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Women by the Waterfront: Modernist (Re)Visions of Gender, Self and Littoral Space

Kathrin Tordasi hat an der Humboldt-Universität im Fach Englische Literatur und Kultur promoviert. Für ihre Dissertation wurde sie mit dem Humboldt-Preis 2016 ausgezeichnet.
Kathrin Tordasi

Abbildung: privat

Zusammenfassung

Die vorliegende Dissertation im Fach Englische Literatur und Kultur untersucht den Einfluss liminaler Strandräume auf die Konstruktion und Dekonstruktion von Geschlecht und Identität am Beispiel literarischer Strandgängerinnen. Ausgehend von der These, dass der Strand aufgrund seiner kulturellen Prägung für Frauen eine ambivalente Bedeutung innehat, reflektiert die Arbeit den Strand sowohl als einen geschlechtlich bestimmten Raum (gendered space) als auch einen ‚room of their own‘: Einen Raum, den Frauen für sich beanspruchen, um dort die gängigen Konventionen von Geschlechtsidentität und Geschlechterordnung zu hinterfragen und zu durchbrechen.

Women by the Waterfront verfolgt drei Ziele: Erstens soll der Einfluss von Geschlechterdiskursen auf die Konzeption, Darstellung und das Erleben von Räumen erläutert werden. Zweitens soll der Strand als liminaler Raum definiert und sein Potential als Schwellenort erörtert werden. Drittens soll die Arbeit zeigen, wie sich insbesondere modernistische Literatur den liminalen Strand zu Nutze macht, um Genderkonventionen zu unterlaufen und die Notwendigkeit von Gender als zentrale Wissenskategorie in Frage zu stellen.

Der Forschungsrahmen, den die Dissertation für ihre Analysen etabliert, setzt sich zusammen aus Konzepten und Theorien der Literatur- und Kulturwissenschaft, der Gender Studies und Queer Theory, sowie der Filmanalyse, der Anthropologie und Philosophie. Die Literaturanalysen befassen sich im Überblick u.a. mit Werken von Jane Austens unvollendetem Roman Sanditon (1817) bis hin zu Jane Campions Film The Piano (1993). Das Hauptaugenmerk der Analyse richtet sich jedoch auf Werke der Autorinnen Virginia Woolf, Katherine Mansfield, Kate Chopin und Stevie Smith. Mit ihrem Fokus auf Momente des Übergangs und der Entgrenzung verwenden diese Autorinnen den Strand als literarischen Ort und Quelle für ihre Bildsprache um letztlich jene Kausalkette aufzubrechen, die biologisches Geschlecht (sex), soziales Geschlecht (gender) und sexuelles Begehren in scheinbarer Kohärenz verknüpft. Women by the Waterfront macht die Innovationsleistung dieser Texte deutlich und zeigt, wie literarische Darstellungen eines liminalen Strandes traditionelle (und oftmals reduktive) Wissensordnungen unterwandern. Ebenso hebt sie die alternativen Auffassungen von Identität hervor, die diese Texte anbieten, und erläutert deren Auswirkungen. Schlussendlich argumentiert die Dissertation, dass ein Denken und Schreiben jenseits eines essentialistischen und binären Geschlechterverständnisses nicht nur möglich ist, sondern auch bisher unausgeschöpfte Möglichkeiten der Selbstentfaltung in Aussicht stellt.