und weniger religiösen Juden dabei häufig stärker ist als die zwischen Juden und Nichtjuden, ist nur eines der interessanten und für manche überraschenden Forschungsergebnisse.
Als Gegenpol zu vielen historischen und philosophischen Darstellungen soll diese Arbeit zeitgemäße Probleme und Entwicklungstendenzen sichtbar machen und zu einem neuen Umgang mit dem Thema „Jüdisches Leben in Deutschland“ beitragen. Möglich wurde sie nur durch die unerwartete Offenheit und das Vertrauen meiner Interviewpartner und die große Unterstützung meiner Professoren Prof. Dr. Sigrid Jacobeit und Prof. Dr. Joachim Schlör.
Lebenslauf
Ausbildung |
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2006 – 2007 | Magisterarbeit und Studienabschluss |
2003 | Auslandsstudium an der Universitat Autònoma de Barcelona (Spanien) |
ab 2000 | Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin (Europäische Ethnologie, Kulturwissenschaften, Erziehungswissenschaften) |
1997 – 2000 | Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Citibank Privatkunden AG |
1997 | Abitur |
1991–1997 | Gymnasium in Berlin-Marzahn |
Praktische Erfahrungen |
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2005 - 2007 | Stiftung Jüdisches Museum Berlin: Besucherbetreuung als Host im Jüdischen Museum Berlin |
2007 | Humboldt-Universität zu Berlin, Projekt "Oral History" |
2004 | Deutsche Handelskammer für Spanien in Barcelona |